Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die fabelhafte Miss Braitwhistle

Die fabelhafte Miss Braitwhistle

Titel: Die fabelhafte Miss Braitwhistle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ludwig
Vom Netzwerk:
den er eigentlich essen wollte. Das hat ihm natürlich nicht gefallen und nun brüllte er auch. Es war ein ziemlicher Lärm, da ertönte auf einmal ein Pfiff und alle waren still.
    Der Pfiff kam aus einer Trillerpfeife und in die Trillerpfeife geblasen hatte Miss Braitwhistle.
    Trillerpfeifen kannten wir nur aus dem Sportunterricht. Herr Fischli hat eine aus rotem Plastik. Und wenn er da reinbläst, heißt das, dass wir loslaufen oder -springen sollen.
    Miss Braitwhistles Trillerpfeife war aus Silber, und sie klang auch anders, irgendwie mehr wie das Trillern von einem Vogel.
    Aki hat sich auf seinen Platz gesetzt, Max kratzte sich den zerdrückten Schokokuss vom Hintern und Hugo rückte seine Brille zurecht.
    »Nun, das scheint eine recht lebhafte Klasse zu sein, Frau …«, begann der Schulinspektor.
    »Miss Braitwhistle«, sagte Miss Braitwhistle und stellte die Teetasse auf das Pult. »Und Sie heißen Mulch?«
    »Wühlisch«, sagte Herr Wühlisch.
    »Wuhlick«, wiederholte Miss Braitwhistle. »Das ist aber kein hubscher Name.«
    »Da haben Sie leider recht«, sagte der Inspektor. Dann ist ihm anscheinend wieder eingefallen, dass er ja von der Schulpolizei war, und er hat streng gefragt: »Welches Fach unterrichten Sie gerade, Miss äh …?«
    Miss Braitwhistle schaute uns an. »Was wir haben jetzt?«
    Hugo riss den Arm hoch. »Biologie!«
    »Biology, sehr gut. Und welches Thema habt ihr in die letzte Stunde gemacht?«, fragte sie weiter und schaute jeden von uns an. »Henni, please.«
    Henni hatte sich aber nicht gemeldet, nur gegähnt und dabei die Arme ausgestreckt. Frau Taube kannte das und nahm Henni auch nie dran.
    »Henni!«, wiederholte Miss Braitwhistle.
    »Häh?«, machte Henni.
    »Blut!«, schrie Hugo. »Wir haben Blut gemacht!«
    »Ihr habt Blut gemacht?«, fragte Miss Braitwhistle. »Wen ihr habt geschlachtet?« Sie sah sich suchend um, als lägen irgendwo Messer und Äxte in der Klasse.
    Der Inspektor von der Schulpolizei räusperte sich. »Ich glaube, die Kinder meinen den Blutkreislauf, Miss äh …«
    »Well«, sagte Miss Braitwhistle. »Wer mir kann erklaren die Kreislauf von das Blut?«
    Keiner hat sich gemeldet, wir hatten alle Angst, dass der Inspektor von der Schulpolizei uns verhaftet, wenn wir was Falsches sagen.
    Miss Braitwhistle hat mich angeguckt: »Was ist mit dir, Franz?«
    Dummerweise hatte ich in der letzten Stunde überhaupt nichts mitbekommen, weil Aki und ich ausprobiert haben, ob man noch was hört, wenn man sich Knete in die Ohren steckt.
    Man hört nichts, das weiß ich jetzt. Aber ich wusste nicht, wie das mit dem Blut funktionierte.
    »Na, das Blut kreist eben so rum im Körper«, hab ich gesagt und einen Kreis in die Luft gemalt.
    »Well«, sagte Miss Braitwhistle noch einmal. »Weiß jemand mehr?«
    Natürlich hat sich Hugo gemeldet. Er weiß immer mehr. Denkt er.
    Er hat seine Brille zurechtgerückt und gesagt: »Blut ist eine Flüssigkeit und Flüssigkeiten fließen von oben nach unten.«
    »Das heißt, du hast kein Blut in deine Kopf, sondern in deine Fuße«, sagte Miss Braitwhistle.
    Wir haben natürlich alle gelacht, und Hugo hat einen roten Kopf bekommen, also hatte er da doch Blut drin.
    »Blut transportiert Sauerstoff, und den braucht man zum Denken«, hat Clemens gemeint. »Wenn das Gehirn nicht durchblutet wird, stirbt man.«
    »Perfect!«, hat Miss Braiwhistle gesagt, und plötzlich war sie weg. Also nicht richtig weg, nur ihr Kopf war weg. Und da, wo vorher ihr Kopf gewesen ist, waren jetzt ihre Füße.
    Miss Braitwhistle stand kopf. Wir dachten schon, gleich sieht man ihre Unterhose, aber wir haben nichts gesehen, weil der Rock oben geblieben ist. Auch sehr merkwürdig.
    »Das macht klare Gedanken«, sagte sie. Aber es war nicht so gut zu verstehen, weil ihr Kopf so weit unten war.
    »Come on, lazybones! Ihr auch, los!«
    Wir sahen uns an. Sollten wir wirklich Kopfstand machen?
    Annalisa fuhr mit der Schuhspitze über den Boden. »Der ist doch ganz dreckig«, maulte sie.
    Aber ehe sie wieder anfangen konnte zu heulen, stand Annalisa auch schon auf dem Kopf. Ihr folgten Henni, dann die Puppenzwillinge. Das wollten wir Jungs nicht auf uns sitzen lassen. Was die Mädchen konnten, konnten wir schon lange. Und merkwürdigerweise war es gar nicht schwer. Ich hockte mich hin, legte die Stirn auf den Boden, und wie von einer unsichtbaren Hand hochgezogen, ragten meine Beine plötzlich in die Luft.
    Es sah sehr lustig aus, wie wir da alle verkehrt herum in der

Weitere Kostenlose Bücher