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Die fabelhafte Miss Braitwhistle

Die fabelhafte Miss Braitwhistle

Titel: Die fabelhafte Miss Braitwhistle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ludwig
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Klasse standen. Alle? Nein, nicht alle. Der Inspektor von der Schulpolizei stand als Einziger richtig rum. Oder falsch rum. Je nachdem.
    »Sie auch, Mister Wuhlick«, rief Miss Braitwhistle.
    »Aber ich kann doch nicht hier und jetzt …«
    »Das kann everybody, auch Sie!«
    Nun versuchte auch der Inspektor, einen Kopfstand zu machen, es gelang ihm, aber er schwankte dabei wie ein alter Baum im Wind, und aus den Taschen seines Jacketts purzelten lauter Sachen.
    Natürlich guckten wir genau hin, weil wir dachten, gleich fällt eine Pistole raus oder Handschellen oder ein Schlagstock. Aber nichts dergleichen. Nur eine Schachtel Streichhölzer, ein Hustenbonbon, zwei ausgeleierte Schnipsgummis, ein zerknülltes Taschentuch und zum Schluss etwas Rundes Braunes. Es rollte über den Boden. Eine Kastanie. Sie war schon ein wenig verschrumpelt, aber es war eindeutig eine Kastanie.
    »Merkt ihr, wie ihr denkt klar?«, hat Miss Braitwhistle gefragt.
    »Mir wird schwummerig!«, jammerte Hugo.
    »Und mir wird schlecht!« Max rülpste einen auf-dem-Kopf-stehenden Rülpser, der sehr komisch klang.
    Mit einem eleganten Satz stand Miss Braitwhistle plötzlich wieder auf ihren Füßen.
    Ich versuchte es auch, fiel aber der Länge nach hin und auf Max drauf. Da fiel ich zwar weich, aber Max rülpste noch mehr.
    Auf dem Boden herrschte jetzt ein schreckliches Durcheinander von Armen und Beinen und roten Köpfen.
    Als ich mich einigermaßen aufgerappelt hatte, sah ich, dass Miss Braitwhistle dem Inspektor die Hände hinhielt und ihn hochzog. Auch er hatte einen Kopf so rot wie eine Tomate.
    Kaum stand er, bückte er sich auch schon wieder, um seinen Krimskrams einzusammeln. Die Kastanie bemerkte er nicht.
    Ich hab noch überlegt, ob ich ihn drauf aufmerksam machen soll, da hab ich gesehen, wie Miss Braitwhistle sie eingesteckt hat. Dabei lagen draußen auf dem Hof so viele Kastanien rum, schöne glänzende, nicht schon halb vertrocknete wie die.
    In diesem Moment klingelte es zur Pause.
    Zuerst hab ich gedacht, das sei falscher Alarm. Konnte die Stunde wirklich schon rum sein? Aber draußen vor der Tür war Kreischen und Trampeln zu hören, also musste es stimmen.
    »Das war ja eine unterhaltsame Stunde«, sagte der Inspektor zu Miss Braitwhistle. »Da hab ich direkt etwas gelernt.«
    »Und was?«, fragte Miss Braitwhistle.
    Der Inspektor fuhr sich durch seine paar Haare, die er noch hatte und die wild von seinem Kopf abstanden. »Die Welt sieht wirklich anders aus, wenn man auf dem Kopf steht. Das sollte ich in Zukunft vielleicht mal öfter tun.«

4. KAPITEL
    Rutsch mir doch den Buckel runter!
    Wir sind auf den Hof gegangen und haben uns an die Mauer gelehnt. Herr Pommerenke fegte unter der Kastanie das Laub zusammen und hat dem Baum böse Blicke zugeworfen. Dabei konnte die arme Kastanie doch gar nichtsdafür, dass sie ihre Blätter verlor. Aber alles, was Schmutz macht, kann Herr Pommerenke nicht leiden, am wenigsten natürlich uns.
    Max packte sein Pausenbrot aus und starrte es traurig an. »Ich hab gar keinen Hunger mehr. In meinem Bauch dreht sich noch alles.«
    »Was ist denn drauf auf dem Brot?«, fragte Henni. Sie hatte ihrs natürlich wieder zu Hause vergessen. Eine Zeit lang ist ihre Mutter in der großen Pause gekommen und hat es ihr gebracht. Aber natürlich war das voll peinlich. Und seit Henni in der Vierten ist, macht ihre Mutter das auch nicht mehr. Dafür bettelt uns Henni jetzt immer an.
    Max klappte sein dickes Brot auseinander. »Käse, Schinken, Ei …«
    Die Brote von Max sind immer doppelt so dick wie die, die meine Mutter mir mitgibt.
    »So viel fettes Zeug ist aber ganz ungesund«, hat Hugo gemeint. Dabei war er bestimmt nur neidisch, er hat nämlich immer nur Selleriestangen und zuckerfreie Müsliriegel dabei.
    »Ich find’s lecker«, sagte Henni und seufzte.
    »Du kannst es haben.« Max wollte ihr gerade das Brot geben, da bekam Hugo von hinten einen Schubs und fiel auf Max drauf.
    Und dann lagen alle auf der Erde: Hugo, Max und das Brot. Nur der Belag lag nicht mehr drauf, der war überall verteilt: Der Käse, der Schinken und das Ei.
    Hugo hat sich aufgerappelt, seine Brille zurechtgerückt und gesagt: »Das habt ihr jetzt davon.«
    Sofort kam Herr Pommerenke angelaufen. »Was ist das denn für eine Sauerei!«, schrie er. »Ihr wollt wohl, dass der Inspektor kommt, drauf ausrutscht und ich hab dann die Verantwortung!«
    Ehe wir etwas sagen konnten, hatte er Schinken, Käse und Ei zusammengefegt und in

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