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Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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gemerkt hatten, dass er fort war, würde es ihnen in den nächsten Sekunden auffallen.
    »Ratten in der Futterkammer«, rief er hinauf. »Hab eine erschlagen.« Es war keine sehr überzeugende Ausrede; es waren immer Ratten in der Futterkammer, und niemand hätte auch nur einen Finger gerührt, um mitten in der Nacht nachzusehen, woher die Geräusche kamen, geschweige denn, im Dunkeln Jagd auf sie zu machen.
    Hanks stieß einen angewiderten Laut aus, und sein Bettzeug raschelte. »Der Schotte treibt’s mal wieder mit den Pferden«, sagte er im Umgangston zu Crusoe, jedoch laut genug, um auch unten verstanden zu werden. »Ich sollte Seine Lordschaft darauf ansprechen.«
    Crusoe grunzte wütend. »Nun, was auch immer du da unten treibst, MacKenzie, mach es leise!«, rief er und warf sich aufgebracht auf seinem Strohlager herum.
    Jamies Herz hämmerte jetzt wieder, diesmal vor Ärger und Aufregung. Er griff nach der jungen Frau – ein altes Weib hätte nicht so gekreischt –, diesmal aber langsam, und sie leistete keinen Widerstand, als er sie am Arm fasste. Er führte sie durch die gepflasterte Stallgasse ins Freie. Rumpelnd schloss er das Schiebetor hinter ihnen.
    Es war so kalt, dass er aufkeuchte, denn ein eisiger Wind presste ihm das Hemd an den Körper und raubte ihm den Atem. Der Mond wurde von einer dahinrasenden Wolke verdeckt, doch das Leuchten am Himmel reichte aus, um zu erkennen, wer die Störenfriedin war.
    »Was zum Teufel wollt Ihr?«, fuhr er sie an. »Und woher wusstet Ihr, wo ich war?« Es hatte ihm schon gedämmert, dass sie nicht zufällig im Heu auf ihn gestoßen war, denn warum sollte sich eine Kammerzofe nachts in den Stallungen herumtreiben? Sie war auf der Suche nach ihm gewesen.
    Betty hob das Kinn.
    »Da ist ein Mann, der mit Euch sprechen möchte. Er schickt mich, es Euch zu sagen. Und ich habe gesehen, wie Ihr vom Heuboden gestiegen seid.«
    Der letzte Satz hing zwischen ihnen in der Luft, aufgeladen wie eine Leidener Flasche. Bei der geringsten Berührung würde sich ein Funke bilden, der ihm die Haare zu Berge stehen ließ. Himmel. Hatte sie auch nur die geringste Ahnung, was er getan hatte?
    Er erspähte den Hauch eines Grinsens in ihrem Gesicht, bevor es vom Schatten einer Wolke verdunkelt wurde, und seine Ohren wurden plötzlich heiß, weil ihm das Blut in den Kopf stieg.
    »Was für ein Mann?«, sagte er. »Wo?«
    »Ein Ire«, sagte sie. »Aber ein feiner Herr. Er sagt, ich soll Euch sagen, der grüne Zweig wird Blüten tragen. Und Ihr sollt ihn im Hochmoor treffen, bei der alten Schäferhütte.«
    Er erschrak so sehr, dass er die Kälte beinahe vergaß, obwohl ihm der Wind durch das Leinenhemd fuhr und er so sehr zitterte, dass er kaum sprechen konnte, ohne dass seine Stimme zitterte. Und das kam nicht in Frage.
    »Ich habe nichts mit irgendwelchen Iren zu tun«, zischte er. »Und falls er zurückkommt, könnt Ihr ihm das sagen.« Er hob die Hand an die Tür und wandte sich zum Gehen. »Ich gehe in mein Bett zurück. Gute Nacht.«
    Eine Hand fuhr ihm sacht über den Rücken und hielt knapp über seinem Gesäß inne. Er konnte spüren, wie ihm dort die Haare zu Berge standen wie einem Dachs, und es kam nicht von der Kälte.
    »Euer Bett ist doch inzwischen kalt wie der Tod.« Sie war dicht an ihn herangetreten; er konnte eine Spur ihrer Körperwärme hinter sich fühlen, und ihr heißer Atem drang ihm durch das Hemd. Und sie hatte immer noch die Hand auf ihm liegen. Weiter unten jetzt. »Meins ist um einiges wärmer.«
    Grundgütiger . Mit zusammengekniffenem Hintern bewegte er sich langsam von ihr fort und schob das Tor auf.
    »Gute Nacht«, sagte er, ohne sich umzudrehen, und betrat die Dunkelheit des Stalls, in dem es seltsam raschelte. Er sah sie noch einmal flüchtig, als er sich umdrehte, um das Tor zu schließen. Im flackernden Mondschein stand sie da, die Augen zusammengekniffen wie eine wütende Katze.
    ER GAB SICH KEINE MÜHE , leise zu sein, als er die Leiter zum Heuboden wieder hinaufstieg. Hanks und Crusoe schwiegen vielsagend, obwohl er nicht glaubte, dass einer von ihnen schlief. Der Himmel wusste, was sie über den nächtlichen Zwischenfall erzählen würden, doch ihm war nicht danach, sich ihretwegen Sorgen zu machen. Er hatte genug anderes im Kopf.
    Betty zum Beispiel. Denn wenn jemand auf dem Anwesen von Helwater sein großes Geheimnis kannte, war sie es. Betty war Geneva Dunsanys Zofe gewesen, bevor sie nach Genevas Tod die Zofe ihrer Schwester wurde. Doch wie

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