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Die Familie ohne Namen

Die Familie ohne Namen

Titel: Die Familie ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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gleich einem Meeresarme ausbreitet, erbaut ist. Quebec besteht aus der oberen Stadt auf einem steilen Abhange, der den Lauf des Stromes beherrscht, und aus der längs des Ufers sich hinziehenden unteren Stadt, wo die Magazine und die Docks errichtet sind, mit engen Straßen und hölzernen Fußwegen, meist hölzernen Häusern, den Gebäuden der Post und der Marine, mit wenigen Palästen in großartigerem Style, wie dem Palaste des Gouverneurs, der englischen und französischen Hauptkirche, einer von Spaziergängern sehr belebten Esplanade und einer Citadelle mit ziemlich zahlreicher Besatzung – so sah damals die alte Stadt Champlain aus, die übrigens eine weit malerischere Lage hat, als die neueren Städte Nordamerikas.
    Von des Gouverneurs Garten aus erstreckte sich die Aussicht weit hin über den herrlichen Strom, dessen Fluthen sich thalabwärts bei der Insel Orleans gabelförmig theilen. Der Abend war prächtig, die stille Atmosphäre wurde heute nicht durch den rauhen Hauch des Nordwestwindes gestört, der zu jeder Jahreszeit so verderblich ist, wenn er längs des St. Lorenzothales dahinstreicht. Im Schatten eines grünen viereckigen Platzes, dessen eine Seite vom Lichte des Mondes erhellt war, erhob sich die vierseitige Pyramide, die zum Andenken an Wolfe und Montcalm, beide an einem Tage im Tode vereint, errichtet war.
    Schon seit einer Stunde unterhielten sich der Gouverneur und die drei anderen hohen Persönlichkeiten von dem Ernste der Lage, der sie nöthigte, unausgesetzt auf der Hut zu sein. Allzu deutlich machten sich bereits die Vorzeichen eines bald ausbrechenden Aufstandes bemerkbar; es erschien also angezeigt, jeder Eventualität gegenüber gerüstet zu sein.
    »Ueber wie viel Mann können Sie verfügen? fragte Lord Gosford den Commandanten John Colborne.
    – Leider nur über eine sehr beschränkte Anzahl, antwortete dieser, und dazu muß ich immer noch zum Theile die Grafschaft von den Besatzungstruppen entblößen.
    – Geben Sie bestimmte Zahlen an, Herr Commandant.
    – Ich könnte nur drei Bataillone und sieben Compagnien Infanterie aufstellen, denn es ist unmöglich, die Garnison der Citadellen von Quebec und Montreal zu vermindern.
    – Was haben Sie an Artillerie?
    – Drei oder vier Feldstücke.
    – Und an Reitern?
    – Nicht mehr als einen Zug.
    – Wenn es nothwendig würde, diese Truppenstärke in den angrenzenden Grafschaften zu zerstreuen, bemerkte Oberst Gore, so ist sie völlig unzureichend. Vielleicht ist es doch zu bedauern, Herr Gouverneur, daß Eure Herrlichkeit die von den Loyalisten gebildeten constitutionellen Vereinigungen aufgelöst haben! Wir hätten da mehrere Hundert freiwillige Schützen, deren Hilfe gar nicht zu verachten wäre.
    – Ich durfte diese Verbände sich nicht organisiren lassen, erwiderte Lord Gosford, ihre Berührung mit der Bevölkerung hätte unzweifelhaft täglich Reibereien herbeigeführt, und wir müssen uns vor Allem hüten, was eine Explosion beschleunigen könnte. Wir befinden uns in einer Pulverkammer und dürfen nur in Filzschuhen gehen!«
    Der General-Gouverneur übertrieb wirklich nicht. Er war ein Mann von scharfem Verstande und versöhnlichem Gemüthe. Seit seinem Eintreffen in der Colonie hatte er den französischen Ansiedlern gegenüber ziemlich viel Wohlwollen an den Tag gelegt – wie der Geschichtsschreiber Garneau berichtet – ebenso eine leichte Heiterkeit, welche mit dem canadischen Frohsinn gut übereinstimmte.
    Wenn der Aufruhr noch nicht ausgebrochen war, so verdankte man das der Umsicht, der Milde und dem Gerechtigkeitssinne, den Lord Gosford in allen Beziehungen zu den Einwohnern des Landes niemals verleugnete. Seiner Natur und seinem Verstande nach war er entschiedener Feind gewaltsamer Maßregeln.
    »Die Gewalt, wiederholte er öfter, unterdrückt zwar auf Zeit, doch nicht auf die Dauer. In England vergißt man gänzlich, daß Canada der Nachbar der Vereinigten Staaten ist, und daß diese es durchgesetzt haben, ihre Unabhängigkeit zu erkämpfen. Ich durchschaue es vollständig, daß das Ministerium in London eine streitbare Politik haben will. Auf Antrag der Commissäre hat auch das Haus der Lords ebenso wie das der Gemeinen mit größerer Stimmenmehrheit einen Vorschlag angenommen, der darauf hinausläuft, die Abgeordneten der Opposition in Anklagezustand zu setzen, die öffentlichen Einkünfte ohne Controle zu verwenden, und die Verfassung dahin abzuändern, daß die Districte eine doppelte Anzahl Wähler englischen

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