Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Familie ohne Namen

Die Familie ohne Namen

Titel: Die Familie ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
heldenmüthigen Papineau, niemals auf, die Autorität der Hauptstadt nach allen Seiten anzugreifen – in der Frage der Wahlen, in der der Ländereien, welche englischen Colonisten in ungeheurer Ausdehnung zugetheilt werden u.s.w. Die Gouverneure mögen nun die Kammer vertagen oder auflösen – Alles wirkt so gut wie nichts. Die Opponenten lassen sich nicht einen Augenblick entmuthigen.
    Die Königlichen – die Loyalisten, wie sie sich nennen – haben den Vorsatz, die Verfassung von 1791 abzuschaffen, Canada wieder zu einer Provinz zu vereinigen, um dem englischen Elemente mehr Einfluß zu sichern, und den Gebrauch der französischen Sprache zu verbieten, obwohl diese bisher die Parlaments-und Gerichtssprache geblieben war. Papineau und seine Freunde widersetzen sich aber mit solcher Energie, daß die Krone darauf verzichtet, das abscheuliche Project auszuführen.
    Inzwischen wird der Streit immer hitziger. Die Wahlen veranlaßten sehr ernste Zusammenstöße.
    Im Mai 1831 bricht in Montreal ein Aufstand aus, der drei französischen Canadiern das Leben kostet. In vielen Meetings versammelt sich die Bevölkerung der Städte und des platten Landes, und in der ganzen Provinz entwickelt sich eine lebhafte Propaganda. Schließlich zählt ein Manifest in vierundzwanzig Resolutionen die Beschwerden der canadischen Race gegen die englische auf, und fordert die Versetzung des Generalgouverneurs Lord Aylmer in Anklagezustand. Das Manifest wird trotz des Widerspruches einiger Reformer, welche es für unzulänglich erklären, von der Kammer angenommen. Im Jahre 1834 werden Neuwahlen nothwendig. Papineau und seine Parteigänger werden wiedergewählt. Getreu den Forderungen der vorhergehenden Volksvertretung, bestehen sie darauf, den Generalgouverneur anzuklagen. Da wird die Kammer im März 1835 vertagt, und das Ministerium ersetzt den Lord Aylmer durch den königlichen Commissär, Lord Gosford, dem noch zwei Commissäre beigegeben sind, mit dem Auftrage, die Ursache der herrschenden Aufregung zu ergründen. Lord Gosford sichert die friedfertigsten Maßnahmen seitens der Krone gegen ihre Unterthanen jenseits des Weltmeeres zu, ohne etwas anderes zu erreichen, als daß die Abgeordneten sich zur Anerkennung der Vollmachten der Untersuchungscommissionen bereit finden lassen.
    Im Laufe der Zeit hat sich nun in Folge von Einwanderungen die englische Partei allmählich verstärkt – sogar in Unter-Canada. In Montreal und Quebec bilden sich constitutionelle Vereinigungen, um die Reformer niederzudrücken. Sieht sich der Gouverneur auch genöthigt, diese Vereinigungen aufzulösen, da sie im Widerspruche gegen das Gesetz zusammengetreten sind, so bleiben dieselben doch jeden Augenblick zu thätigem Eingreifen bereit. Auf beiden Seiten empfindet man es, daß der Angriff ein sehr lebhafter werden wird. Das anglo-amerikanische Element ist herausfordernder als je. Es handelt sich ja darum, Unter-Canada durch alle Mittel und Wege völlig zu englisiren. Die Patrioten sind entschlossen, auf gesetzlichem und ungesetzlichem Wege Widerstand zu leisten. Bei dieser so gespannten Sachlage konnten furchtbare Zusammenstöße nicht ausbleiben. Das Blut beider Racen fließt in Strömen auf dem, einst durch die Kühnheit französischer Entdecker eroberten Boden.
    So sah es in Canada im Jahre 1837 zu Anfang dieser Erzählung aus. Es erschien uns wichtig genug, den Antagonismus der Abstammung der französischen und der englischen Elemente zu beleuchten, und ebenso die Lebensfähigkeit der Einen, wie die Zähigkeit der Anderen.
    War übrigens dieses Neu-Frankreich nicht ebenso ein Stück des Vaterlandes, wie Elsaß-Lothringen, das uns durch übermächtigen Einfall dreißig Jahre später entrissen werden sollte? Und geben die Anstrengungen der französischen Canadier, jenem mindestens seine Autonomie zurückzuerwerben, nicht ein Beispiel, welches die Franzosen von Elsaß und Lothringen niemals vergessen sollten?
    Um ihre Maßnahmen gegenüber einer voraussichtlichen Empörung zu berathen, waren der Gouverneur Lord Gosford, der Oberbefehlshaber Sir John Colborne, der Oberst Gore und der Polizeiminister Gilbert Argall am Abend des 23. August zusammengetroffen.
    Die Indianer bezeichnen mit dem Worte »Kebec« jede Verengerung eines Flusses, die durch die plötzliche Annäherung der Ufer eines solchen entsteht. Hiervon ist der Name der Hauptstadt abzuleiten, welche auf einem Vorgebirge, einer Art Gibraltar, flußaufwärts an der Stelle, wo der St. Lorenzo sich

Weitere Kostenlose Bücher