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Die Farbe der Liebe

Die Farbe der Liebe

Titel: Die Farbe der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vina Jackson
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seine Frau es verstand.
    Der Ingenieur rang nach Luft. »Nicht hier. Und nicht so«, keuchte er. »Ich möchte in dir sein.« Wenn sie sich zum ersten Mal seit der Geburt des Kindes liebten, wollte er es mit jeder Faser auskosten. Es sollte ein unvergessliches Erlebnis werden.
    Als die Frau ihn freigab, kniete er sich neben sie. Die rauen Planken riefen ihn schmerzhaft in die Wirklichkeit zurück. Rasch hangelte er nach ihrem abgelegten Nachthemd, breitete es auf dem Steg aus, half ihr zärtlich, sich darauf auszustrecken, und spreizte ihre Beine.
    Mit weit ausgestreckten Armen hieß sie ihn willkommen und sehnte sich danach, ihn gleich in sich zu spüren.
    Er fühlte mit dem Finger, ob sie feucht war, dann schob er sich zwischen ihre Schenkel und machte sich bereit, in sie einzudringen.
    Durch die Baumkronen hinter ihnen fuhr unvermittelt eine Bö, mit einem Mal hörte der Ingenieur Äste knarzen und Blätter rauschen. Als er sich aus einer Ahnung heraus umdrehte, meinte er, einen huschenden Schatten zwischen zwei Bäumen zu sehen, der aber wie ein Geist sofort verschwand. Ihm wurde schwer ums Herz.
    »Was ist?«, fragte sie.
    »Ich weiß nicht«, sagte er. »Einen Augenblick habe ich geglaubt, da steht jemand zwischen den Eichen und beobachtet uns.«
    »Siehst du schon wieder Gespenster?«, fragte sie. »Außerdem, was macht es schon? Vergiss nicht, wir sind jetzt verheiratet. Und es wäre auch nicht das erste Mal, dass man uns nackt sieht, oder?«
    Er spähte noch eine Weile auf die schmale Lücke zwischen den Bäumen, dann wandte er sich wieder ihr zu. »Es war wohl nichts. Kein Grund zur Sorge.«
    Er hatte ihr nicht erzählt, dass ihm am Tag zuvor im Dorf, als er Milch und andere Lebensmittel besorgte, ein Paar aufgefallen war, das nicht wie normale Touristen aussah. Aus den Augenwinkeln hatte er beobachtet, dass ihn die Frau eine Spur zu aufmerksam musterte; doch in seiner Zeit beim Ball war er weder ihr noch ihrem Begleiter jemals begegnet. Die Befürchtung, die beiden seien gedungene Helfer, die sie aufspüren sollten, hatte er rasch wieder verworfen, doch offenbar war der Kern des Gedankens tief in ihm verankert, denn jetzt meldete er sich erneut.
    »Ich liebe dich«, sagte der Ingenieur.
    »Na, was ist«, neckte sie ihn. »Traust du dich nicht?«
    Sie rannte zum Ende des Stegs und sprang ins Wasser. Unendlich viele glitzernde Ringe breiteten sich aus, als sie in den glatten, stillen See eintauchte.
    Ihr Lachen perlte durch die Luft.
    Kurz zögerte der Ingenieur, dann sprang er ihr hinterher. Eine neue Galaxie konzentrischer Kreise entstand auf der bereits gekräuselten Oberfläche.
    Das kühle Wasser war erfrischend, sie planschten herum wie Kinder und genossen das kalte Nass auf ihrer erhitzten Haut.
    »Fang mich«, rief seine Frau plötzlich und kraulte auf den See hinaus.
    Der Mann, der noch nie ein guter Schwimmer war, machte sich langsam an ihre Verfolgung. Es ging ihm nicht darum, sie einzuholen, was ihm ohnehin nicht gelingen würde, sondern er wollte einfach nur bei ihr sein und weiter mit ihr herumtollen. Er hatte die Hälfte der Strecke zu ihr zurückgelegt, als er für eine Verschnaufpause innehielt. Sie wartete auf ihn, noch etliche Meter entfernt, und winkte und kicherte wie ein Teenager. Wieder überwältigten ihn seine zärtlichen Gefühle, und die Liebe, die ihn durchströmte, war so mächtig, dass es ihn Mühe kostete, ruhig zu atmen. Als sie ihn näher kommen sah, schoss sie hoch und tauchte in die Tiefe, um sich spaßeshalber vor ihm zu verstecken und ihr Spiel noch ein bisschen in die Länge zu ziehen.
    Als er die Stelle erreichte, wo sie abgetaucht war, konnte er sie nicht mehr entdecken. Hier war das Wasser nicht mehr seicht wie am Ufer, sondern ziemlich tief. Er wartete kurz, doch nun packte ihn die nackte Angst. Verzweifelt ließ er sich unter die Oberfläche sinken. Es dauerte schmerzlich lange, bis seine Augen sich an das trübe Licht unter Wasser gewöhnt hatten, und er musste sich zwingen, nicht dem natürlichen Impuls zu folgen und sie zu schließen.
    Während er sich panisch in alle Richtungen drehte, um seine Frau zu finden, hielt er die Luft an, ohne auszuatmen. Nach einem Augenblick hatte er das Gefühl, seine Lungen würden platzen. Unkontrolliert schlug er um sich, das Wasser erdrückte ihn wie eine sich zuziehende Fessel.
    Gerade als er wieder an die Oberfläche stoßen wollte, um Luft zu holen für einen neuen Versuch, entdeckte er nur wenige Armlängen von sich entfernt

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