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Die Farbe Des Zaubers

Die Farbe Des Zaubers

Titel: Die Farbe Des Zaubers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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konnte sie keinen Brummschädel brauchen. »Es floß allerdings eine Menge Blut, als ich sie herausholte. Einige Kunden versuchten sich uns in den Weg zu stellen. Doch kaum hatte Daphne den Wirt erspäht, riß sie einen meiner Dolche heraus und sprang den Kerl mit einem Kreischen an, das mir Schauder über den Rücken jagte. Der Mann kam nicht einmal dazu, seine Arme hochzuwerfen. Ich sage dir, sie hat Hackfleisch aus ihm gemacht. Ich mußte sie wegzerren und zum Kai ziehen, ehe die gesamte Insel uns verfolgen konnte. Nur gut, daß ich ein Boot warten hatte.«
    »Wo ist sie jetzt?« fragte Lowan.
    »Rosanda hat sich erboten, sie zu baden. Es ist wahrscheinlich das erste Bad, seit sie gefangen genommen wurde. Ah, wenn wir schon von Tante Rosanda reden, kannst du sie ein paar Tage hier beschäftigt halten? Sehr beschäftigt? Ich möchte nicht, daß sie zu irgend jemandem über Daphnes Rückkehr spricht. Dieses Vergnügen möchte ich mir selbst gönnen!«
    Lowan runzelte die Stirn. »Jetzt verstehe ich.
    Daphne ist für dich nur ein Werkzeug, richtig? Noch ein Dorn, den du Shupansea in die Seite stechen kannst?«
    Manchmal konnte Lowan Vigeles sie richtig in Wut bringen, vor allem, wenn er sie so durchschaute. Chenaya mußte zugeben, daß sie den Augenblick tatsächlich genießen würde, wenn Shupansea von Daphne erfuhr; doch ihr eigener Vater könnte sich solch abfällige Bemerkungen wirklich ersparen!
    »Zu einem gewissen Teil hast du ja recht«, gestand sie verlegen. »Dieses beysibische Luder soll sich wie ein Fisch am Angelhaken winden.« Chenaya hakte ihren kleinen Finger in den Mundwinkel und zog ihn hoch, um es zu veranschaulichen. »Aber meine Motive gehen etwas tiefer, wie du selbst noch erkennen wirst.« Sie nahm einen weiteren Schluck Wein. »Ich bin froh, daß ich Daphne gerettet habe. Keine Frau dürfte so leiden wie sie. Ich habe versprochen herauszufinden, wer in Freistatt für den Überfall auf die Karawane verantwortlich war.«
    Lowan setzte sich wieder auf seinen Stuhl und blickte sie über den Rand seines Bechers hinweg an. Der Feuerschein glomm auf dem brünierten Metall und spiegelte sich auf seltsame Weise in seinen Augen. »Versprochen?« fragte er behutsam. »Wem?«
    »Daphne«, antwortete sie gleichmütig, »und mir selbst.«
    Er schloß die Augen. Nach einer Weile fragte sie sich, ob er etwa eingeschlafen war. Da sah sie, daß er die Lippen öffnete. »Wie willst du das machen? Inzwischen ist ein ganzes Jahr vergangen!«
    Sie hatte lange Wochen Zeit gehabt, darüber nachzudenken. Es wäre sinnlos, die Höllenhunde mit den Ermittlungen zu beauftragen. Schon ehe sie fortgeritten war, hatten diese Burschen sich offenbar in der Kaserne verkrochen und sich dort versteckt. Abgesehen davon konnte sie nicht ausschließen, daß einer von ihnen der Auftraggeber gewesen war. Zweifellos hatten sie vom Aufbruch der Karawane gewußt. Doch wenn es danach ging, konnte es jeder im Palast gewesen sein. Oder jeder, der ein Auge auf das Stadttor hatte. Nein, sie brauchte Hilfe, um Antwort auf ihre Fragen zu bekommen, und sie dachte dabei an eine ganz bestimmte Person.
    Natürlich würde Lowan Vigeles das nicht billigen, also sagte sie nur: »Ich habe einen Plan, Vater.«
    Sie erwachte bei Sonnenaufgang, nach nur zwei Stunden Schlaf. Gern hätte sie sich länger ausgeruht, aber es gab viel zu tun. Sie hatte Daphne ein neues Leben versprochen. Das sollte heute beginnen.
    Doch ehe sie sich strecken und aufstehen konnte, klopfte Rosanda leise an und kam mit einem Frühstückstablett herein. Chenaya setzte sich auf und riß staunend den Mund auf, als die Edelfrau eine weiße Linnendecke über ihren Schoß breitete und darauf das Tablett stellte. Appetitlich waren darauf mehrere Scheiben kalter Braten und frisches Brot angerichtet und eine besondere und seltene Köstlichkeit, eine Orange aus Enlibar. Außerdem stand ein Becher Wasser darauf.
    »Tante Rosanda!« rief Chenaya. »Das war doch nicht nötig! Die Männer kümmern sich um alles, oder wir bedienen uns selbst!«
    »Ich tue es aber gern. Es ist wirklich schon viel zu lange her, daß ich eine Hand in der Küche rührte. Ich habe das Brot selbst gebacken, ganz früh heute morgen.« Sie errötete und wandte den Blick ab. »Ich dachte, ich hätte es vergessen. Es war früher üblich, daß jede Rankanerin ihr Brot selbst buk, weißt du? Aber wir wurden alle so verzärtelt. Kein Wunder, daß das Reich zerfällt, wie man erzählt.«
    Sie machte sich daran zu gehen,

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