Sternenfaust - 105 - Notlandung auf Rudra VII
Das Knacken der Trägerstruktur wurde unerträglich.
Glühend weiß zog der Jäger seine Bahn durch die dünne Atmosphäre des Mondes. Die Reibung der Luftmolekühle des gut 3000 Kilometer durchmessenden Mondes ließ alle Verbindungen in ihren Grundfesten erzittern. Wie unter Schlägen erbebte das Gefährt immer wieder. Auf seinen Höllenritt Richtung Oberfläche führte es einen wahren Veitstanz auf.
Morten Jackville riss verzweifelt an der Steuerung zwischen seinen Beinen. Doch allen Bemühungen zum Trotz reagierte die Maschine auf keine seiner Verzweiflungstaten. Wie ein Meteorit stürzte der Jäger mit seinen beiden Insassen unaufhaltsam dem unbekannten Ziel entgegen.
»Emma, um Himmels Willen, tu doch was!« schrie Morten in das Mikrophon seines Raumanzuges. »Der Jäger reagiert nicht, ich kann nichts tun. Was ist denn los mit dir, du bist doch die Pilotin? Bist du in Ordnung? Hörst du mich? Verdammt, sag endlich was!«
Jackville versuchte verzweifelt ihre Überlebenschancen zu wahren. Seine hektischen Gedanken kreisten um die verbliebenen Möglichkeiten. Immer wieder probierte er die Kontrolle über das Raumgefährt zu übernehmen, doch es schien, als sei der Autopilot unwiederbringlich ausgefallen. Er hielt mit einer Hand den Steuerknüppel umklammert, mit der anderen bediente er alle Schalter und Bedienfelder seines Cockpits, die Hilfe hätten bringen können.
Doch weder gelang es ihm, die Kontrolle über die Technik zu erlangen, noch reagierte die Pilotin auf seine Zurufe. Was immer Emma Kalani getan hatte, weder hatte der Autopilot bisher auf den halsbrecherischen Kurs reagiert, noch konnte Morten aktiv eingreifen. »Emma, bist du wach? Die Kontrolle zeigt Autopilot an. Aber er reagiert nicht. Schalt ihn aus! Wenn du mich hörst, dann sag etwas! Lass mich übernehmen! Emma!« Panisch suchte er weiter nach einem Ausweg. Doch stattdessen schien jetzt nur der Raum um ihn herum zu explodieren.
Das Glühen und Gleißen wurde mit einen Schlag nochmals erheblich stärker. Ein weiterer mächtiger Ruck ließ alle Verbindungsstrukturen bis ins Mark erzittern. Das Schrillen und Kreischen des überbeanspruchten Materials wurde schließlich, je näher der abstürzende Jäger der Oberfläche kam, so laut, dass Morten Jackville es durch die Dämmschicht des Pilotenhelmes hören konnte. Er beschloss, sich auf das Naheliegende zu konzentrieren und stellte seine Zurufe ein. Mühsam kämpfte er seine Panik nieder. Allein! , pochte es in seinem Kopf. Ich bin allein! Außer einem starken Rauschen war nun nichts mehr im Funk zu hören, weder von Emma noch von der Funkzentrale der STERNENFAUST. Was gäbe ich jetzt darum, wenigstens die Stimme vom Wing Commander zu hören. Der wüsste vielleicht, was zu tun ist. Mist! Gleich wird der Jäger zerbrechen , schoss ihm die zwangsläufigen Erkenntnis durch den Kopf. Dieser Reibung kann er nicht lange widerstehen! Gleich ist es vorbei und ich kann es nicht verhindern! Wir werden zur Sternschnuppe. Sagtest du nicht, dies sei ein Glücksmond, Emma? Nochmals steigerte sich das Rütteln der Maschine.
Ein Blick auf die Anzeigen überzeugte ihn: alle Toleranzwerte waren jetzt endgültig überschritten, das zeigten die Bordinstrumente überdeutlich. »Nein!« Morten schrie seine Panik hinaus.
Wie zur Antwort entfesselten die Bremstriebwerke plötzlich ihre enorme Kraft. Der Jäger bäumte sich wieder auf und wurde brutal in seinem Absturz aufgehalten. Der Bordcomputer hatte scheinbar die brenzlige Lage erkannt und fing die Wucht ab. Morten jubelte innerlich: Die Blockade der Elektronik hatte sich gelöst! Drastisch langsamer vollzog sich von nun an der Absturz.
Morten Jackville japste erleichtert nach Luft, auch wenn er wusste: Es war noch nicht überstanden. Die Bremswirkung presste ihn übermächtig gegen die Oberfläche seines Sitzes. Er atmete mehrmals kräftig durch, er wollte seinen Kopf wieder klar bekommen. Mit mehr als 8 g wurde sein geschundener Körper in die Polster gedrückt.
Die Erleichterung war seiner Stimme anzuhören, als er wieder versuchte, Emma Kalani aus ihrem Schweigen zu reißen. Hoffentlich war mit ihr alles in Ordnung! »Emma, Mensch, nun red mit mir! Was ist mit dir los? Hey, wir haben es geschafft. Wir müssen nicht den Notausstieg nehmen!«
Doch die Pilotin schwieg weiterhin. Wie um sich selbst zu beruhigen, redete ihr Copilot weiter auf sie ein. »Emma, bald sind wir gelandet. Keine Bange. Jetzt geht alles wie von selbst. Wir sind aus dem Gröbsten
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