Die Farben der Sehnsucht
anzuheuern, ernsthaft verfolgen will?“,fragte Brad, während wir wieder hineingingen. Er schloss die Vordertür und drehte den Schlüssel um.
Bevor ich ihm antworten konnte, kam Cody ins Wohnzimmer und hörte die letzten Worte unserer Unterhaltung. „Was ist ein Privatermittler?“
„Das ist ein Detektiv“, erklärte ich.
„Kann ich auch einer werden, wenn ich groß bin?“
„Warum nicht?“, erwiderte ich und zerzauste sein Haar. Er schlang seine Arme um meine Taille und grinste mich an.
Nachdenklich drückte ich ihn an mich. Ich konnte mir kaum vorstellen, wie ich mich fühlen würde, wenn jemand Cody etwas antat. Die bloße Vorstellung erfüllte mich mit Unruhe und Angst. Mit einem Mal bemerkte ich, dass ich ihn ein wenig zu fest drückte. Das Gefühl, mich schützend vor ihn stellen und ihn vor allem Unheil dieser Welt bewahren zu wollen, wurde übermächtig.
Meine Schwester empfand dasselbe.
Nach dem Überfall auf Julia musste Margaret geglaubt haben, dass sie als Mutter irgendwie versagt hatte …
10. KAPITEL
Alix Townsen d
Alix trat aus der Umkleidekabine des Brautmodengeschäfts, stellte sich vor Tammie Lee Donovan und erwartete ihre Reaktion.
Und sie wurde nicht enttäuscht.
„Oh, Alix! Es ist perfekt, einfach perfekt“, seufzte Tammie Lee. Sie schlug die Hände vor den Mund, und als sie zu Alix aufsah, schimmerten Tränen in ihren Augen.
Alix liebte dieses Kleid. Sie hatte es ausgesucht, kurz nachdem Jordan ihr den Verlobungsring geschenkt hatte. In dem Moment, als sie das weiße Kleid mit seinem schlichten, eleganten Design erblickt hatte, war ihr klar gewesen, dass es das richtige für sie war.
„Deshalb muss man ja nicht gleich gefühlsduselig werden“, sagte sie nun ein bisschen schroffer, als sie eigentlich klingen wollte.
Manchmal regte Tammie Lee sie auf. Jacquelines Schwiegertochter war eine ihrer besten Freundinnen, und deshalb hatte Alix sie gebeten, ihre Trauzeugin zu werden. Aber was sie nervte, war, dass Tammie Lee so unfassbar emotional war. Bei jeder Gelegenheit brach sie in Tränen aus.
Tammie Lee war einfach durch und durch ehrlich – ein weiterer Grund, warum Alix sie so sehr mochte.
Außerdem war es eine wahre Freude, ihr beim Erzählen zuzuhören. Tammie Lees Worte klangen, als wären sie in Honig getaucht worden. Alix hatte diese Umschreibung einmal irgendwo gelesen, und sie spiegelte ihre eigenen Gefühle ziemlich genau wider.
Tammie Lee besaß eine aufrichtige und ehrliche Anmut, und es gab an ihr nichts Schlechtes oder Falsches. Sie war ein Mensch, dem Alix vertrauen konnte. Und weil Alix Jacqueline auf keinen Fall in der Nähe ihres Brautkleides se hen wollte, hatte sie Tammie Lee gebeten, sie zur Anprobe zu begleiten.
„Mir gefiel die Vorstellung eines Kleides mit viel Spitze und ausgefallenen Details nicht“, sagte Alix und traute sich endlich, sich selbst im Spiegel zu betrachten. Das weiße Seidenkleid hatte Flügelärmel, die oben eng anlagen und nach unten hin breit ausliefen. Eine Reihe Zuchtperlen zierte den Halsausschnitt und den Saum. Alix wagte nicht, darüber nachzudenken, wie teuer dieses Kleid wohl war. Aber diese Kosten würde sie ganz allein tragen. Von dem Moment an, als sie mit dem Rauchen aufhörte, hatte sie ihr Zigarettengeld zur Seite gelegt, um sich irgendwann etwas Besonderes leisten zu können – und dieses Hochzeitskleid war etwas Besonderes.
„Ich komme nicht über diese Verwandlung hinweg. Von einem toughen Mädchen zu … zu Audrey Hepburn“, sagte Tammie Lee und fuhr sich mit einem Papiertaschentuch über die Augen. „Du wirst eine wunderschöne Braut sein.“
Obwohl sie es nicht wollte, wurde Alix rot. Sie hätte nicht gedacht, dass es überhaupt etwas gab, das sie erröten ließ – am allerwenigsten ein Kompliment.
Alix betrachtete ihr Spiegelbild. Sie wollt e schön sein – für Jordan. Und sie wünschte sich nichts sehnlicher, als die Braut zu sein, die er verdiente.
Ihre Vergangenheit war nicht gerade etwas, auf das sie stolz war. Bevor sie Jordan wiedergetroffen hatte, war sie nie wirklich verliebt gewesen, und die sexuellen Abenteuer, die sie während ihrer Zeit auf der Straße erlebt hatte, waren bedeutungslos. Geschmacklose und verzweifelte Akte, ohne Freude oder Zuneigung. Tatsächlich hatten ihr die Männer so wenig bedeutet, dass sie sich nicht einmal mehr an die Namen oder Gesichter erinnern konnte.
Sie hatte Jordan alles erzählt. Weil er ein Recht darauf hatte, die Wahrheit zu erfahren. Er hatte
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