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Die Farben der Sehnsucht

Die Farben der Sehnsucht

Titel: Die Farben der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DEBBIE MACOMBER
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Mutter.
    Während ich nun an meinem Tee nippte, blätterte ich die Seiten mit den neuesten Strickmustern durch, die am Tag zuvor angekommen waren. Das Erste, das meine Aufmerksamkeit fesselte, war ein Gebetsschal. In der vergangenen Zeit hatte ich einige Muster für diese Schals gesehen, manche aufwendiger als andere. Ich konnte mir gut vorstellen, einen solchen Schal für meine Mutter zu stricken.
    Gebetsschals sind in den letzten Jahren immer beliebter geworden – nicht nur aus religiösen Gründen. Sie stehen für Behaglichkeit und Wärme, emotional wie auch körperlich.
    Ich hatte bereits mehrere Anfragen für Gebetsschals bekommen und mir überlegt, dass es eine interessante Aufgabe für einen Strickkurs sein könnte, einen Schal anzufertigen. Und so entschloss ich mich, meine Idee mit meiner Schwester Margaret zu diskutieren.
    Margaret hat einen ausgeprägten Geschäftssinn und ein gutes Gespür dafür, welches Projekt ich in einem Strickkurs anbieten sollte. Bevor sie in mein Geschäft einstieg, wusste ich diese Fähigkeiten nicht zu schätzen. Meine Schwester arbeitete am Anfang nur stundenweise für mich. Mittlerweile ist daraus eine Vollzeitbeschäftigung geworden. Sie kann vielleicht nicht so gut mit Menschen umgehen wie ich, aber sie kennt sich mit Wolle aus und ist – was ich nicht für mög lich gehalten hätte – ein guter und wertvoller Mitarbeiter geworden. Und sie ist meine Freundin. Vor nicht allzu langer Zeit hätte ich das nicht behaupten können. Wir mögen vielleicht Schwestern sein, doch die Spannungen zwischen uns waren manchmal unerträglich. Unsere Beziehung zueinander hat sich sehr zum Positiven verändert, und ich danke A Good Yarn dafür.
    Margaret würde erst in einer halben Stunde kommen, denn der Laden öffnete offiziell erst um zehn Uhr. Eigentlich hatte ich noch einiges zu erledigen, wie Rechnungen zu bezahlen oder neue Wolle zu bestellen. Doch statt meine Aufmerksamkeit diesen Dingen zu widmen, setzte ich mich an meinen Schreibtisch und drehte gedankenverloren die Teetasse zwischen meinen Händen.
    Ich fühlte mich so unendlich gesegnet.
    Natürlich hatte ich nicht immer so empfunden. Ich war nicht immer so ruhig und gelassen gewesen.
    Als ich Anfang zwanzig war, kehrte meine Krebserkrankung mit einer Bösartigkeit zurück, die mich ins Taumeln brachte. Ich überlebte den Rückfall – doch mein Vater schaffte es nicht. Er hatte mit all seiner Kraft für mich gekämpft. Als es so aussah, als würde ich den Krebs besiegen können, starb er plötzlich und unerwartet an einem Herzinfarkt. Es schien beinahe, als bedeutete meine Genesung für ihn, dass er gehen und mich allein lassen konnte.
    Bevor ich meinen Dad verlor, neigte ich dazu, mein Leben eher zögerlich anzugehen. Ich fürchtete das Glücklichsein, hatte Angst vor dem, was kommen würde. Die Zukunft lag leer und finster vor mir und erfüllte mich mit Panik.
    Dad war derjenige, der mir Kraft gab.
    Und als er nicht mehr an meiner Seite war, wusste ich, dass ich die Verantwortung für mein Leben nun ganz allein trug.
    Ich hatte also eine Entscheidung zu fällen und wählte ganz frech … die Unabhängigkeit. Dadurch entschloss ich mich, wieder ein Teil der Welt zu werden, aus der ich mich Jahre zuvor zurückgezogen hatte.
    Die Decke über mir knarzte, und ich wusste, dass Colette aufgestanden war.
    Colette Blake hatte das kleine Apartment über meinem Laden gemietet. In den ersten zwei Jahren war das mei n Zuhause gewesen – mein erstes eigenes Heim, weit weg von der Familie. Nachdem ich Brad geheiratet hatte, war ich mir nicht sicher, was ich mit der Wohnung machen sollte. Eine Zeit lang stand sie leer. Dann traf ich Colette und wusste sofort, dass sie die perfekte Mieterin für mich war – und ich war mir sicher, dass sie in dem Apartment Trost finden würde. Es sollte ihr Zeit und Raum geben, ihr emotionales Gleichgewicht wiederzufinden.
    Und ein Bonus – für mich – ist, dass sie an meinen freien Tagen auf Whiskers, meinen Kater, aufpasst. Er gehört praktisch zum Inventar des Lädchens, das er als sein Zuhause ansieht. Ich hatte schon Kunden, die nur vorbeikamen, um ihn zu besuchen. Oft macht er im Schaufenster ein Nickerchen, rollt sich zusammen und genießt die Nachmittagssonne. Whiskers bietet immer Gesprächsstoff – und zaubert ein Lächeln auf die Gesichter meiner Kunden. Tiere haben die Fähigkeit, den Menschen die einfachen Freuden des Lebens ins Gedächtnis zu rufen.
    Colette erinnerte mich an mich selbst

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