Die Farben der Sehnsucht
während Colette erst ein Drittel geschafft hatte.
„Wir haben letzte Woche den Auftrag für eine riesige Blumenlieferung erhalten“, erzählte Susannah mir, und in ihrer Stimme schwang Begeisterung. „Ein Mann namens Christian Dempsey hat eine regelmäßige Lieferung geordert – zehn Dutzend Rosen, die jeden Freitag an dieselbe Adresse geliefert werden sollen. Ein Jahr lang!“
„Das muss Liebe sein“, scherzte ich. Ich habe einen wundervollen Ehemann, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass Brad ein Dutzend Rosen für mich orderte – geschweige denn zehn. Und erst recht nicht ein Jahr lang!
„Das hilft uns wirklich“, sagte Susannah. „Die Einkünfte im März waren eher bescheiden, doch dieser neue Auftrag verändert alles. Außerdem kommen mittlerweile auch Aufträge für Hochzeitsgestecke und Ähnliches herein.“
„Das ist großartig!“ Ich freute mich ehrlich für Susannah und wollte, dass sie es wusste.
Während unserer Unterhaltung war Colette verdächtig schweigsam gewesen. Ich lächelte ihr zu und ging zu ihr, um ihre Handarbeit zu begutachten. Dabei bemerkte ich, dass sie nicht mehr so straff strickte, und lobte ihren Fortschritt. Sie erwiderte mein Lächeln und machte einen kleinen Witz über ihre „zunehmende Entspannung“. Außerhalb des Unterrichts sah ich sie kaum noch, und mir fehlten unsere morgendlichen Unterhaltungen bei einer Tasse Tee. Doch ich verstand auch, warum sie zögerte, mich zu besuchen. Margaret war der Grund. Sie wirkte irgendwie „abschreckend“ – vor allem jetzt, da sie dauernd schlechte Laune zu haben schien. Im Augenblick half sie einer Kundin, die Wolle für einen Babypullover suchte. Ich konnte nur hoffen, dass Margarets Verhalten die junge Frau, die zum ersten Mal in meinem Laden einkaufen wollte, nicht erschreckte und für immer aus dem A Good Yarn vertrieb.
Alix traf als Letzte ein. Sie war über die Straße gerannt und kam nun in den Laden gestürzt. „Ich bin nicht eher aus der Küche gekommen“, stieß sie atemlos hervor. Sie setzte sich auf ihren angestammten Platz, holte ihr Strickzeug aus ihrem Rucksack und legte es auf den Tisch.
Nun, da alle meine Schüler versammelt waren, prüfte ich ihre Arbeiten und äußerte mich zu den Fortschritten, die Susannah und Alix gemacht hatten. Alle entwickelten sich gut, und es machte mir Spaß, ihre Bemühungen zu loben. Tatsächlich war das Muster recht leicht umzusetzen – sogar für einen Anfänger –, und Alix war der Herausforderung ihres komplizierteren Spitzenschals ebenfalls gewachsen.
Ich wollte wissen, was für Menschen einen Gebetsschal strickten und warum. Und meine kleine Strickgruppe lehrte es mich.
Dann wies ich darauf hin, dass die Borte als Perlmuster – drei rechts, drei links – gestrickt wurde. „Fällt jemandem etwas zu dem Muster ein, was er der Gruppe mitteilen möchte?“, fragte ich und war neugierig, was die Frauen zu sagen hätten.
„Ich wette, es ist wichtig, dass es jeweils drei Maschen sind“, murmelte Colette und legte den Faden vor die Stricknadel, um die linken Maschen zu stricken.
„Ja“, stimmte ich zu. „Drei ist eine bedeutungsvolle Zahl in unserer Kultur.“
„Vertrauen, Hoffnung, Liebe“, sagte Alix nachdenklich.
„Verstand, Körper, Geist“, meldete Susannah sich zu Wort.
„Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft“, warf Colette ein. Einmal mehr schoss mir durch den Kopf, dass sie es scheinbar nur schaffte, von einem Tag zum anderen zu leben – ihre Kraft reichte nur, um die Gegenwart zu bewältigen. Für die Zukunft blieb wohl nichts mehr übrig.
„Was ist mit Geburt, Leben, Tod.“ Diese Worte stammten von Margaret, die ihre Kundin verabschiedet hatte. Mit ihrem dunklen Pullover stand sie in der Tür, eine düstere und bedrohliche Erscheinung. Es passte, dass sie die Sprache auf das Thema Tod brachte.
Ich blickte ihr nicht in die Augen, als ich um den Tisch herumging. „Alles exzellente Beobachtungen“, murmelte ich.
„Warum stricken wir ausgerechnet einen Schal?“, fuhr Margaret fort. „Ich meine, wir könnten alles Mögliche für jemanden stricken, der ein bisschen liebevolle Sorge, ein paar Streicheleinheiten gebrauchen kann.“
„Das ist wahr.“ Ich stimmte ihr in dem Punkt zu. Eine Reisedecke oder jedes andere Projekt wäre genauso gut gewesen.
„Ja, warum machen wir ausgerechnet einen Schal?“, fragte Alix.
Ich zuckte die Schultern. „Was denkt der Rest von euch?“
Colette ergriff das Wort zuerst. „Einen Schal um
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