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Die Feenflöte

Die Feenflöte

Titel: Die Feenflöte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Rose
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im Tausch für ein wertloses Bündel alten Papiers gab.
    Wir wissen nicht, wie lange Gwandar of Greenmore das Buch auf seinen Reisen mit sich trug. Noch weniger wissen wir, wer vielleicht alles Kenntnis von seinem Inhalt hatte. Jedenfalls gelangte Gwandar in seinen späteren Jahren zum Lord of Keanallough, einem schrulligen alten Mann, der sich mit allerlei obskuren Dingen befaßte. Er versuchte, Mischungen aus verschiedenen Pflanzen zu züchten, und dasselbe tat er mit Schmetterlingen. Natürlich hatte er keinen Erfolg damit. Und er sammelte alte Bücher. Je rätselhafter sie waren, desto begieriger war er nach ihnen, obwohl es ihm nie gelang, alte Schriften zu übersetzen oder verschlüsselte Texte zu enträtseln. Gwandor of Greemore und der Lord verstanden sich gut. Vielleicht, weil sie beide Außenseiter waren. Als Dank dafür, daß er im Schloß des Lords leben durfte, schenkte er ihm eines Tages das
Tor der Musik
. Keiner von beiden wußte um seinen Inhalt. Sie konnten die Schrift nicht entziffern, und sie verstanden beide nichts von Musik."
    "Du hast doch gesagt, niemand weiß, wo das
Tor der Musik
jetzt ist. Wenn es beim Lord of Keanallough war, dann hat man es ja doch gewußt!"
    "Nein, Merlane, das haben wir erst sehr viel später erfahren. Da war der Lord schon lange tot, und die vielen seltsamen Dinge, die er gesammelt hatte, waren in alle Winde verstreut. Manche waren verkauft worden, andere hatte man verschenkt. Niemand wußte etwas über den Verbleib des Buchs. Wahrscheinlich ist es irgendwo auf der Welt. Die Menschen schätzen alte Bücher, fast wie der alte Lord of Keanallough. Viele sammeln sie, selbst wenn sie mit ihrem Inhalt nichts anzufangen wissen. Das
Tor der Musik
ist in der Hand der Menschen. Hoffentlich entschlüsseln sie niemals sein Geheimnis."
    Die Milch tat ihre Wirkung, ich wurde allmählich schläfrig. Meine Mutter blies die Kerze neben meinem Bett aus und wünschte mir eine gute Nacht. Vermutungen, Träumereien und Spekulationen über das
Tor der Musik
gingen mir durch den Kopf und begleiteten mich in den Schlaf und in meinen Träumen.
    Paris! Sean Dennehy trat aus dem Hotel Royal Monceau auf die Avenue Hoche und sog die Abendluft tief ein. Er fühlte ein erwartungsfrohes Kribbeln. Die Freude über den Aufenthalt in der geliebten Stadt mischte sich mit der Anspannung vor seinem Auftritt. Immerhin war heute Abend die Premiere seiner Tournee.
    Den Instrumenten-Kasten fest unter den Arm geklemmt ging er los. Der Salle Pleyel lag eigentlich nur ein paar Schritte entfernt. Er würde einen Umweg nehmen, sich dabei durch die Stadt und ihre Atmosphäre auf den Abend einstimmen. Also wandte er sich nach links, wo in einiger Entfernung der Arc de Triomphe im Licht der Scheinwerfer erstrahlte. Der Boden war beinahe schon wieder trocken, die Luft frisch. Das Laub der Bäume am Straßenrand war noch nicht grün, obwohl es schon Frühling war. Rings um ihn her die Geräusche von Autos, das Hupen ungeduldiger Fahrer, die Passanten auf dem Trottoir, ein gelegentlich vom Wind herbei gewehter französischer Satz, kurzum: das unverwechselbare Flair dieser unvergleichlichen Stadt umgab ihn.
    "Das wird ein großartiger Abend." dachte er.
    "Ich weiß, es wird ein gelungenes Konzert werden. Ich fühle es."
    Das ungeduldige Warten der letzten Stunden fiel von ihm ab.
    Die Generalprobe war zufriedenstellend verlaufen, das Orchester kannte ihn bereits, die letzten Diskussionen mit Simon über Details seiner Parts hatte er in gewohnt souveräner Weise und in seinem Sinne beendet. Er war hier die Hauptperson, er, der berühmte Flötist Sean Dennehy, und niemand anders würde darüber bestimmen.
    Er fiel auf. Selbst in Paris, mit seinen überdurchschnittlich geschmackvoll und individuell gekleideten Bürgern, fand er Beachtung in seinem langen schwarzen Mantel mit dem auffälligen Kragen, seinem breitkrempigen Hut, der seine große schlanke Gestalt betonte.
    Die Geschäfte beachtete er heute Abend kaum. Morgen, morgen würde er sich Zeit nehmen, einen Streifzug durch einige Läden machen, wahrscheinlich wieder das ein oder andere ungewöhnliche bis exzentrische Kleidungsstück kaufen, und anschließend nach St. Germain fahren, in das beste Geschäft für alte Instrumente, das er kannte. Wenngleich er dort wohl kaum ein neues Stück für seine Sammlung finden würde, er genoß es, die alten Instrumente anzuschauen. Als bekannter Solist war es ihm selbstverständlich, daß er zum Vergnügen auf dem einen oder

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