Die Feenflöte
hören sie auf! Sie haben uns alle betrogen, und zwar systematisch. Mir liegt ein Gutachten vor, wonach dieses Gemälde gefälscht wurde. Und diese Fälschung ist noch brandneu!"
Van Loenhout rang nach Worten.
"Mister Harrigan, ich bitte sie. Das muß ein Irrtum sein, glauben sie mir. Man kann doch über alles reden. Falls sie es wünschen, nehme ich das Bild selbstverständlich zurück, und sie bekommen ihr Geld wieder."
"Pah! Und was ist mit den anderen Gemälden? Die sie meinen Klienten verkauft haben? Wollen sie die auch zurücknehmen?"
Ohne auf eine Antwort zu warten, fuhr Richard zornig fort.
"Sie sind ein verdammter Betrüger, und sie sind aufgeflogen. Die Prüfung aller Bilder wird ergeben, daß es Fälschungen sind, und sie haben uns alle auf einen Schlag damit übers Ohr hauen wollen. Am liebsten würde ich sie auf der Stelle verprügeln, sie Mistkerl! Wenn ich auch nur einen einzigen meiner Künstler verliere, weil ich sie empfohlen habe, dann können sie sich auf was gefaßt machen!"
"Aber Mister Harrigan,..."
"Halten sie den Mund, van Loenhout! Ich will ihr blödes Gequatsche nicht mehr hören! Den Rest können sie den beiden Gentlemen erzählen."
Van Loenhout drehte sich um. Erst jetzt ging ihm auf, daß die beiden nicht zur Agentur gehörten.
"Sie sind...?" fragte er ängstlich.
"Scotland Yard, Chiefinspektor Stockwell . Mister Cornelius van Loenhout, ich verhafte sie wegen Betrugs in mehreren Fällen, Kunstfälschung, Dokumentenfälschung und Zollvergehens, sowie wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung."
Van Loenhout hob abwehrend die Arme.
"Neineinein! Das ist ein Irrtum! Glauben sie mir, ich habe nichts getan!"
"Wenn sie sich zur Wehr setzen, muß ich ihnen Handschellen anlegen." sagte Stockwell ungerührt.
Van Loenhout schüttelte den Kopf. Er schien panisch zu werden.
"Nein! Bitte! So glauben sie mir doch! Nein, nicht ins Gefängnis! Nur nicht ins Gefängnis!"
Er ging rückwärts, als wolle er flüchten. Auf eine kurze Kopfbewegung hin sprang der junge Inspektor auf ihn zu und packte ihn am Arm. Van Loenhout wich weiter nach hinten aus und stolperte dabei über die zierliche Merlane, deren Anwesenheit bislang niemand bemerkt hatte. Es entstand ein kurzes Durcheinander, ein letzter Versuch van Loenhouts, dem routinierten Zugriff des Mannes zu entkommen, dann klickten die Handschellen.
"Haben sie sich weh getan, Miss?" fragte Stockwell.
Merlane schüttelte den Kopf.
"Was tun sie hier, Miss?"
"Dieser Mann hier, ist er tatsächlich ein Fälscher und Betrüger?"
"So sieht es aus. Unsere Ermittlungen laufen allerdings noch. Gehören sie zu den Geschädigten? Dann benötigen wir auch von ihnen eine Aussage."
"Miss Merlane ist nicht betroffen," schaltete sich Richard ein. "Allerdings wollte van Loenhout ihr wohl ein Buch verkaufen. Es ist anzunehmen, daß er auch hier einen Betrug vorhatte."
"Danke, Mister Harrigan, aber ich kann sehr gut für mich selbst sprechen."
Merlane wandte sich zu van Loenhout um und sah ihm fest in die Augen. Mit ihren Händen vollführte sie rätselhafte Bewegungen. Plötzlich schien es, als wäre die Luft geladen wie vor einem Gewitter. Selbst die beiden Beamten von Scotland Yard rührten sich nicht vom Fleck.
"Mister van Loenhout," begann Merlane, "sie wollten mir ein Buch verkaufen. Sie haben behauptet, sie könnten es bekommen. Und plötzlich sagen sie, jemand anders sei ihnen zuvor gekommen. Ich will wissen, wo dieses Buch ist! Sofort! Haben sie es? Haben sie auch das Buch gefälscht? Haben sie es verkauft? Los, antworten sie!"
Der zwingende Tonfall in ihrer Stimme war beeindruckend. Niemand hätte von dieser zierlichen Frau ein solches Auftreten und diese bezwingende Kraft in der Stimme erwartet. Mit jeder Sekunde stieg die Spannung im Raum.
Van Loenhout begann zu zittern, Schweißperlen standen ihm auf der Stirn. Sein Mund zuckte, als könne er nicht richtig sprechen.
"Ich... habe... das Buch... nicht." stieß er stockend hervor.
"Das glaube ich nicht!" giftete Merlane. "Wo ist es?"
Van Loenhout schüttelte den Kopf.
"Das geht jetzt zu weit, Miss." widersprach Chiefinspektor Stockwell.
"Die Ermittlungen führt Scotland Yard, und das Verhör ebenso."
Die Spannung brach in sich zusammen. Ärgerlich schaute Merlane den Chiefinspektor an.
"Ich brauche dieses Buch. Sie haben nicht einmal eine Ahnung, welch große Bedeutung es für mich hat."
Sie drehte sich wieder zu van Loenhout.
"Sie werden mir die Wahrheit sagen, das verspreche ich
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