Die Festung der Titanen: Die Götterkriege 4 (German Edition)
bewusst. Doch spätestens dann werden sie verstehen, dass sie nicht gegen mich bestehen können. Ich bin der Letzte der großen Drachen, Ser Roderik. Sie werden es einsehen, und auch wenn es Opfer geben wird, so werden gleichwohl weniger sterben, als wenn ich die Kor in die Schlacht führen würde. Die Kor brauchen etwas, das ihnen gehört, ihnen zusteht, an das sie festhalten und glauben können. Dieses Land«, sagte sie rau und tippte mit einem wohl gepflegten Finger auf die markierte Stelle, »und mich. Glaubt mir, wenn sie sehen, wie Drachenfeuer brennt, werden sie uns Hergrimm geben.«
»Aber …«, begann ich.
Doch Elsine schüttelte den Kopf. »Lanzengeneral«, meinte sie sanft. »Es liegt nicht mehr in Eurer Macht. Ihr habt erreicht, was Ihr wolltet. Arkins Legionen ist der Zahn gezogen, und die Kor werden sich nicht gegen Askir wenden. Ihr könnt Euch um die Legionen im Norden und die in Rangor kümmern, doch dieses Land hier gehört den Kor und mir. Es ist Delgeres Erbe, und Ihr seid hier fortan nur Gast, zwar gern gesehen, da Ihr all dies erst ermöglicht habt, aber dennoch nur ein Gast. Dies ist das Königreich der Kor, Delgere ist die Königin, und ich wache über sie und ihr Volk. Akzeptiert dies, Lanzengeneral.«
»Wenn Ihr an Eurem Plan festhaltet, dann kann es geschehen, dass die Ostmark Askir um Hilfe bittet und eine neue Allianz anstrebt.«
»Ja«, sagte sie ruhig. »Es ist sogar zu hoffen. Wenn Askir unsere Forderungen unterstützt, wird es umso schneller Frieden geben.«
»Oder es gibt einen Krieg zwischen Askir und den Kor. Und Euch.«
»Was ein Fehler wäre«, entgegnete sie ruhig. »Was der Ostmark widerfahren wird, ist bei Weitem nicht genug, um all das alte Unrecht zu tilgen, doch so oder so hat das Schicksal der Ostmark nichts mehr mit Euch zu tun. Wenn Ihr das versteht, könnt Ihr es auch fahren lassen, Ihr werdet an anderer Stelle dringender gebraucht.«
Ich sah Elsine fragend an.
Sie seufzte und trat an einen Reiseschreibtisch heran, wo sie eine Lade öffnete und mir einen dünnen Stapel Nachrichten übergab.
»Lest selbst«, sagte sie. »Die letzte Nachricht ist von heute Morgen. Der Krieg hat jetzt Aldane endgültig erreicht. Die Flotte aus Thalak, vor der wir schon vor Wochen gewarnt wurden, hat Aldane erreicht. Es gab eine Seeschlacht, doch trotz erheblicher Verluste gelang es dem Feind, knapp drei Legionen anzulanden. Fünf haben sie verloren, aber diese drei Legionen sind mehr als genug, um Aldane wirksam zu bedrohen.« Sie beugte sich vor und zog das unterste Blatt von dem Stapel, den ich hielt. »Das dürfte Euch besonders berühren«, sagte sie leise. »Irgendwie ist es einer Feindeslanze gelungen, die Donnerberge zu umgehen. Sie haben gestern Morgen Coldenstatt angegriffen. Die Stadt ist nicht befestigt, wie Ihr wisst, und es gab erhebliche Verluste, bevor kaiserliche Truppen sie zurückschlagen konnten.«
Götter, dachte ich entsetzt. Coldenstatt. Wenn es einen Ort gab, den ich als meine Heimat fühlte, dann war es diese Stadt, die ich schon kannte, als dort nicht mehr als ein Gasthof und ein Brunnen stand. Esire, Ragnars Eheweib, seine Kinder …
»Götter!«, entfuhr es mir. »Weiß man … ist …«
»Königin Leandra hat Euch eine Nachricht geschickt«, ließ Elsine mich mit sanfter Stimme wissen. »Sie wartet in Eurem Zelt auf Euch.«
»Ich werde sie sogleich lesen«, sagte ich und schob das Leinen des Eingangs zur Seite. »Doch zuvor will ich Euch jemanden vorstellen.« Ich trat nach draußen, wo die vier dunklen Elfen warteten, und gab ihnen ein Zeichen.
Mit einem Ausdruck von fast kindlichem Staunen in den dunklen Gesichtern drängten sich nun Azaras, Vianka und ihre Brüder an mir vorbei, um vor Elsine auf die Knie zu fallen.
»Ser Roderik«, fragte Elsine staunend. »Wer sind diese Elfen?«
»Die Nachfahren der Nachtfalken, die Askir und Euch treu geblieben sind und unter Talisans Führung bis nach Thalak, ins Herz des Feindes, marschierten, um Euch zu retten«, teilte ich ihr mit und nickte Azaras aufmunternd zu. »Den Rest sollen sie Euch selbst erzählen.«
Die Ballade von der Wiesenfrau
25 »Wie schlimm ist es?«, fragte Varosch, als er eilig unser Zelt betrat. »Ich habe es eben erst erfahren … ich habe Freunde, die sich nach Coldenstatt gerettet haben!«
»Schlimm«, gestand ich und sah auf die Nachricht herab, die ich noch immer in der Hand hielt. Es gab mir einen leisen Stich, Leandras Handschrift zu sehen. In der letzten Zeit
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