Die Festung der Titanen: Die Götterkriege 4 (German Edition)
hatte ich kaum an sie gedacht. Und doch war ich ihr mehr als ein Versprechen schuldig und auch meine Ehre. Ich wusste, dass ich Serafine liebte, doch das änderte nichts daran, dass auch Leandra ein Teil meines Herzens gehörte. Zudem, mittlerweile war ich mir recht sicher, dass auch Leandra und ich uns schon länger als nur dieses Leben kannten. Das Spiel der Götter und der Seelen … manchmal war es schlicht vertrackt.
»Es gab fast vierhundert Tote und über tausend Verletzte, zum größten Teil Flüchtlinge. Wir haben über hundertfünfzig Legionäre der vierten Legion verloren, die meisten von ihnen waren nur grüne Rekruten, aber es gelang ihnen, den Angriff letztlich abzuwehren und den Feind in die Flucht zu schlagen.«
»Was ist mit Ragnars Weib und seinen Kindern?«, fragte Varosch besorgt.
Ich schluckte, es tat mir weh, es laut auszusprechen. »Leandra weiß von ihnen, sie ließ nach ihnen fragen. Hrelde, die zweitjüngste von Ragnars Töchtern, sie wurde niedergeritten und, wie Leandra schreibt, weiß man noch nicht, ob die Götter sie zu sich rufen werden. Sollte sie es überleben, kann man noch nicht sagen, ob es selbst mit einer Tempelheilung möglich sein wird, ihr Bein zu retten.«
Aleyte kam mir in den Sinn. Ich sah auf meine linke Hand herab, die vor wenigen Tagen auch zerschmettert gewesen war.
»Kann ich sehen?«, fragte Varosch und streckte die Hand aus.
»Der letzte Teil der Nachricht ist für mich allein bestimmt«, teilte ich ihm rau mit, als ich ihm die Schriftrolle reichte.
»Ich werde sie nicht lesen«, versprach er mir und seufzte, als er zu den Namen kam, deren Schicksal Leandra bereits bekannt gewesen war, als sie diese Nachricht schrieb.
»Müller Aton«, sagte er dann rau. »Wir sind zusammen in Lassahndaar aufgewachsen, und als mein Vater mich einmal blutig schlug, kümmerte er sich um mich, er war ein guter Kerl. Er ist der Einzige, dessen Namen ich erkenne, den Göttern sei Dank dafür.«
Er reichte mir die Schriftrolle zurück.
»Es gibt noch mehr an Nachrichten«, ließ ich ihn wissen und wies auf den kleinen Stapel, den Elsine mir gegeben hatte und der nun auf unserem Tisch lag. Während er diese las, las ich noch einmal den letzten Absatz.
»Hast du das hier gelesen?«, fragte Varosch betroffen und hielt eine Nachricht hoch.
»Ja«, erwiderte ich gepresst. »Prinz Tamin bittet um die Entsendung der zweiten Legion, um Aldane zu entsetzen.«
»Und dennoch, wir brauchen sie hier, um Arkins Pläne zu durchkreuzen«, meinte er und seufzte. »Gerade wenn wir denken, wir hätten ein Unheil abgewendet, droht uns schon das nächste. Was ist das?«, fragte er ungläubig.
»Eine Einladung von Kriegsfürst Arkin an mich«, teilte ich ihm mit, während ich Leandras Nachricht sorgfältig wieder zusammenrollte und in meiner Reisekiste verstaute. »Er hält sich wohl für besonders geschickt. So will er vermeiden, dass es auffällt, wenn sich ein Lanzengeneral verborgen mit ihm trifft, um seine Befehle von ihm zu erfahren.«
»Du wirst hingehen?«, fragte er. »Alleine, wie er es hier schreibt?«
»Ja«, entgegnete ich grimmig. »Ich werde es mir wohl kaum entgehen lassen. Wo ist Serafine?«
»Sie spricht mit Mahea, lässt sich berichten, was hier in unserer Abwesenheit geschah. Zokora ist bei ihr, und Enke ist bei Elsine und der Hüterin. Mit der irgendetwas ist, in den letzten Tagen ist sie wohl ein Wolf geblieben.«
Ich erinnerte mich daran, dass sie in Elsines Zelt gelegen hatte. Ich unterdrückte einen Seufzer, es gab genügend für mich zu tun.
Elsine hatte mehr oder weniger zugegeben, dass sie die Kor gegen die Ostmark führte, weil sie keine andere Möglichkeit mehr sah, die Kor zu vereinen. Der Tarn hätte ihr und Delgere die Möglichkeit dazu bieten sollen, doch so war er nur eine weitere Enttäuschung.
Ohne große Hoffnung durchsuchte ich Aleytes Erinnerungen, ob er etwas über den Tarn wusste, das mir jetzt nützlich wäre, aber auch er konnte mir nicht weiterhelfen. Er war nicht dabei gewesen.
Beinahe hätte ich es aufgegeben, dann fiel mir etwas auf.
»Entschuldigt«, sagte ich zu den anderen, als ich aufstand und Seelenreißer griff. »Ich muss noch einmal zu Elsine hin.«
»Wollt Ihr mich wieder schelten?«, fragte Elsine müde, als ich zum zweiten Mal innerhalb einer Kerzenlänge ihr Zelt betrat.
»Nein«, sagte ich und sah neugierig zu den vier dunklen Elfen hin, die sich neben der weißen Wölfin auf den Boden gesetzt hatten und dort ihr Mahl zu
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