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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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überhaupt nichts, die ihre Höfe und Läden aufgegeben hatten, um diesem... diesem Propheten zu folgen, ohne eine Ahnung zu haben, woher sie ihre nächste Mahlzeit bekommen würden.
    Drinnen im Zimmer knickste die Frau noch einmal und noch tiefer als vorher vor Masema, breitete ihren Rock weit aus und beugte das Haupt. »Bis man mir wieder die Ehre erweist, die Worte und den Ratschlag des Propheten zu empfangen. Der Name des Lord Drachen möge vom Licht gesegnet sein.«
    Masema winkte sie geistesabwesend weg und hatte sie wohl schon halb vergessen. Er hatte die Gruppe im Flur entdeckt und blickte ihnen mit soviel Freude entgegen, wie sein saures Gesicht nur ausdrücken konnte. Viel war es nicht. Die Frau rauschte hinaus und schien Nynaeve und die beiden Männer gar nicht zu bemerken. Nynaeve schnaubte, als der magere Bursche im roten Mantel ängstlich winkte, sie sollten eintreten. Für jemanden, der gerade seinen ganzen Schmuck auf Verlangen hergegeben hatte, gab sich die Frau noch immer reichlich hoheitsvoll.
    Der Magere huschte an seinen Platz neben der Tür zurück, als die anderen drei Männer sich nach dem Brauch der Grenzlande die Hände schüttelten, wobei sie sich am Unterarm faßten.
    »Der Friede sei deinem Schwert gnädig«, sagte Uno, und Ragan tat es ihm nach.
    »Der Friede sei dem Lord Drachen gnädig«, war die Antwort, »und sein Licht erleuchte uns alle.« Nynaeve stockte der Atem. Es gab keinen Zweifel daran, was er damit sagen wollte: Der Lord Drache sei die Quelle des Lichts. Und er besaß die Frechheit, vor anderen von Blasphemie zu sprechen! »Habt ihr endlich zum Licht gefunden?«
    »Wir wandeln im Licht«, sagte Ragan vorsichtig. »Wie immer.« Uno schwieg und machte eine nichtssagende Miene.
    Geduld und Erschöpfung spielten in seltsamem Einklang über Masemas Züge. »Es gibt keinen anderen Weg zum Licht als durch den Lord Drachen. Ihr werdet den Weg und die Wahrheit am Ende auch erkennen, denn ihr habt den Lord Drachen gesehen, und nur jene, deren Seelen vom Schatten verschlungen werden, können sehen und dennoch nicht zum Glauben finden. Ihr gehört nicht zu ihnen. Ihr werdet den Glauben finden.«
    Trotz Hitze und trotz des Wollschals bekam Nynaeve eine Gänsehaut auf den Armen. Vollkommene Überzeugung lag in der Stimme des Mannes, und aus der Nähe bemerkte sie nun auch ein Glimmen in seinen beinahe schwarzen Augen, das schon dem Wahnsinn sehr nahe zu kommen schien. Sein Blick glitt über sie hinweg, und sie mußte ihre Beinmuskulatur anspannen, damit ihre Knie nicht zitterten. Gegen ihn wirkte der wildeste Weißmantel, den sie je gesehen hatte, noch lieb und friedlich. Diese Burschen in der Gasse waren nur ein schwacher Abklatsch ihres Meisters.
    »Ihr da, Frau. Seid Ihr bereit, das Licht des Lord Drachen zu empfangen und dafür Sünde und Fleischeslust zu lassen?«
    »Ich wandle im Licht, so gut ich kann.« Sie ärgerte sich selbst darüber, daß sie genauso vorsichtig antwortete wie Ragan. Sünde? Was glaubte er denn, wer er sei?
    »Euch ist die Fleischeslust zu wichtig.« Masemas Blick war vernichtend, als er über ihr rotes Kleid und den eng um sie gewickelten Schal glitt.
    »Und was soll das wieder heißen?« Uno riß überrascht die Augen auf, und Ragan gab mit den Handflächen nach unten beruhigende Signale, aber sie war nun nicht mehr aufzuhalten. »Glaubt Ihr etwa, Ihr hättet ein Recht dazu, mir vorzuschreiben, wie ich mich anziehen soll?« Bevor ihr selbst bewußt wurde, was sie tat, hatte sie schon den Schal aufgeknotet und über ihre Ellbogen heruntergleiten lassen. Es war ja nun wirklich viel zu heiß. »Kein Mann hat ein Recht dazu, weder gegenüber mir noch einer anderen Frau! Und wenn es mir paßte, nackt herumzulaufen, ginge das Euch nichts an!«
    Masema betrachtete einen Moment lang ihren Busen, wobei allerdings keine Spur von Bewunderung in seinem Blick aus tiefliegenden Augen lag, sondern nur ätzende Verachtung, und dann blickte er ihr direkt ins Gesicht. Unos echtes Auge und das aufgemalte paßten perfekt zusammen, so finster blickten beide drein, und Ragan zog den Kopf ein. Wahrscheinlich führte er dabei lautlose Selbstgespräche.
    Nynaeve schluckte betreten. Es war ja wohl nichts damit gewesen, ihre Zunge zu hüten. Vielleicht zum erstenmal in ihrem Leben bereute sie, gedankenlos drauflosgesprochen zu haben. Wenn dieser Mann befehlen konnte, daß anderen die Hände abgeschlagen oder sie gar aufgehängt wurden, und das nach einer lächerlichen Verhandlung, die

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