Wenn nur dein Lächeln bleibt
H era L ind im G espräch
Angela Häd icke bringt eine behinderte Tochter zur Welt und liebt sie von der ersten Sekunde an. Warum haben Sie gerade dieses besondere Familienschicksal ausgewählt?
Als Mutter von vier gesunden Kindern bin ich demütig und dankbar, nachdem ich die Geschichte von Frau Hädicke erfahren habe. Jede Mutter sollte dieses Buch lesen, das wirkt Wunder gegen jede noch so winzige Verstimmung in der Familie und jeder Konflikt scheint lächerlich und ist vor allem lösbar! Ich ziehe meinen Hut vor allen Müttern von behinderten Kindern – ihre Kraft und Ausdauer hätte ich nicht. Man flippt ja schon aus, wenn ein nasses Handtuch am Boden liegt, oder Schokolade auf dem weißen Sofa klebt …
Frau Hädicke und ihr Mann leben bis zum Mauerfall in der ehemaligen DDR , wo sie nicht viel Unterstützung bekommen. Die Diskriminierung von Behinderten ist doch aber sicher überall zu finden, oder?
Ich denke, die Brisanz dieser Geschichte wird sicher dadurch immens verstärkt, dass Angela und Bernd Hädicke in der damaligen DDR lebten und als Nicht-Parteimitglieder definitiv schon benachteiligt wurden, als die kleine Anja zur Welt kam. Die Schikanen und Demütigungen des damaligen politischen Systems sind für uns heute kaum mehr vorstellbar. Ein Ersatzteil für einen Rollstuhl: schier unmöglich! Dennoch, selbst im toleranten, aufgeklärten und sozialen Deutschland von heute werden Behinderte und ihre Angehörigen nach wie vor benachteiligt. Nach der Lektüre dieses Bu ches werden wir einem behinderten Kind viel liebevoller und seinen Eltern viel respektvoller begegnen – hoffentlich!
Warum, glauben Sie, fällt es uns oft so schwer glücklich zu sein?
Wie heißt es so schön: »Nichts ist schlimmer zu ertragen, als eine Reihe von schönen Tagen.« – Die Tatsachenromane zeigen uns, wie gut es uns doch eigentlich geht. Und wie stark, hoffnungsvoll und positiv wir doch oft schon in weniger schwierigen Situationen sein könnten. Unsere Heldinnen und Helden des Alltags machen es uns vor.
Hera Lind
Wenn nur dein Lächeln bleibt
Roman nach der wahren Geschichte
einer Mutter, die niemals aufgab
Vorbemerkung
Dieses Buch erhebt keinen Faktizitätsanspruch. Es basiert zwar zum Teil auf wahren Begebenheiten und behandelt typisierte Personen, die es so oder so ähnlich gegeben haben könnte. Diese Urbilder wurden jedoch durch künstlerische Gestaltung des Stoffs und dessen Ein- und Unterordnung in den Gesamtorganismus dieses Kunstwerks gegenüber den im Text beschriebenen Abbildern so stark verselbstständigt, dass das Individuelle, Persönlich-Intime zugunsten des Allgemeinen, Zeichenhaften der Figuren objektiviert ist.
Für alle Leser erkennbar erschöpft sich der Text nicht in einer reportagehaften Schilderung von realen Personen und Ereignissen, sondern besitzt eine zweite Ebene hinter der realistischen Ebene. Es findet ein Spiel der Autorin mit der Verschränkung von Wahrheit und Fiktion statt. Sie lässt bewusst Grenzen verschwimmen.
Originalausgabe 1 2 / 2011
Copyright © 2011 by Diana Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Umschlaggestaltung | t . mutzenbach design, München
unter Verwendung eines Fotos von © Carlos Goldi n /Corbis
Satz | Leingärtner, Nabburg
ePub-ISBN: 978-3-641-06515-7
www.diana-verlag.de
Für Anja, Sabine und Elias
1
»Nebenan ist kein Platz mehr. Sie müssen schon mit diesem Zimmer hier vorliebnehmen. Meine Damen, hier kommt noch jemand, also zusammenrücken, wir stellen eine weitere Liege rein.«
Die Schwester in dieser Geburtsklinik in Halle an der Saale hatte einen dermaßen militärischen Ton drauf, dass ich unwillkürlich die Hacken zusammenschlug.
Die zwei Hochschwangeren, die in dieser winzigen Kemenate bereits der Geburt harrten, starrten mich feindselig an. Es war ein dunkles, grün gekacheltes Kämmerchen mit einem vergitterten Fenster, hinter dem ein dürrer Baum mit kahlen Ästen vor sich hin zitterte.
»Nun machen Sie schon, rutschen Sie gefälligst zusammen, wir sind schließlich nicht zum Vergnügen hier!«, schnarrte die Schwester.
Widerwillig kletterte die eine von ihrer Pritsche herunter. Ich half ihr, das sperrige Ding an die Heizung zu schieben.
»Na, du hast uns gerade noch gefehlt!«
»Tut mir echt leid, aber das Kind ist schon vierzehn Tage überfällig, und da wollen sie mich heute hierbehalten.«
»Zwei Wochen drüber? Und? Tut sich nüscht?« Die andere Schwangere saß behäbig wie ein Buddha auf ihrer schmalen
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