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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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wenn eine von uns heute nacht das Herz des Steins beträte, würde sie Egwene vorfinden. Stell dir mal vor, wenn wir in ihren Träumen mit ihr sprechen könnten, brauchten wir uns keine Sorgen mehr machen, daß wir in Tel'aran'rhiod auf Moghedien stoßen.«
    »Glaubst du etwa, das sei leicht zu erlernen?« fragte Nynaeve trocken. »Wenn das stimmt, warum hat sie es uns dann nicht schon lange beigebracht? Warum hat sie es selbst zuvor noch nie getan?« Und doch war ihr Herz nicht dabei. Sie war diejenige, die sich immer Moghediens wegen sorgte. Elayne wußte wohl, daß die Frau gefährlich war, aber es war genauso, wie zu wissen, daß eine Giftschlange gefährlich ist. Elayne wußte es, doch Nynaeve war bereits gebissen worden. Und die Fähigkeit, sich ohne den Umweg über die Welt der Träume zu verständigen, wäre äußerst wertvoll, ganz abgesehen davon, daß sie auf diese Weise Moghedien mieden.
    Auf jeden Fall schenkte Elayne ihr immer noch keinerlei Aufmerksamkeit. »Ich frage mich, wieso sie unbedingt darauf bestand, daß wir es niemandem sagen. Das ergibt doch keinen Sinn.« Einen Moment lang nagte sie mit den Zähnen an ihrer Unterlippe.
    »Es gibt noch einen Grund, warum wir sobald wie möglich mit ihr sprechen sollten. Bisher habe ich mir nichts weiter dabei gedacht, aber beim letztenmal, als wir miteinander sprachen, ist sie mitten im Satz verschwunden. Jetzt erinnere ich mich auch daran, daß sie vorher plötzlich überrascht wirkte, so, als habe sie Angst bekommen.«
    Nynaeve atmete tief durch und preßte beide Hände auf ihren Magen in einem vergeblichen Versuch, das plötzliche Flattern darin zu unterdrücken. Trotzdem brachte sie es fertig, mit beherrschter Stimme zu sprechen: »Moghedien?«
    »Licht, du denkst immer gleich an so schöne Dinge! Nein. Falls Moghedien sich in unsere Träume einschleichen könnte, wüßten wir das mittlerweile.« Elayne schauderte leicht; sie hatte ja doch ein wenig Ahnung, wie gefährlich Moghedien war. »Auf jeden Fall sah sie nicht danach aus. Sie hatte Angst, aber doch nicht so viel.«
    »Dann ist sie vielleicht gar nicht in Gefahr. Möglich, daß...« Nynaeve zwang sich, die Hände wegzunehmen und preßte zornig die Lippen aufeinander. Nur war sie sich nicht klar darüber, wem ihr Zorn eigentlich galt.
    Den Ring wegzustecken, ihn zu verbergen bis auf ihre verabredeten Treffen mit Egwene, war durchaus eine gute Idee gewesen. War. Jeder weitere Vorstoß in die Welt der Träume konnte sie auf Moghedien stoßen lassen, und sich von ihr fernzuhalten war mehr als nur einfach eine gute Idee. Es war ihr klar, daß Moghedien ihr überlegen war. Der Gedanke war ihr unerträglich, und er tauchte recht häufig auf, doch er entsprach schlicht der Wahrheit.
    Und doch bestand nun die Möglichkeit, daß Egwene Hilfe benötigte. Nur eine geringe Möglichkeit, aber immerhin. Nur weil sie Moghedien vernünftigerweise aus dem Weg ging, durfte sie diese Möglichkeit doch nicht unterschätzen. Und außerdem konnte es sein, daß es auch Rand mit einem der Verlorenen zu tun hatte, und zwar aus ganz persönlichen Gründen, so wie es ihr und Elayne mit Moghedien ging. Was Egwene berichtet hatte, sowohl aus den Bergen wie auch von Cairhien, roch richtig nach einer Herausforderung. So, als wolle hier ein Mann einen anderen provozieren. Nicht, daß sie irgendeine Möglichkeit hatte, etwas dagegen zu unternehmen. Aber bei Egwene...
    Manchmal schien es Nynaeve, als habe sie den ursprünglichen Grund vergessen, warum sie überhaupt die Zwei Flüsse verlassen hatte. Um junge Menschen aus ihrem Dorf zu beschützen, die sich in den Netzen der Aes Sedai verfangen hatten. Nicht soviel jünger als sie selbst, höchstens ein paar Jahre, aber wenn man bereits Seherin des eigenen Dorfes war, schien der Unterschied größer. Klar, daß mittlerweile die Versammlung der Frauen in Emondsfeld eine neue Seherin gewählt hatte, aber es war trotzdem immer noch ihr Dorf und sie waren ihre Schutzbefohlenen. Und tief in ihrem Innersten war sie nach wie vor ihre Seherin. Doch auf irgendeine Art war aus dem ursprünglichen Schutz für Rand, Egwene, Mat und Perrin eine Frage des Überlebens geworden, und selbst dieses Ziel hatte sich mit der Zeit zu anderen Zielen hin verschoben, ohne daß sie sagen konnte, wann und wo das geschehen sei. Aus dem Wunsch heraus, Moiraine zu Fall zu bringen, hatte sie die Weiße Burg betreten, aber daraus war der brennende Wunsch geworden, Menschen mit Hilfe ihrer Fähigkeiten zu heilen.

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