Die Feuer des Himmels
wie die Hose.
Elayne blieb auf der Stelle stehen. »Was hältst du von meiner Bekleidung?«
»Man kann sich darin gut bewegen«, sagte die andere Frau unverbindlich. Elayne nickte. »Natürlich ist es gut, daß dein Hintern nicht so fett ist, so eng, wie diese... «
Elayne schritt wild aus und zupfte an ihrer Jacke herum. Sie wurde aber nicht länger davon.
Nynaeves spitze Zunge war auch nicht schlimmer als die Birgittes. Sie hätte von ihr eigentlich einen Gehorsamseid verlangen sollen, oder wenigstens, daß sie immer den nötigen Respekt zeige. Daran würde sie denken müssen, sobald es an der Zeit war, sich Rand zuschwören zu lassen. Als Birgitte sie mit saurer Miene einholte, als sei sie es, deren Geduld bis zum Zerreißen strapaziert wurde, sprach keine von beiden ein weiteres Wort.
In ihr grünes, mit aufgenähten Münzen geschmücktes Kleid gehüllt, benützte die hellblonde Seanchanfrau den Stachelstock, um den riesigen S'redit-Bullen zu lenken, der den schweren Wagen mit dem Löwenkäfig vor sich herschob. Ein Pferdeknecht mit schäbiger Lederweste hielt die Deichsel des Wagens und steuerte ihn hinüber zu einem Fleck, an dem die Pferde bequem angespannt werden konnten. Der Löwe schlich in seinem Käfig auf und ab, schlug gelegentlich mit seinem Schweif und fauchte einige Male heiser.
»Cerandin«, sagte Elayne, »ich muß mit Euch sprechen.«
»Einen Augenblick, Morelin.« Ihre Aufmerksamkeit galt ganz dem mit gewaltigen Stoßzähnen bewehrten grauen Tier, und ihre schleppende Aussprache machte sie für die anderen kaum verständlich. »Jetzt gleich, Cerandin. Wir haben nur noch wenig Zeit.«
Doch die Frau ließ den S'redit nicht anhalten und umdrehen, bis der Pferdeknecht ihr zurief, der Wagen stehe jetzt richtig. Dann sagte sie ungeduldig: »Was wollt Ihr, Morelin? Ich habe noch viel zu tun. Außerdem würde ich mich gern umziehen; dieses Kleid ist nicht für eine Reise geeignet.« Das Tier stand geduldig wartend hinter ihr.
Elayne verzog leicht den Mund. »Wir reisen ab, Cerandin.«
»Ja, ich weiß. Der Aufruhr. Solche Dinge sollte man nicht zulassen. Falls dieser Prophet glaubt, er könne uns etwas antun, wird er erleben, was Mer und Sanit fertigbringen.« Sie wandte sich um und kratzte Mers runzlige Schulter mit ihrem Dornenstab.
Daraufhin berührte er ihre Schulter mit seiner langen Nase. Einen ›Rüssel‹ nannte Cerandin das. »Manche benützen lieber Lopar oder Grolm in der Schlacht, aber wenn man S'redit richtig einsetzt...«
»Seid ruhig und hört zu«, sagte Elayne energisch. Es kostete Mühe, die Würde zu wahren, wenn ihr die Seanchanfrau so ablenkend antwortete und Birgitte mit verschränkten Armen danebenstand. Sie war sicher, Birgitte lauere nur auf die nächste Gelegenheit, eine beißende Bemerkung loszuwerden. »Ich meine nicht die Truppe. Ich meine mich selbst und Nana und Euch. Wir begeben uns noch heute morgen auf ein Schiff. In ein paar Stunden werden wir uns für immer außerhalb des Machtbereichs des Propheten befinden.«
Cerandin schüttelte bedächtig den Kopf. »Nur wenige Flußschiffe könnten S'redit befördern, Morelin. Und selbst, wenn Ihr eines habt, das geeignet ist: Was würden wir danach tun? Ich glaube nicht, daß ich auf eigene Faust soviel verdienen könnte wie bei Meister Luca, nicht einmal, wenn Ihr auf dem Seil tanzt und Maerion ihre Pfeile abschießt. Und ich denke, Thom würde wohl jonglieren. Nein. Nein, es ist besser, wir bleiben alle bei der Truppe.«
»Die S'redit müssen wir zurücklassen«, gab Elayne zu. »Doch ich bin sicher, daß Meister Luca gut für sie sorgen wird. Wir werden nicht auftreten, Cerandin. Das ist nicht mehr notwendig. Wo ich hingehe, gibt es Frauen, die gern erfahren würden...« Sie war sich des Pferdeknechts bewußt, eines schlaksigen Burschen mit einer unglaublich dicken Nase, der nahe genug stand, um zu lauschen. »...wo Ihr herkommt. Viel mehr noch, als Ihr uns bereits berichtet habt.« Nein, er lauschte nicht. Er starrte abwechselnd lüstern Birgittes Busen und ihre Beine an. Sie blickte ihn streng an, bis sein freches Grinsen verflog und er wieder zu seinen Pflichten eilte.
Cerandin schüttelte wieder den Kopf. »Ich soll Mer und Sanit und Nerin zurücklassen, wo sie von Männern versorgt werden, die sich davor fürchten, sich ihnen überhaupt zu nähern? Nein, Morelin. Wir bleiben bei Meister Luca. Ihr auch. Es ist viel besser so. Denkt Ihr noch daran, wie kaputt Ihr wart an dem Tag Eurer Ankunft? Ihr wollt doch
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