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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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schließlich fest. »Wenn eine Traumgängerin im Schlaf die Welt der Träume betritt, bleibt nur ein ganz winziger Teil ihrer Persönlichkeit in ihrem Körper zurück, gerade genug, um ihn am Leben zu erhalten. Versenkt sie sich nur in einen ganz leichten Schlaf, so daß sie sowohl hier sein wie auch mit denen in ihrer Umgebung in der wachenden Welt kommunizieren kann, wirkt sie wie Ihr jetzt auf jemanden, der sich ganz und gar hier befindet. Vielleicht ist es das gleiche. Ich bin mir nicht sicher, ob mir die Gewißheit gefällt, daß jede Frau mit der Fähigkeit, die Macht zu gebrauchen, nach Tel'aran'rhiod kommen kann, selbst in diesem Zustand.« Sie gab Nynaeve den Ter'Angreal zurück.
    Nynaeve seufzte erleichtert auf und steckte die Nadel schnell weg. Ihr Magen flatterte noch immer etwas.
    »Wenn Ihr jetzt alles berichtet habt...« Amys schwieg, während Nynaeve und Elayne hastig beteuerten, es sei alles gewesen. Die blauen Augen dieser Frau blickten unwahrscheinlich durchdringend drein. »Dann müssen wir gehen. Ich bin bereit, zuzugeben, daß diese Treffen mehr wert sind, als ich ursprünglich annahm, aber ich muß heute nacht noch sehr viel erledigen.« Sie sah zu Egwene hinüber, und dann verschwanden sie gleichzeitig.
    Nynaeve und Elayne zögerten nicht. Die großen Sandsteinsäulen in ihrer Umgebung wandelten sich innerhalb eines Wimpernschlags zu einem kleinen Zimmer mit dunkler Holztäfelung, nur wenigen Möbelstücken, einem einfachen, aber solide wirkenden Raum. Nynaeves Zorn war am Verfliegen gewesen, und mit ihm hatte ihre Kontrolle über Saidar zu wanken begonnen, doch dieses Arbeitszimmer der Herrin aller Novizinnen ließ beides wieder erstarken. Stur und widerspenstig, ja? Sie hoffte, Sheriam befände sich in Salidar. Es wäre ihr ein Vergnügen, ihr als Gleichgestellte gegenüberzutreten. Trotzdem wäre es ihr lieber gewesen, sich woanders aufzuhalten. Elayne spähte in den Spiegel mit seinem abblätternden Goldrahmen und ordnete ganz nonchalant ihr Haar mit beiden Händen. Und das, obwohl sie doch hier die Hände gar nicht hätte benützen müssen. Auch ihr gefiel es nicht besonders in diesem Zimmer. Warum hatte Egwene angedeutet, sie sollten hier zusammentreffen? Elaidas Arbeitszimmer mochte ja auch nicht gerade der bequemste aller Orte sein, aber immer noch besser als dieser Raum.
    Einen Augenblick später war plötzlich auch Egwene da, stand auf der anderen Seite des breiten Tisches, der Blick eisig und die Hände in die Hüften gestemmt, als sei sie die rechtmäßige Bewohnerin dieses Zimmers.
    Bevor Nynaeve den Mund aufbekam, sagte Egwene: »Seid ihr zwei hirnlosen Klatschweiber nun ganz verrückt geworden? Wenn ich euch bitte, etwas für euch zu behalten, erzählt ihr es dann immer sofort der ersten Person, die ihr trefft? Ist euch noch niemals die Idee gekommen, daß ihr nicht gleich jedem alles erzählen müßt? Ich glaubte einmal, ihr beide könntet Geheimnisse auch für euch behalten!« Nynaeves Wangen wurden heiß, aber so tiefrot wie die Elaynes konnten sie bestimmt nicht sein. Egwene war aber noch nicht fertig. »Wie ich das angestellt habe, kann ich euch nicht beibringen. Dazu müßtet ihr Traumgängerinnen sein. Ich weiß dafür nicht, wie ihr mit Hilfe des Rings die Träume einer Person berühren könnt. Und ich bezweifle, daß ihr es mit Hilfe dieses anderen Dings erreicht. Versucht, euch auf das zu konzentrieren, was ihr zu tun habt. Salidar ist möglicherweise ganz anders, als ihr erwartet. So, ich habe heute nacht auch noch einiges zu tun. Versucht wenigstens, euren Verstand zu gebrauchen!« Und dann war sie so plötzlich verschwunden, daß die letzten Worte schon aus der leeren Luft zu kommen schienen.
    Die pure Scham und Verlegenheit nagten an Nynaeves Zorn. Sie hatte ja wirklich beinahe alles ausgeplaudert, obwohl Egwene sie gebeten hatte, nichts zu sagen. Und was Birgitte betraf: Wie konnte man ein Geheimnis wahren, wenn die andere Bescheid wußte? Die Verlegenheit gewann die Oberhand, und Saidar rann ihr davon wie Sand zwischen den Fingern.
    Nynaeve erwachte ruckartig. Den braungoldenen Ter'Angreal hielt sie fest in der Hand. Die Lampe auf ihren Metallringen warf ein stark gedämpftes Licht in die Kajüte. Elayne lag an sie gedrückt da und schlief noch immer. Der Ring war an seiner Kordel in die Mulde unter ihrem Adamsapfel gerutscht.
    Vor sich hin murmelnd, kletterte Nynaeve über sie hinweg, um die Fibel zu verstauen, und goß anschließend ein wenig Wasser in die

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