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Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen

Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen

Titel: Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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sondern stech sie dir aus«, knurrte der Mann, während er sich daranmachte, sie zu fesseln.
    Als er ihre Handgelenke packen wollte, stellte er fest, dass ihr die linke Hand fehlte. Also musste er ihr die Arme an den Körper binden, indem er das Seil über die Armbeuge führte. Dann drehte er sie um und versetzte ihr einen Tritt zwischen die Schulterblätter. »Los, beweg dich.«

    Er sprach mit einem seltsamen Akzent voller Zischlaute, so als bediene er sich nicht seiner Muttersprache. Die Feuerkämpferin fügte sich, denn sie sah keine andere Möglichkeit. Dieser Kerl machte nicht den Eindruck, als bereite es ihm Probleme, seine Drohung wahrzumachen, falls sie weiter Widerstand leisten sollte. Zudem hatte er etwas an sich, das ihr unheimlich war. Seine Art, seine Gesten, vor allem aber sein Geruch drängten ihr einen Gedanken auf, den sie lieber unterdrückt hätte. So ließ sie sich widerstandslos abführen, wobei sie sich noch einmal wegen ihrer Tölpelhaftigkeit verfluchte. Aber im Augenblick hatte sie keine Chance, ihren Fehler wiedergutzumachen. Sie konnte nur hoffen, lebend aus der Sache herauszukommen.

2
Verloren
    E ndlich kam Amhal zu sich, tauchte aus einem Nichts auf, in dem ihn ein dumpfer Schmerz beherrscht hatte.
    Er versuchte, sich darüber klarzuwerden, wo er sich befand, aber um ihn herum war nichts als Dunkelheit. Nur das schwache Mondlicht erhellte hier und dort Ausschnitte einer Landschaft, die er nicht einordnen konnte. Er lag im Gras in einem dichten Wald mit einer völlig fremdartigen Vegetation. Er erkannte die Umrisse eines riesigen Blattes mit gezackten Rändern an einem Strauch, wie er ihn noch nie gesehen hatte. Nur wenig entfernt bemerkte er einen gewundenen Baumstamm ohne Rinde sowie die scharfkantigen Linien von Pflanzen, die mit unzähligen spitzen Nadeln besetzt waren. Riesige Blumen sprossen aus dem Gras.
    Als er eine Hand zum Kopf führte, fühlte er, dass sie feucht wurde. Blut rann ihm über die Wange, sein eigenes, das nach Wald und kühlen Auen roch: Nymphenblut. Mühsam richtete er sich auf, da durchfuhr ein entsetzlicher Schmerz seine linke Hand, der ihm den Atem
nahm. Er betrachtete sie: Zwei Finger fehlten, und die Wunden bluteten noch.
    Kurz entschlossen riss er einen Stoffstreifen von seinem Hemd ab und wickelte ihn fest um die Hand. Er musste die Blutung augenblicklich stoppen, denn er hatte bereits zu viel Blut verloren.
    Als er die verwundete Hand betrachtete, wurden seine Erinnerungen wach, alle, aneinandergereiht wie Perlen auf einer Schnur: die Explosion des Portals, der Zweikampf, die letzten Schwerthiebe, mit denen sie beide, die Sheireen und er, sich traktiert hatten.
    Und dann der Kuss.
    Noch immer hatte er ihren Geschmack auf den Lippen, den Geruch ihres Blutes in der Nase, das er selbst vergossen hatte. Er legte die Hände an die Schläfen und presste sie so fest zusammen, bis es schmerzte, so als wolle er diese letzte quälende Erinnerung aus seinem Schädel quetschen.
    Aber Adhara, so hieß sie, ging ihm nicht aus dem Kopf. Und dieser Name rief weitere Erinnerungen in ihm wach, die ebenso schmerzlich waren, rief ihm die Reste einer Verbindung ins Gedächtnis, die er selbst mit aller Macht zu zerstören gesucht hatte.
    Es war zum Verrücktwerden. Dieses Chaos der Gefühle war nicht auszuhalten, war zu viel für ihn, gerade jetzt, nach den angenehmen letzten Wochen, in denen alle seine Empfindungen ausgeschaltet waren. Doch als er schon ganz zu verzweifeln drohte, begann plötzlich das Amulett auf seiner Brust zu pulsieren. Zunächst noch schwach, strahlte es bald in einem immer kräftigeren roten Licht. Und je stärker es leuchtete,
desto ruhiger wurden seine Gedanken. Adhara wurde wieder zu Sheireen, der Geschmack ihrer Küsse verflog. Bis er nur noch den Duft der kühlen Nachtluft wahrnahm.
    Endlich hatte er sich wieder im Griff, auch sein Atem hatte sich beruhigt, und ohne Hast schaute er sich um. Während sein Blick über die Landschaft schweifte, stellte er fest, dass ihm hier tatsächlich nichts bekannt vorkam. Einen Moment lang überlegte er, der Sheireen zu folgen, aber er entdeckte keine Spuren von ihr, und außerdem war er durch den Kampf erschöpft und verwundet. So beschloss er, zunächst die Hand verheilen zu lassen, bevor er die Jagd eröffnete.
    San hatte ihm immer wieder gesagt: »Wir haben einen großen Vorteil gegenüber unserem Feind. Sie ist allein, während wir zu zweit sind. Wir sind eins, als wären wir ein und dieselbe Person. Und

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