Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen
und ihr Anblick flößte ihm eine panische Furcht ein. Dabei hatte er keine Angst vor ihrer Kraft oder vor ihrem Schwert. Und auch nicht, ihr zu unterliegen oder zu sterben. Es war etwas Subtileres, eine innere Unruhe, die er sich nicht erklären konnte. Sie war überall, überragte ihn, bedrängte ihn, und allein schon sie anzusehen erfüllte ihn mit einem tiefen Schmerz. Im Traum erinnerte er sich: Wie er sie zum ersten Mal gesehen und ihr das Leben gerettet hatte, und vor allem erinnerte er sich an den Tag, als er sie voller Verlangen und Schmerz an sich gerissen und ihren Leib an sich gepresst hatte, dessen Weichheit er jetzt wieder spürte.
Sie rief nach ihm, während ihre Gestalt den ganzen Raum um ihn herum einnahm. Amhal hörte nicht mehr
das sanfte Rauschen, wie der Wind über die Ebene strich. Alles war erfüllt vom Klang ihrer Stimme.
Amhal … Ich will dich nicht töten …
Schreiend fuhr er aus dem Schlaf auf. Zwar waren die Gefühle, die der Traum in ihm geweckt hatte, schon fast wieder verschwunden, doch seine Verstörung legte sich noch nicht. Keuchend rang er nach Luft. Plötzlich erinnerte er sich an seinen letzten Traum, bevor er von Kryss diese Gabe erhielt, für die er seine Seele hatte verkaufen müssen. Auch damals war er durch solch eine karge Ebene gewandert, aber während er lief, hatte der Wind ihn entfleischt, so als wollte er ihn von der überflüssigen Last seiner Menschlichkeit befreien und seine Knochen im reinen Bösen erstrahlen lassen. Es war ganz ähnlich wie in diesem Traum, nur spiegelverkehrt.
Denk nicht daran. Das war doch nur ein Traum. Nichts als ein Traum. Es wird nicht wieder vorkommen.
Doch wieso hatte er wieder zu träumen begonnen? Wieso ausgerechnet jetzt?
Missmutig richtete er sich auf. Für dergleichen Unsinn hatte er keine Zeit. Er musste etwas essen, schauen, wo er Wasser herbekam. Er fand einen Bach nicht weit von der Stelle, wo er gerastet hatte, tauchte den Kopf ins eiskalte Wasser und ließ sich die beunruhigenden Gedanken wegspülen.
Als er sein Hemd ablegen wollte, blieb der Stoff hängen. Verwundert schaute er auf seine Brust und erstarrte: Das Amulett um seinen Hals klebte am Fleisch, als sei es eingewachsen. Sanft strich er darüber. Obwohl es das Mittel war, mit dem Kryss ihn beherrschte, sah er
doch eine kostbare Gabe darin. Denn durch dieses magische elfische Artefakt hatte er all die Seelenqualen seines früheren Lebens vergessen können. Es hatte ihn von allen Gefühlen befreit und sein Herz so steinhart werden lassen, dass nichts es mehr rührte.
Als er noch einmal an dem Kleidungsstück zog, zerriss der Stoff, doch das Amulett bewegte sich nicht, prangte weiter, rot wie Blut, an seinem Platz. Um es abzunehmen, hätte er es sich aus dem Fleisch reißen müssen. Noch einmal fuhr er mit dem Finger darüber und betastete seine Brust. Warum, wusste er selbst nicht so genau, aber er lächelte, während er verzaubert auf dieses Juwel starrte, das sich glitzernd im Bachwasser spiegelte.
Er richtete sich ein Lager ein und beschloss, sich auszuruhen, bis er wieder ganz hergestellt sein würde. Einige Tage lagerte er beim Bachufer. Dabei wurde ihm mehr und mehr deutlich, was San ihm oft über das Wesen eines Marvashs gesagt hatte. Und er erkannte, wie verbunden sie beide waren, denn ohne ihn fühlte er sich ganz und gar verloren.
Er hatte keine Ahnung, wie er weiter vorgehen und in welche Richtung er sich wenden sollte. Im Grunde saß er fest, in dieser menschenleeren Vegetation, in die ihn die Explosion des Portals geschleudert hatte, und musste auf neue Anweisungen warten. Seit er dieses Amulett am Hals trug, hatte er eigentlich immer nur gehorcht. Entweder San oder Kryss. Er selbst strebte nach nichts, Leben oder Tod, das machte keinen Unterschied mehr für ihn, und nur San konnte ihm noch sagen,
wofür es sich zu leben oder zu sterben lohnte. San war sein Bewusstsein, sein Selbsterhaltungstrieb, das, was ihn an die Welt der Lebenden band.
Zudem plagten ihn weiter diese Träume. Auch wenn er sich nie genau an sie erinnerte, spürte er beim Erwachen, dass er geträumt hatte. Dann war er erfüllt von Gefühlen und Wünschen aus seinem früheren Leben. Und vor allem spürte er, dass er von ihr geträumt hatte. Aber auch darauf wüsste San eine Antwort, wenn es ihm doch bloß gelänge, ihn zu erreichen.
Am dritten Tag versuchte er es noch einmal. Er griff zum Dolch und ließ wieder ein wenig Blut fließen. Noch fühlte er sich nicht ganz bei
Weitere Kostenlose Bücher