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Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rae Carson
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mächtigste Herrscherin werden, die es je gegeben hat. » Sturm, ich wollte niemals…«
    » Ihr habt mir gesagt, wenn Ihr zwischen Eurem und meinem Leben wählen müsstet, würdet Ihr Euch für das Eure entscheiden, wisst Ihr noch? Also tut das auch. Trefft Eure Wahl, und lasst mich allein. Ihr wisst, dass ich lieber allein bin als in Eurer elenden Gesellschaft.«
    Tränen brennen in meinen Augen, und ich atme durch die Nase, um die Fassung zu wahren. » Werdet Ihr… wie werdet Ihr…?«
    » Das zafira wird mich am Leben erhalten. Schon jetzt heilt es meine Verbrennungen. Versprecht mir nur eines. Wenn Ihr Invierne gegenübersteht– und dazu wird es kommen–, dann berichtet meinem Volk von mir.«
    » Was soll ich ihnen sagen?«, frage ich mit leiser Stimme.
    » Sagt ihnen, dass der Mann, der als Animagus versagte, der als Fürst versagte und der als Botschafter versagte, das zafira fand und seine Ehre wiederherstellte, indem er zum lebenden Opfer wurde. Werdet Ihr das für mich tun?«
    » Euch war Ehre doch stets egal! Ihr wart zufrieden, ohne Ehre zu existieren, solange Ihr nur überleben konntet.«
    » Es ist alles, was mir noch geblieben ist. Bitte.«
    Ich nicke stumm.
    Er lässt sich auf dem Boden nieder, überkreuzt die Beine und schließt die Augen. » Geht, Elisa. Geht, und werdet die Königin, die Ihr aus eigener Kraft nicht sein konntet.«
    Als ich mich abwende, bohren sich seine Worte in meine Brust und graben sich ein wie Stacheln. Geht, und werdet die Königin, die Ihr aus eigener Kraft nicht sein konntet. Ich habe bekommen, was ich gesucht habe. Macht jenseits aller Vorstellungskraft.
    Wieso aber fühle ich mich jetzt, wo sie mich durchströmt, wo sie mich bis zum Überfluss erfüllt, als wäre ich nur ein hohler Körper, ein bloßes Gefäß?
    Schon habe ich den Durchgang wieder durchschritten und den Fuß auf die erste Stufe der Treppe gesetzt, die aus der Höhle hinausführt, als ich erstarre.
    Die Magie der ganzen Welt zu kanalisieren, das ist nichts anderes, als einen Regenten zu bestimmen oder einen verzweifelten Pakt durch eine Ehe zu besiegeln. Es ist nur ein Instrument. Eine Krücke.
    Hectors Stimme, tief und intim, hallt in meinem Kopf wider. Wenn du so wärst wie jetzt, mit diesem Selbstvertrauen und dieser Klarheit der Gedanken, dann würde niemand deine Herrschaft je anzweifeln.
    Das zafira ist es nicht, was ich brauche.
    Ich brauche etwas anderes. Ich muss eine bessere Königin sein.

29

    I ch drehe mich wieder um. Mein Herz klopft schnell, und meine Knie zittern angesichts dessen, was ich jetzt vielleicht tun werde. Ist das die richtige Entscheidung? Aber der Feuerstein gibt keine Antwort auf meine Frage, oder falls doch, dann wird sie vom Strom des zafira so überlagert, dass ich sie nicht spüre. Ich muss meine Wahl völlig unabhängig von Gottes Stimme, von seinem Stein, von seiner Macht treffen.
    Ein tiefer Atemzug. » Sturm.«
    Sein Kopf hebt sich mit einem Ruck.
    » Kommt mit mir.«
    » Was?«
    » Nach oben. Sofort, bevor ich meine Meinung ändere.«
    Er steht hastig auf und stolpert mir so schnell entgegen, wie seine Fußfesseln es erlauben. » Wie wollt Ihr die Ketten entfernen? Und wenn Ihr das tut, dann wird Euch das zafira auf immer verloren sein. Nicht nur Euch, uns allen. Was, wenn…«
    » Wollt Ihr Tausende von Jahren hierbleiben?«
    » Nein.«
    » Dann haltet den Mund, und folgt mir.«
    Bevor wir zur Treppe gehen, sehe ich mich noch ein letztes Mal in dieser Feuerstein-Katakombe um. So wunderschön. So voller Geschichte und Gedenken, sogar Verehrung. So voller Magie.
    Denkt wie ein Hexenmeister, hat Sturm gesagt. Aber ich muss wie eine Königin denken.
    Und als die Steine heller funkeln als der hellste Saphir, denke ich: So voller Wert.
    Schnell löse ich einen Feuerstein aus der Wand. Er fällt mir mit einem leisen Pling in die Handfläche, und ich stecke ihn ein. Dann nehme ich noch ein paar, bis meine Taschen prall gefüllt sind.
    » Gehen wir.« Gemeinsam steigen wir die Wendeltreppe hinauf in den Sonnenschein, die Ketten rasseln hinter uns her.
    » Und jetzt?«, fragt Sturm nach Luft ringend.
    Ich sehe mich auf der kleinen Lichtung um. Die Bäume sind sehr nahe.
    » Haltet still«, befehle ich ihm.
    Nun ziehe ich die Macht auf mich, bis meine Muskeln vibrieren. Ich richte mein Bewusstsein auf die Erde, auf alles, was in ihr wächst, und ich spüre sie– winzige Graswurzeln, eine Ameisenkolonie, die seltsam organisiert ihren Aufgaben nachgeht, einen Wurm. Ich

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