Die Feuertaufe
Wand drücken, ihm Ruhm und Ehre stehlen, so daß er vor seiner hochedlen Familie nicht ganz so groß dasteht!«
»Das ist eine Lüge, Sir, und unfair obendrein!«
Tergorren hob die Schultern. »Finden Sie? Spielt keine Rolle. Sie kommen auch mit, und der kluge Mr. Dancer ebenfalls.« Er stemmte seine riesigen Hände in die Hüften und blickte vom einen zum anderen. »Der Erste Leutnant hat gesagt, nur erfahrene Seeleute sollen eingeteilt werden. Aber wir brauchen auch erfahrene Midshipmen für die Führung des Schiffes. Bei so einer Enteraktion darf man nicht zu viel und nicht zu wenig Leute mitnehmen.«
Er zog seine Taschenuhr. »In einer Stunde Musterung des ganzen Kommandos. Mr. Hope ist mein Stellvertreter. Melden Sie sich bei ihm, wenn Sie fertig sind.«
Als sie abtraten, murmelte Dancer bitter: »Besser Hope als Wellesley. Der ist ja ein richtiger Schlappschwanz.«
Sie schlenderten zum Luvdecksgang und dachten dabei an Grenfell und die anderen, die in der zerstörten Barkentine den Tod gefunden hatten.
Heftig sagte Eden: »Ich . . . Ich habe k-keine Angst! W- wirklich nicht!« Er sah sie jammervoll an, mit Augen, die fast so groß waren wie sein Gesicht. »Es ist n-nur, daß ich nicht mit Mr. T-tergorren fahren möchte. D-der jagt uns alle in den T-tod!«
Dancer blickte auf ihn hinunter und versuchte zu lächeln.
»Wir sind ja bei dir, Tom. Und vielleicht wird es auch gar nicht so schlimm.« Er wandte sich rasch zu Bolitho um. »Du hast doch so etwas schon mal mitgemacht. Wie geht das vor sich?«
»Blitzschnell. Überraschung ist die Hauptsache.« Bolitho starrte durch die Netze über die glitzernde Weite des Wassers und auf den im Dunst liegenden Landrücken. Seine Kameraden sah er nicht an. Wovon sollte er ihnen schon erzählen? Von den furchtbaren Schreien und Flüchen der Männer, die sich mit Entersäbeln und Messern, mit Beilen und Piken schlugen? Wie es war, wenn man so dicht am Feind kämpfte, daß man seinen Atem und seinen Haß fühlte? Das war kein Seegefecht, bei dem der Feind einfach aus einem anderen Schiff bestand. Hier kämpften Menschen aus Fleisch und Blut.
»Ich versteh' dich schon, auch wenn du nichts sagst«, warf Dancer hin. Seine Stimme klang ruhig. »Hoffen wir, daß wir Glück haben.«
Unten im Orlopdeck waren Pearce und zwei andere Midshipmen dabei, die Seekisten und die schäbigen Stühle wieder an ihren Ort zu schaffen, nachdem der Arzt mit seinen Sanitätsgasten Instrumente und Arzneien weggebracht hatte.
An einem der großen Schotten der Gorgo n stand immer noch Grenfells Kiste, und darüber hingen sein Paradehut und sein Dolch.
»Er hat immer gesagt, daß er es nicht bis zum Leutnant schaffen wird«, sagte Pearce. »Jetzt bestimmt nicht mehr.«
Bolitho dreht sich um, als Midshipman Marrack ins Logis kam, makellos wie stets im frischen Hemd.
»Laßt sein Zeug in Ruhe«, sagte Marrack kurz. »Vielleicht lebt er doch noch.« Er warf seinen Rock über einen Stuhl und fuhr fort: »Wenn ihr das gesehen hättet! Di e Athe n hatte überhaupt keine Chance. Sie war gerade am Segelkürzen, um längsseits der Brigg zu gehen, da fing die Festungsartillerie an zu feuern.« Er starrte ins Leere. »Sie bekam ein paar Treffer und machte 'ne Schildkröte. Ich sah noch ein paar Männer schwimmen. Dann kamen die Haie.« Er konnte nicht mehr weitersprechen.
»Ich habe mal was über die Sandpipe r gelesen«, sagte Dancer zu Bolitho.
»Eins ist sicher«, fuhr Marrack fort, »der Kapitän wird nie zulassen, daß ein Schiff des Königs in Feindeshand bleibt, ganz egal, was es kostet, es rauszuhauen.«
Er wühlte in seiner Kiste und brachte ein Lederetui zum Vorschein.
»Nimm meine Pistolen, Dick. Sie sind besser als jede anderen an Bord. Mein Vater hat sie mir geschenkt.« Er wandte sich ab, als ob er ärgerlich wäre, daß seine bessere Natur die Oberhand bekommen hatte. »Da kannst du mal sehen, was ich für Vertrauen in dein Überleben habe!«
Der kleine Schiffsjunge kam ins Logis gestolpert.
»Entschuldigung die Herren, aber der Vierte Leutnant sucht Sie und schreit Mord und Brand!«
»Dieser Tergorren«, sagte Dancer mit noch mehr Bitterkeit als sonst. »Der kleine Tom hat völlig recht. Dieser verdammte Schinder ist viel zu voll von sich selbst für meinen Geschmack!«
Sie eilten zum Niedergang und merkten erst oben, daß der kleine Eden nicht bei ihnen war. Er stand noch vor Grenfells Kiste und starrte auf den Dolch, der im Takt der Schiffsbewegung leicht hin und her
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