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Die Feuertaufe

Die Feuertaufe

Titel: Die Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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wäre.«
    Das untere Geschützdeck war der direkten Feindeinwirkung nicht ausgesetzt gewesen und unversehrt geblieben; aber oben auf dem Achterdeck sah es wüst aus. Bolitho blinzelte in das grelle Sonnenlicht. Zwei große Löcher klafften im Kreuzbramsegel. Blutige Streifen auf den Decksplanken gaben Kunde von Verwundung und Tod. Er starrte über das Schanzkleid und sah das Land im schimmernden Dunst versinken. Schon waren die Insel und das Fort nicht mehr vom Festland zu unterscheiden, und die ankernden Schiffe waren an der Landspitze, welche die Gorgo n ein paar Stunden vorher so zuversichtlich umrundet hatte, ebenfalls nicht mehr auszumachen. Von der Barkentine war überhaupt nichts zu sehen.
    Besorgt fragte Dancer: »Wo ist die Athen, was meinst du?«
    »Sie liegt auf ablaufendem Kurs und b-behält die K-Kerls im Auge«, vermutete der kleine Eden.
    Dancer nickte: »War schon ein Glück, daß wir die erwischt haben.« Sie unterbrachen ihr Gespräch, als Verling die Matrosen von den Neunpfündern wegtreten ließ und die Offiziere näher heranwinkte. Seine Schnabelnase kontrollierte, wer da war und wer noch kommen mußte; und dabei sah er nicht gereizter aus als sonst auch, fand Bolitho.
    Kapitän Conway kam von Luv herüber, nahm an der Achterdeckreling Aufstellung und blickte hinunter zu den Achtzehnpfündern, wo die Mannschaften ihr Gerät überprüften und die Kugelfender nachfüllten. In der Luft lag der beißende Geruch von Pulver, heißem Metall und verbranntem Holz.
    »Alles da, Sir«, meldete Verling. Der Kapitän wandte sich um und sah sie nachdenklich an. Er stand mit dem Rücken an der Reling und stützte die Hände auf das polierte Holz.
    »Wir halten Kurs landab und werden etwas weiter unten vor der Küste Anker werfen. Wie Sie wissen, sind wir beschossen worden, und zwar mit einer Selbstsicherheit, die mir nicht gefällt.« Er sprach ruhig und gelassen; damals bei der Verkündung der Prügelstrafe hatte er mehr Bewegung gezeigt.
    »Der Feind ist gut ausgerüstet, und unsere Artillerie, soweit sie eingesetzt wurde, hat ihn nicht sonderlich beeindruckt. Aber ich wollte sichergehen. Ich mußte Bescheid wissen, mit was für einem Gegner wir es zu tun haben.«
    Die Gesichter derjenigen, die während des kurzen Gefechts auf dem Oberdeck gewesen waren, verrieten Bolitho, daß noch etwas nachkommen würde.
    Im gleichen gelassenen Ton fuhr Kapitän Conway fort: »Vor ein paar Monaten wurde gemeldet, daß eine Brigg unserer Kriegsflotte, die in diesen Gewässern operierte, überfällig und vermutlich in Verlust geraten war. Zu der betreffenden Zeit herrschten hier sehr schlimme Wetterverhältnisse, und mehrere Kauffahrer hatten ebenfalls Schiffbruch erlitten.« Er blickte zum Wimpel am Mastknopf hoch, und seine Augen glänzten in der hellen Sonne. »Als wir heute früh die Landspitze umrundeten, war die Athe n uns erheblich vo raus. Die Ausguckposten meldeten zwei Schiffe vor Anker. Und in Lee der Insel können durchaus noch weitere Schiffe liegen.« Jetzt erst wurde seine Stimme hart. »Aber das eine Schiff war die Sandpiper , Brigg Seiner Majestät, vierzehn Geschütze. Ihretwegen muß der Kapitän der Athen angenommen haben, daß alles klar ging und daß der Kapitän der Sandpipe r bereits getan hatte, was unser Auftrag war.«
    Dancer hielt den Atem an, als der Kapitän fortfuhr: »Die Brigg war der Köder, und den hätten auch wir geschluckt, wenn wir nicht auf die Athe n gestoßen wären. Wir wären direkt unter die Kanonen des Forts gesegelt, und da wir weder schnell noch wendig genug sind, um rasch wieder klarzukommen, wären wir vernichtet worden. Wie die Dinge liegen, muß di e Athe n mehrere Volltreffer bekommen haben. Ich bezweifle, daß von ihrer Besatzung noch jemand am Leben ist.«
    Tiefe Stille ringsum. Bolitho dachte an den Gefechtslärm im Unterdeck; und daran, wie aufgeregt sie gewesen und wie wichtig sie sich vorgekommen waren. Er dachte an Midshipman Grenfells verschlossenes Gesicht, hinter dem ein wärmeres und freundlicheres Gemüt verborgen war, als viele annahmen. Und all das war geschehen, ohne daß vom Achterdeck her auch nur ein Wort nach unten gedrungen war. Gewiß, es hätte nichts genutzt, niemand hätte helfen können. Und doch . . .
    Gemessen redete der Kapitän weiter. »Als wir die Athen übernahmen, vermutete Mr. Tergorren, daß die Piraten flohen, weil sie ein anderes Schiff gesichtet hatten. Jetzt kann man sagen, daß dieses Schiff höchstwahrscheinlich die Gorgon war und

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