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Die Feuertaufe

Die Feuertaufe

Titel: Die Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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vorstellen. Todd war auf der Akademie mein Zimmergenosse, und jetzt teilen wir uns an Bord der Diadem eine Kajüte. Lieutenant Liatt, das ist Alice Ramsbottom. Wie Sie sich gewiss schon gedacht haben, sind wir zusammen zur Schule gegangen.«
    Alice streckte Todd eine zierliche Hand entgegen und schenkte ihm ein höfliches Lächeln. An sich war Todd durchaus der Attraktivere der beiden, doch Alice’ Aufmerksamkeit galt nach wie vor ganz Michael. Leise lachte sie auf.
    »Ach ja, die guten, alten Zeiten«, sagte sie mit zur Schau gestellter Affektiertheit. »Damals warst du natürlich ›Mikey‹, aber irgendjemand hat mir gesagt, mittlerweile würdest du ›Michael‹ vorziehen.«
    Alice hielt inne, und mit nicht gelindem Schrecken begriff Michael, dass ihr Lächeln Unsicherheit verriet.
    »Natürlich ist mir klar«, fuhr Alice fort, »dass ich dich eigentlich als ›Kronprinz Michael‹ oder ›Euer Hoheit‹ hätte ansprechen müssen, aber ich habe mich so gefreut, dich zu sehen, dass ich daran überhaupt nicht mehr gedacht habe. Ich hoffe, das stört dich nicht …«
    Sie klimperte mit ihren langen Wimpern, und Michael war erleichtert – und das nicht zum ersten Mal –, dass man es angesichts seiner dunklen Hautfarbe nicht bemerkte, wenn er errötete.
    »Nein. Klar. Ich meine, wir kennen einander doch schon so lange. Wie dem auch sei …« Erst jetzt begriff Michael, dass er eigentlich nur bedeutungslose Phrasen von sich gab. Aber diese Kombination von Alice’ Koketterie und Todds kaum verhohlener Belustigung waren einfach zu viel für ihn. »Ich meine, das mit ›Kronprinz‹ ist jetzt wirklich nur noch so eine Formalität, nachdem mein Neffe Roger sich derart vielversprechend entwickelt.«
    »Prinz Roger ist wirklich ein Prachtjunge«, stimmte Alice zu. »Ich habe ihn jetzt schon bei allen möglichen Empfängen erlebt. Wenn er seine Ausgehuniform trägt, wirkt er geradezu erschreckend erwachsen. Und wie er den Tischherren für die kleine Prinzessin Joanna gibt! So ernsthaft! Wie alt ist der Prinz jetzt?«
    »Sechs T-Jahre«, antwortete Michael sofort. »Er wird sogar bald schon sieben. Es dauert keine vier T-Jahre mehr, dann kann er die Prüfung ablegen, und er wird dann offiziell und ganz förmlich zum Thronerben ernannt. Nur ein paar Jahre später wird Prinzessin Joanna es ihm gleichtun, und dann ist der ›Prinz‹-Teil in meinem Titel endgültig das, was er eigentlich jetzt schon ist – eine reine Höflichkeit.«
    »Du bist so bescheiden«, sagte Alice. »Als könnte irgendjemand jemals vergessen, dass du Königin Elizabeths einziger Bruder bist und ebenso ein Erbe des Hauses Winton.«
    »Ich wünschte, es wäre anders«, murmelte Michael in seinen nicht vorhandenen Bart hinein.
    Überrascht riss Alice die goldenen Augen auf. Doch ebenso wie Kronprinz Michael hatte auch sie bereits zu Zeiten, da sie noch nicht der Windel entwachsen war, gelernt, niemals das auszusprechen, was ihr als Erstes durch den Kopf ging.
    »Na, auf jeden Fall ist es wirklich nett von dir, dass ich dich weiter mit deinem Vornamen ansprechen darf«, sagte Alice. »Du hast nicht zufällig Zeit für einen Kaffee, oder? Oh, das gilt natürlich auf für Lieutenant Liatt!«
    Michael sah, wie Todd schon zustimmend nickte, und schritt hastig ein.
    »Vielleicht ein andermal. Wir haben noch einen Termin.«
    »Klar.« Alice blickte enttäuscht drein, doch Michael glaubte, in ihrem Blick noch kurz etwas anderes aufblitzen zu sehen – Erleichterung? Doch was auch immer es sein mochte, es war fort, bevor Michael sich ganz sicher sein konnte. »Wie dem auch sei, ich sollte jetzt wohl wieder nach Daddy schauen. Hast du noch länger Landgang?«
    »Ein bisschen«, antwortete Michael. Ins Detail ging er nicht, denn er wollte nicht riskieren, dass Alice einen Termin für ein erneutes Treffen vorschlug.
    »Na ja, ich muss heute Nachmittag noch nach Gryphon und für Daddy ein paar Kleinigkeiten erledigen. Aber wir sehen uns bestimmt wieder. Dann also erst einmal tschüss, Michael. Es hat mich gefreut, Sie kennenzulernen, Lieutenant Liatt.«
    Die beiden Männer verabschiedeten sich ebenfalls und wandten sich dann ab. Während sie den Korridor hinuntergingen, hörte Michael hinter ihnen leise Schritte.
    Er brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, dass sie von Lieutenant Vincent Valless vom Palastschutz stammten, der persönlichen Leibgarde des Kronprinzen.
    Seit Michael zur Navy gegangen war, hatte er sich daran gewöhnt, jederzeit überallhin gehen

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