Die feurige Braut des Highlanders: Roman (German Edition)
Und mir macht es nichts aus. Ganz und gar nicht. Ehrlich gesagt würde ich eine solche Last auch nicht auf meinen Schultern wollen!« Arabella sah sie an. »Warum, glaubst du, sind alle hier draußen auf dem Hof? Weil sie sich vor Vaters Zorn verstecken.«
Sie sprang beiseite, als einer der Burghunde auf der Jagd nach zwei Ziegen an ihnen vorbeischoss. »Siehst du? Sogar die Hunde haben die Burg verlassen, bis auf den armen Telve und Troddan. Und die kauern in einer Ecke von Vaters Arbeitszimmer, mit eingeklemmtem Schwanz und angelegten Ohren.«
»Ich verstehe nicht.« Gelis strich sich eine Locke aus der Stirn. »Du sagtest doch, er habe zugestimmt.«
»Das hat er. Aber das heißt nicht, dass er auch froh darüber ist.«
Gelis war zu verblüfft, um klar zu denken. »Das ergibt doch keinen Sinn. Er hat solche Heiratsanträge doch noch nie freundlich aufgenommen. Da würde er doch schon gar nicht einen annehmen, der ihn so wütend macht, dass sich alle aus der Burg flüchten, um ihm nicht in die Quere zu kommen.«
»Er hat ihn aber angenommen.« Arabella zupfte an einem Fädchen an ihrem Ärmel. »Ich habe ihn mit Onkel Marmaduke darüber reden hören. Er sagte irgendwas über seine Ehre, um derentwillen er mit dem Rücken an der Wand steht.«
»Verstehe.« Gelis überlegte. »Wer auch immer den Antrag gemacht hat, er hat Vater da gepackt, wo es einen Mann am meisten schmerzt.«
»Gelis!«, rief ihre Schwester entsetzt. »Wenn du so derb daherredest, wird kein Mann dich nehmen. Nicht einmal, wenn er ein zweiköpfiges Ungeheuer ist oder Vater dich auf einem Silbertablett übergibt.«
Gelis begann zu lachen, verstummte aber gleich wieder, als eine Wolke über den blauen Himmel zog, die das Kopfsteinpflaster verdunkelte und sie erschaudern ließ. Der Schatten des Rabens folgte ihr. Sie konnte ihn und seine großen Schwingen, die die Luft bewegten, in ihrer Nähe spüren. Als sie aufblickte, sah sie nur die Wolke, und dennoch lief es ihr wieder kalt über den Rücken. Ob sie ihn sehen konnte oder nicht, ihr Herz wusste, dass er da war. In Gestalt eines Raben kreiste er über dem Hof, blieb zunächst in der Schwebe und stieß dann tiefer herunter, bis er ihr fast so nahe war wie vorhin am Strand. Dann schwang er sich wieder in die Lüfte und ließ nur den belebten, sonnenüberfluteten Burghof hinter sich zurück.
Gelis stockte der Atem, und ein erwartungsvolles Prickeln begann sie zu durchrieseln.
Köstlich und ... erregend.
Ein Gefühl des Triumphs erfasste sie, und sie drückte eine Hand an ihre Brust. Er war ihr Zukünftiger, dessen war sie sich ganz sicher. Entweder kam der Heiratsantrag von ihm, oder er ließ sie wissen, dass daraus nichts werden würde.
Doch ein so mächtiger Mann wie der Rabe würde nicht zulassen, dass sie einem anderen gegeben wurde.
Impulsiv ergriff sie den Arm ihrer Schwester und drückte ihn. »Wer auch immer um meine Hand angehalten hat, er ist kein zweiköpfiges Ungeheuer, da bin ich mir ganz sicher. Er wird der perfekte Ehemann für mich sein, du wirst schon sehen.«
»Wie sehr ich mir das für dich wünsche!« Arabella schüttelte Gelis' Hand ab, um den Staub von ihrem Rock zu klopfen. »Aber perfekte Ehemänner kommen für gewöhnlich nicht aus zweifelhaften, verfluchten Clans. Ich hörte Vater sagen, dass der Mann ...«
»Pah!« Diesmal lachte Gelis wirklich. »Als Mann, der sein Leben lang als Teufel bezeichnet wurde, sollte er seinen Atem nicht damit verschwenden, über andere herzuziehen.«
»Er klang aufrichtig besorgt.«
»Das braucht er aber nicht zu sein, weil ich es auch nicht bin.«
Arabella furchte die Stirn. »Du hast das Schicksal herausgefordert, als du geboren wurdest. Ich hoffe nur, dass es nicht zurückschlägt und dich beißt.«
»Bestimmt nicht.« Gelis streckte die Hand aus und kniff Arabella lächelnd in die Wange. »Ich habe mein Schicksal gesehen. Deshalb fürchte ich mich auch nicht.«
Bevor ihre Schwester etwas erwidern konnte, fuhr sie herum, raffte ihre Röcke und begann die Turmtreppe hinaufzulaufen.
Die wenigen noch Anwesenden im Saal erschraken, als sie an ihnen vorbeihuschte. Überrascht und sprachlos starrten sie ihr nach, als sie durch den Mittelgang zu der Treppe rannte, die zum Arbeitszimmer ihres Vaters führte.
Es war ein gemütlicher, mit kostbaren Wandbehängen versehener Raum, in dem sie nicht nur ihre erstaunliche Gabe offenbaren konnte, sondern auch die beste Nachricht ihres Lebens hören würde.
Das glaubte Gelis jedenfalls,
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