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Die Finsternis

Die Finsternis

Titel: Die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Falls
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dauerte es bei einem neuen Siedler mindestens ein Jahr, bevor die Haut die Ernährungsweise widerspiegelte. Aber ihre Haut leuchtete an diesem Abend trotzdem.
    »Hast du einen Schein bekommen?«, fragte ich und unterdrückte das Verlangen, ihre Wange zu berühren.
    »Wie bitte? Ich glaube nicht … Ty, sieh dir nur das Wasser an!«
    Ich drehte mich um und sah, dass auch die Erwachsenen stehen geblieben waren und auf das Meer hinausstarrten. Und das aus einem guten Grund, denn das Wasser rund um die Nomad leuchtete in einem weißen Licht. Die Reflexion des unheimlichen Lichts hatte Gemmas Haut so wirken lassen, als hätte sie einen Schein.
    Sie stolperte zurück. »Das sind sie nicht, oder?«
    »Wen meinst du?«
    Sie zeigte auf das Township, das nicht mehr als eine schwerfällige Silhouette vor dem nächtlichen Himmel war. »Die Geister, die wir freigelassen haben«, flüsterte sie.

4
    »So etwas wie Geister gibt es nicht«, versicherte ich ihr.
    Doch Gemma starrte weiter auf das phosphoreszierende Wasser, als würde es gleich aufwallen und sie mit sich in die Tiefe reißen. »Du hast auch behauptet, dass so etwas wie die Dunkle Gabe nicht existiert«, erinnerte sie mich.
    »Ja, aber diesmal geht es mir nicht darum, etwas zu verbergen. Sieh dir das an!«
    Das unheimliche Licht breitete sich in alle Richtungen bis zum Horizont aus. Das Meer schien in purem Weiß zu glühen wie geschmolzenes Metall. Erschüttert von diesem Anblick trat Gemma zurück.
    »Das ist ein verdammt großer Geist«, stichelte ich.
    Sie warf mir einen bitterbösen Blick zu. »Geister sind ebenso real wie Dunkle Gaben. Ich habe sie gesehen.«
    »Sie?«, fragte ich, ohne eine Miene zu verziehen. »Meinst du verschiedene Geister an verschiedenen Tagen oder eine ganze Horde auf einmal, die wie ein Makrelenschwarm umherhuscht?«
    Sie verschränkte die Arme. Wenigstens sah sie nicht mehr so verängstigt aus, dafür aber verärgert.
    »Okay, du hast Geister gesehen. Plural«, lenkte ich ein, während ich mich am Rand des Anlegerings niederließ. »Aber das«, ich tauchte meinen Stiefel ins Wasser, wodurch an dieser Stelle ein silbriger Glanz und ein bläuliches Funkeln entstanden, »ist absolut natürlich.« Ich warf ihr einen kurzen Blick zu und sah, dass sie sich etwas entspannte. »Wir können uns glücklich schätzen, dass wir es überhaupt zu Gesicht bekommen«, fuhr ich fort. »Das passiert nicht sehr oft.«
    Sie streifte die Sandalen ab. »Und wenn es passiert, ist dann normalerweise ein Schiff mit Toten in der Nähe?«, fragte sie und setzte sich neben mich.
    »Normalerweise nicht.« Ich war froh, dass sie ihren Sinn für Humor wiedergefunden hatte.
    Eine Weile saßen wir schweigend nebeneinander. Zu dem Meeresleuchten kam noch eine sanfte Brise und es wäre der perfekte Moment gewesen, sie zu küssen … wenn das letzte Mal nicht so schiefgelaufen wäre. Obwohl sie es bestritt, hegte ich sogar den Verdacht, dass unser zweiter Kuss die erste unterseeische Panikattacke bei ihr ausgelöst oder zumindest einen Teil dazu beigetragen hatte. Wir wollten damals mit unseren Harpunen aus dem Kreuzer steigen und auf die Jagd nach einem Abendessen gehen, als ich sie davon abgehalten hatte, ihren Helm aufzusetzen. Es war nicht einmal ein richtiger Kuss gewesen. Ich hatte nur kurz meine Lippen auf ihre gedrückt, um ihre Reaktion zu testen. Denn seit sie bei uns eingezogen war, hatte ich sie höchstens mal umarmt. Sie hatte danach gelächelt – und sogar meine Hand genommen, als wir ins Meer getaucht waren. Doch nur zwei Minuten später hatte sie sich schreckensbleich von mir abgewandt und mich sogar weggeschoben. Dann hatte sie begonnen zu schwitzen und zu zittern und sich hektisch ins U-Boot zurückgezogen.
    Als ich kurz darauf hinterhergeklettert kam, lag sie zu einem Knäuel zusammengerollt da und weigerte sich den gesamten Rückweg zur Siedlung, auch nur ein Wort mit mir zu reden. Zunächst war mir gar nicht in den Sinn gekommen, dass mein Kuss sie so verschreckt haben könnte. Erst nachdem ich vergeblich auf irgendein Zeichen von ihr gewartet hatte, eine Aufmunterung, es noch einmal zu versuchen, machte ich mir darüber Gedanken. Innerhalb nur eines Monats war sie bei uns ausgezogen.
    Ich vermisste ihre Anwesenheit bei uns zu Hause. Ich vermisste es, mit ihr gemeinsam das Meer zu erkunden. Ich vermisste sie . Das würde ich natürlich niemals laut aussprechen. Allein bei dem Gedanken daran, jetzt damit herauszurücken, wurde mir heiß und meine

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