Die Finsternis
unserer Nachbarn es geschafft, das Township zur Handelsstation zu schleppen. Wir ließen es neben dem Oberdeck treiben, das aus einem riesigen, zwei Stockwerke umfassenden Ring bestand, der auf der Meeresoberfläche schwamm. Der größere Teil der Handelsstation lag dreißig Meter tiefer versteckt unter der Wasseroberfläche und war mit einem dicken Seil mit der Plattform über dem Wasser verbunden.
Aufgrund der späten Stunde war das Oberdeck so gut wie menschenleer. Der Fischmarkt auf der Promenade, die etwa fünf Meter über den Wellen lag, hatte schon vor Stunden geschlossen. Nur eine Handvoll Boote war am schwimmenden Anlegering festgemacht und wurde von den Lichtern der Promenade darüber beleuchtet.
»Ein verdammt guter Fund«, sagte Raj, während er das Township beäugte. Mit den breiten Schultern, dem Bart und seiner lauten Art wirkte er eher wie ein Outlaw als ein Pionier. »Da sie alle tot sind«, er schwenkte seine Seegraszigarre, »bekommst du den Bergungslohn, gar keine Frage.«
»Ja, warum schmeiße ich nicht gleich eine Party?«, erwiderte ich, während ich auf Dad und Lars wartete. Sie waren an Bord der Nomad gegangen, um nachzusehen, warum die Maschinen versagt hatten.
»Weil du noch nicht begriffen hast, wie viel du damit verdienen wirst«, sagte Raj, als hätte ich nicht verstanden, was er vorhin gesagt hatte.
»Für die gibt es sowieso nichts mehr zu holen«, mischte sich Jibby ein und deutete mit seinem blonden Strubbelkopf zum Township. »Aber du kannst daraus ein kleines Vermögen machen.«
»Gemma und ich haben es gemeinsam gefunden«, stellte ich richtig. Gleich nachdem wir angelegt hatten, hatte sie sich in die Lounge zurückgezogen, um ihren Taucheranzug loszuwerden.
»Selbst wenn die Maschinen hin sind, könntest du das Schiff auseinandernehmen und in Einzelteilen verkaufen«, fuhr Jibby fort und ignorierte, dass ich Gemma erwähnt hatte. Mit seinen dreiundzwanzig Jahren war er zu alt für sie – so sah ich das jedenfalls. Sie war erst fünfzehn. Aber sie war auch das einzige Mädchen im gesamten Benthic-Territorium, das seinem Alter wenigstens nahe kam und das noch dazu hübsch war. Deshalb hatte Jibby ihr auch schon zweimal einen Heiratsantrag gemacht. Obwohl er beide Male enttäuscht worden war, dachte er gar nicht daran, die Hoffnung aufzugeben, was ich sowohl lustig als auch nervig fand.
Kurz darauf stolperten Dad und Lars aus dem Township. Lars war schon immer blass gewesen, doch als er sich jetzt gegen die Leiter lehnte, die zur Promenade hinaufführte, war er bleicher als ein Gespensterfisch. Dad schlug die Luke zu und klemmte zusätzlich ein Brecheisen hinter den Griff. Dann kniete er sich an den Rand des Anlegerings und spritzte sich Meerwasser ins Gesicht. Niemand sagte ein Wort, um den beiden Zeit zu geben, ihre Fassung zurückzugewinnen.
»Die Maschinen wurden blockiert. Das war eindeutig Sabotage«, sagte Dad mit heiserer Stimme. »Es sieht so aus, als hätten sie zumindest eine Weile einen Reservegenerator in Betrieb gehabt. Er hat ausgereicht, um für die Belüftung zu sorgen, aber nicht für Wärme. Diese armen Menschen sind an Unterkühlung gestorben, lange bevor ihnen die Luft ausgegangen ist.«
»Der größte Teil der Ausrüstung ist fast fünfzig Jahre alt«, fügte Lars hinzu, der noch immer an der Leiter lehnte. »Sie konnten froh sein, dass der Reservegenerator überhaupt angesprungen ist.«
»Aber das hat nicht gereicht«, murmelte ich.
»Wahrscheinlich haben sie gehofft, dass man sie rechtzeitig finden würde«, sagte Jibby betrübt.
Lars nickte. »Doch es gab keine Möglichkeit, ein Signal auszusenden.«
Ich konnte mir nicht vorstellen, wie schrecklich es sein musste, dabei zuzusehen, wie die Menschen erfroren, die man liebte.
»Wer würde so etwas tun?«, fragte meine Mutter. Sie hatte die Arme verschränkt, als wollte sie auf diese Weise ihre Bestürzung in Grenzen halten. »Wer würde ein bewohntes Township am Meeresboden verankern und die Luken mit Ketten verschließen?«
»Keine Ahnung«, sagte Dad. Er klang verärgert, was bei ihm selten vorkam. »Aber wir haben ja keinen Ranger mehr, also rufe ich jetzt die Meereswache.«
»Glaubst du, das ist schlau?« Wieder etwas sicherer auf den Beinen, stieß sich Lars von der Leiter ab. »Du willst dich doch morgen mit den Surfs von der Drift treffen.«
»Was hat das damit zu tun?«, fragte Mum. »Es ist nicht länger illegal, dass wir unsere Ernte verkaufen.«
Abgeordneter Tupper hatte so stolz
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