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Die Finsternis

Die Finsternis

Titel: Die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Falls
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oder die Drift befreien.«
    »Was können wir denn dann tun?« In ihrer Stimme schwang Panik mit.
    Ich hatte nur eine lausige Idee, doch unter diesen Umständen würde ich einfach alles versuchen. Ich kletterte über die Bank zur Backbordseite. »Es ist zu spät für die Drift . Selbst wenn wir die Ankerketten durchschneiden, ist bis dahin schon viel zu viel Wasser in das Township gelaufen. Es wird nicht an die Oberfläche treiben.«
    »Wohin willst du denn dann?«
    »Ich will Ratter austricksen, sodass er die Kette an einer Luke durchschneidet, damit die Leute fliehen können.«
    »Wohin denn fliehen? Ty, du weißt doch nicht einmal, ob sie schwimmen können.«
    »Das stimmt, aber wenn sie in der Drift gefangen sind, während das Meerwasser hereinströmt, haben sie überhaupt keine Chance.« Ich verriegelte meinen Helm. »Während ich da draußen bin, bringst du den Skimmer nach oben. Versuch, irgendein Schiff zu erreichen. Selbst wenn es die Surfs schaffen, ohne Taucherausrüstung an die Oberfläche zu schwimmen, werden sie es im offenen Meer nicht lange aushalten können.«
    Ich wartete nicht ab, was sie dazu sagen würde, sondern füllte meine Lunge mit Liquigen und kletterte durch die Öffnung. Sobald ich im Wasser war, steuerte Gemma den Skimmer nach oben und verschwand aus meinem Blickfeld.
    Ich durfte keine Zeit verlieren und unterdrückte meine Angst. Mit eingeschalteten Helmlichtern schwamm ich zur Drift hinunter. Ich musste gegen den Auftrieb ankämpfen, um eine der Luken zu erreichen. Ratter hatte eine Kette vom Hebelgriff der Tür zu einem Handgriff am Schiffsrumpf geschlungen und mit einem Vorhängeschloss versehen. Mit einem Metallschneider wäre das schnell erledigt gewesen – aber ich hatte keinen. Mit etwas Glück würde Ratter das jedoch von seinem U-Boot aus nicht erkennen können.
    Als das grüne U-Boot um die Drift herumgefahren kam, drehte ich ihm schnell den Rücken zu und tat, als würde ich die Kette durchtrennen. Zuerst dachte ich, Ratter hätte mich nicht gesehen, doch dann schnellte das U-Boot wie ein zurückweichender Tintenfisch nach hinten. Ich blieb, wo ich war, obwohl ich wusste, dass nur eine geringe Chance bestand, dass mein Plan funktionieren würde. Es war eher wahrscheinlich, dass ich als Thunfischhappen auf dem Meeresgrund landen würde.
    Das grüne U-Boot war jetzt direkt auf mich gerichtet und pflügte mit sich drehender Bohrspitze durch das Wasser. Ich rührte mich nicht von der Stelle, obwohl jede Zelle meines Körpers schrie: »Weg!« Erst in allerletzter Sekunde warf ich mich zur Seite.
    Der Bohrer rammte die Luke, und als er sich tief hineingrub, stoben Metallsplitter zu den Seiten. Ich schnappte mir das Ende der Kette und schleuderte es über die Bohrspitze. Dann suchte ich so schnell wie möglich das Weite und schwamm über das grüne U-Boot, um einen guten Blick auf das Geschehen zu haben. Während sich der Bohrer drehte, wickelte sich die Kette um den spiralförmigen Schaft, bis sich die Glieder spannten. Das dadurch verursachte Klirren hätte eigentlich eine Warnung sein sollen. Aber Ratter hatte es entweder nicht bemerkt oder war zu verbissen, um dem hässlichen Stottern des Bohrers Beachtung zu schenken. Letzteres hielt ich für wahrscheinlicher.
    Er beschleunigte den Motor des U-Boots und versuchte, den Bohrer noch tiefer in die Luke zu treiben. Doch er zerrte damit nur noch mehr an der Kette, bis die Glieder in einem Funkenregen auseinanderrissen, gefolgt von einem lauten, metallischen Kreischen, das meine Nerven aufs Äußerste strapazierte. Ich spähte nach unten und sah, wie der im Lukendeckel vergrabene Bohrer abrupt stoppte.
    Ich ließ Ratter schäumend vor Wut zurück, schwamm um die Drift herum und landete auf dem Puffer. Surfs drängten sich vor mir am Fenster und machten verzweifelte Gesten. Im Licht meiner Helmlampen sah ich ihre blauen Lippen und die blasse Haut. Sie waren in Decken gewickelt und trugen Schwimmwesten. Für einen Moment kam mir wieder der Junge aus der Nomad in den Sinn, erstarrt und stumm.
    Ich hatte die Luke von der Kette befreit, aber diese Menschen waren schon halb erfroren. Wie sollten sie die Kraft aufbringen, bis an die Oberfläche zu schwimmen? Was außerdem voraussetzte, dass sie Liquigen hatten.
    Ein Mädchen in meinem Alter drängte sich durch die Menge. Nach der Art zu schließen, wie die Erwachsenen ihr Platz machten, war sie vermutlich Hadals Tochter. Sie zeigte auf den Boden. Ich sah, dass ihnen das Meerwasser bereits

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