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Die Finsternis

Die Finsternis

Titel: Die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Falls
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viel unheilvoller klang, als wenn er geschrien hätte. »Also bist du an Shades Verhaftung schuld.«
    »Ich?«, fragte ich ungläubig und sah zu Eel hinüber, der am Geländer lehnte. Er zuckte nur die Schultern, als gäbe es nichts, was er tun konnte. »Entweder du holst Shade noch heute raus«, warnte Pretty, »oder ich werde dich solange jagen, bis einer von uns tot ist.«
    »Was hat er gesagt?«, fragte ich Gemma, als sie von einem Tisch im Café zurückkam, an dem Abgeordneter Tupper saß. Ich hatte mir mein Hemd und mein Halstuch aus dem Laden wiedergeholt und wir ließen uns in einer dunklen Ecke des Sonnendecks so weit wie möglich von den Musikern entfernt nieder. Ich machte mir zu große Sorgen um meine Eltern, als dass ich auch nur einen Bissen hätte essen können. Außerdem war ich immer noch viel zu aufgebracht wegen Revas’ Befehl, nach Hause zu gehen. Also machte ich mich vorerst unsichtbar.
    Der Mond schien hell und eine Party war in vollem Gange. Kein einziger Surf war mehr auf Rip Tide. Sowie der Boxkampf zu Ende gewesen war, hatten sie gehen müssen, denn zu dieser ausgelassenen Feier auf dem Sonnendeck waren nur Topsider eingeladen. Sie lachten und tanzten unter schwankenden Ketten aus winzigen Lampions. Ihre Zinkbemalung war längst verschmiert und ihre seidigen Gewänder schmutzig. Ich fragte mich, ob die Bewohner von Rip Tide jetzt in ihren Betten lagen und den Lärm verfluchten, der durch alle sieben Ebenen der Stadt hallte.
    »Tupper meint, dass nur die Präsidentin der Versammlung eine Begnadigung für einen Outlaw aussprechen könne«, sagte Gemma niedergeschlagen. »Und dass es einen wirklich guten Grund geben müsse, damit sie das tue.«
    »Hast du Tupper daran erinnert, dass die Regierung die Seablite-Gang in einer unter Wasser gelegenen Besserungsanstalt eingesperrt und zugelassen hat, dass ein Doktor an ihnen herumexperimentiert? Schon allein deshalb sollte die Präsidentin Shade begnadigen und ihm die Chance zu einem Neuanfang geben.«
    »Das und noch viel mehr habe ich angeführt.« Gemma klang untröstlich. »Doch Tupper sagte, dass Präsidentin Warison nicht ihren Kopf für irgendeinen Flüchtling riskiere, denn sie stehe bereits mächtig unter Beschuss.«
    »Unter wessen Beschuss?«
    »Ich hab mir gar nicht erst die Mühe gemacht, danach zu fragen. Ich bin sicher, Tupper meint die Wissenschaftler, die vom Staatenbund fordern, die Notstandsgesetze aufzuheben, weil der Aufstand vorüber ist.«
    »Das werden die niemals tun«, spottete ich. »Wenn wir nicht mehr unter den Notstandsgesetzen leben, können die Staaten wieder Wahlen abhalten und alle Abgeordneten der Versammlung würden abgelöst werden. Präsidentin Warison eingeschlossen.«
    Gemma zuckte die Schultern, denn das war ihr ziemlich egal.
    »Kommandantin Revas sollte dir erlauben, Shade zu sehen.« Kaum hatte ich die Worte ausgesprochen, fühlte ich mich auch schon schlecht deshalb, denn ich hatte sie an ihre verfahrene Situation erinnert. Wenn Shade im Gefängnis saß, konnte sie nicht auf der Specter einziehen.
    »Sie hat Nein gesagt, auch nachdem ich ihr erzählt habe, dass ich seine Schwester bin«, sagte Gemma. »Dabei wollte ich nur mit ihm sprechen. Vor dem Kampf hatten wir nicht viel Gelegenheit dazu.«
    Und in der kurzen Zeit, die sie miteinander verbracht hatten, hatte sie ihm auch noch von meiner Notlage erzählt, obwohl ihre – einen Platz zum Wohnen zu finden – für sie viel wichtiger war.
    »Ich denke, du hast Recht«, bemerkte sie. »Der Staatenbund schert sich nicht um Familien .«
    Ich zuckte innerlich zusammen, denn ich hatte diese Tatsache am eigenen Leib erfahren. Der Staatenbund hatte versucht, meine Familie auseinanderzureißen, als meine Dunkle Gabe bekannt geworden war. Ärzte der Topsider hatten meine Eltern vor Gericht geschleppt, um sie für unfähig erklären zu lassen, und das nur, weil sie mich unterseeisch aufgezogen hatten. Seit ich Shades Geschichte gehört hatte, hatte ich oft daran gedacht, dass ich vermutlich ebenfalls in Seablite gelandet wäre, wenn ich zu einem Mündel des Staatenbundes geworden wäre.
    Ich sah auf den Ozean hinaus und bekam Panik. Wenn ich meine Eltern nicht fand, konnten Zoe und ich immer noch als Mündel des Staatenbundes enden. Schnell schüttelte ich den Gedanken ab. Das würde ich auf keinen Fall zulassen. Ganz besonders nicht, wenn es um Zoe ging. Jemand aus der Regierung könnte Gefallen an ihrer Dunklen Gabe finden und dabei würde garantiert nichts

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