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Die Finsternis

Die Finsternis

Titel: Die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Falls
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Gutes herauskommen.
    In der Nähe entlud sich ein Schuss und wir sprangen erschrocken auf, wirbelten herum und sahen, dass ein paar Topsider nicht weit von uns entfernt mit Tontaubenschießen beschäftigt waren. Die nächste im Dunkeln leuchtende Taube flog in den Nachthimmel, gefolgt von einem weiteren Schuss. Diesmal war es ein Treffer und die Tontaube explodierte über dem Meer.
    Während der leuchtende Staub nach unten rieselte, brach plötzlich eine riesige Flosse durch die Wellen. Die Tontaubenschützen rasteten schier aus, denn die Größe des Haies war außergewöhnlich.
    Gemma und ich wechselten einen Blick, weil wir wussten, dass es die Specter , das U-Boot der Seablite-Gang, war, die Rip Tide umrundete. Die Outlaws warteten darauf, dass ich ihnen Shade lieferte. Ich sollte Prettys Drohung wahrscheinlich ernst nehmen, doch im Moment war mir mein eigenes Wohlergehen keine Seepocke wert.
    Zumindest dachte ich das, bis mich eine Hand von hinten packte und mich in den Schatten des Treppenhauses zog. Gemmas entsetzter Gesichtsausdruck war ein guter Vorgeschmack auf das, was mich erwartete. Doch als ich mich umdrehte, setzte mein Herzschlag trotzdem aus, weil ich Gabion finster auf mich herabblicken sah.
    Noch schlimmer war jedoch, dass er zu sprechen begann.
    Ein kehliger, unverständlicher Wortschwall kam aus seinem Mund und ich stolperte zurück, um nicht von seinem Speichel getroffen zu werden. Er packte noch fester zu und zog mich wieder zu sich heran. Als er erneut den Mund öffnete, konnte ich den Blick nicht von dem weißen Parasiten darin abwenden. Das Viech wand und schlängelte sich, als würde es zu Gabions Grunzern tanzen.
    Gemma trat neben mich. »Versuch es noch einmal«, sagte sie sachlich. »Das erste Wort ist ›gehen‹, stimmt’s?«
    Als Gabion nickte, war ich vollkommen verblüfft.
    Er ließ meinen Arm los und begann noch einmal zu sprechen. Es klang immer noch unverständlich, aber nicht verärgert, wie ich erst jetzt bemerkte. Er hatte nicht die Absicht, mir heimzuzahlen, dass ich ihm seinen Titel abgenommen hatte. Der Blick seiner schwarzen Augen bohrte sich förmlich in meinen Kopf, so verzweifelt versuchte er, mir etwas zu sagen. Doch ich wusste beim besten Willen nicht, was das sein konnte.
    »Es-es tut mir leid«, stammelte ich. »Aber ich verstehe dich nicht.«
    Er sah zu Gemma, doch als sie ebenfalls den Kopf schüttelte, brummte er frustriert.
    »Kannst du es aufschreiben?«, fragte Gemma.
    Er zuckte sichtlich zusammen und ich vermutete, dass sie damit ein heikles Thema angeschnitten hatte. Ich hatte gehört, dass viele Surfs Analphabeten waren. Ich fragte mich, ob es ihn zu sehr beleidigen würde, wenn ich ihn danach fragte. Doch dann kam mir ein anderer Gedanke in den Sinn. »Kannst du Zeichensprache?«
    Seine Miene hellte sich auf und er deutete hoffnungsvoll auf mich.
    »Ja, ich kann es.« Und in Zeichensprache gab ich ihm zu verstehen, dass alle Siedler sie beherrschten.
    Er schien überrascht zu sein und mir wurde klar, dass es eine Menge Dinge gab, die Surfs und Siedler nicht voneinander wussten.
    Er hob die Hände und bedeutete mir, dass die meisten Surfs es nicht konnten.
    Mir schnürte sich die Kehle zu. Wie schrecklich musste es sein, wenn niemand ihn verstehen konnte. Wie einsam musste er sich fühlen. Was willst du mir sagen? , fragte ich in Zeichensprache, bevor mir bewusst wurde, dass ich gar keine Zeichen benötigte. Gabion war nicht taub.
    Auf den Metallstufen unter uns waren Schritte zu hören. Mindestens zwei Personen waren auf dem Weg nach oben zum Sonnendeck. Gabion warf einen besorgten Blick über die Schulter und signalisierte mir hastig, dass ich zum Schwarzmarkt gehen sollte.
    »Ist dort die Drift? «, fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf. Dann schien er noch einmal nachzudenken, drehte die Handflächen nach oben und zeigte mir damit, dass er es nicht wusste.
    Gemma stieß mich an. »Was hat er gesagt?«
    »Warum soll ich dann dorthin gehen?«, fragte ich ihn. »Was ist auf dem Schwarzmarkt?«
    Die Schritte näherten sich und Stimmen drangen aus dem Treppenhaus zu uns herauf. Gabion zuckte zusammen, als wäre er mit einem Elektroschocker angestoßen worden. Er drehte sich um und blickte die Stufen hinab.
    »Weil er bis Tagesanbruch Ihr Gefangener ist«, fauchte die Frauenstimme auf der Treppe. »Also sorgen Sie dafür, dass seine Zelle bewacht wird.« Das war eindeutig Kommandantin Revas.
    Offensichtlich hatte Gabion sie auch erkannt, denn er gab mir eilig

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