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Die Finsternis

Die Finsternis

Titel: Die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Falls
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für drei Personen bot. »Bist du der Sohn der Townsons?«
    »Ja«, antwortete ich und quetschte mich neben Gemma.
    Er drückte einen Knopf auf dem Bedienfeld und das Aussichtsfenster glitt zu. Während der Skimmer bei voller Geschwindigkeit über die Wellen hüpfte, sagte er: »Kommandantin Revas wird erfreut sein, wenn sie hört, dass wir euch gefunden haben.«
    »Uns gefunden?«, fragte Gemma.
    »Wir sind auf ihren Befehl hier.«
    Gemma sah ihn irritiert an.
    »Auf der anderen Seite der Ruinen kreuzen noch zwei Skimmer«, erklärte er. »Ohne Genehmigung kommen wir nicht hinein. Doch Kommandantin Revas hat uns beauftragt, das Gebiet die ganze Nacht zu umkreisen für den Fall, dass ihr auftaucht.«
    »Woher wusste sie, dass wir hier sind?« Inzwischen war ich mir sicher, dass Fife es ihr nicht verraten hatte.
    »Ein Boxer hat sie angesprochen und ihr mitgeteilt, dass er euch von den Ruinen erzählt hat, sich nun aber Sorgen um eure Sicherheit mache.«
    »Gabion«, stieß Gemma hervor.
    Jetzt wurde mir auch klar, dass Gabion nicht vor Kommandantin Revas, sondern vor Fife Angst gehabt hatte. »Sie hat ihn verstanden?«, wollte ich wissen.
    »Ja, wir beherrschen alle die Zeichensprache.« Der Gardist klang beleidigt. »Das ist Teil unserer Ausbildung.«
    Während er über Funk die Kommandantin rief und ihr mitteilte, wohin wir unterwegs waren, saßen Gemma und ich eng beieinander und schwiegen.
    Ich hatte keine Worte für das, was wir heute Nacht gesehen hatten. Jedes Mal, wenn mir Hadal in den Sinn kam, erstarrte ich innerlich. Ich konnte mir keinen Gefühlsausbruch erlauben, wenigstens nicht, bis ich wusste, dass es meinen Eltern gut ging. Dann konnte ich über Hadal nachdenken. Und über die Drift  … Plötzlich packte mich die Erinnerung an die mit Ketten verschlossenen Luken der Nomad wie eine eisige Strömung.
    Nein, ich durfte auch nicht daran denken, was die Leute auf der Drift durchmachten. Nicht jetzt. Nicht, wenn ich noch in der Lage sein wollte zu funktionieren.
    Als wir den Eingang erreichten, kamen gerade zwei weitere Skimmer aus Richtung Süden am Garten der Surfs an. Einer hielt neben uns, das Aussichtsfenster des Frontgehäuses wurde aufgeklappt und Kommandantin Revas erschien.
    Als der Gardist unseren Skimmer öffnete, winkte sie mir zu. »Spring rein«, sagte sie, doch es klang nicht wie ein Befehl. Gemma wollte sich offensichtlich nicht zu Kommandantin Revas in den Skimmer pressen, denn sie entschied sich dafür, bei dem Gardisten zu bleiben.
    Als wir in den Garten fuhren, befahl Revas den zwei anderen Skimmern, nach beiden Seiten auszuschwenken, während wir mit offenem Aussichtsfenster durch den schmalen Mittelkanal fuhren.
    Wie die Hardluck Ruinen war der Gemeinschaftsgarten der Surfs eine überflutete Stadt, jedoch viel kleiner. Und anders als die skelettartigen Gebäudeüberreste des Schwarzmarktes erfüllten diese alten Gebäude einen Zweck. Im hellen Mondlicht konnte ich Weinranken ausmachen, die sich an den freiliegenden Balken hinaufwanden, und Früchte aus Hydrokulturen hingen von den Balkonen.
    Der Pionier in mir war beeindruckt vom Ideenreichtum der Surfs, trotzdem schenkte ich der Pflanzenwelt um uns herum keine weitere Aufmerksamkeit. Meine ganze Konzentration war darauf gerichtet, irgendein Lebenszeichen meiner Eltern aufzuspüren.
    »Hadal hat dir erzählt, dass Fifes Männer deine Eltern hier ausgesetzt haben?«, fragte Revas.
    Ich nickte, denn ich wusste, dass der Gardist ihr per Funk auf unserem Weg hierher über alles Bericht erstattet hatte. Ich vermutete, sie wollte überprüfen, ob ich irgendetwas ausgelassen hatte … was ja auch stimmte.
    »Hadal ist tot«, sagte ich. »Eins von Fifes Krokodilen hat ihn sich geschnappt.«
    Revas erstarrte, erwiderte jedoch nichts.
    »Er hat gleich nach der Entführung mit Ihnen Kontakt aufgenommen, oder?«, fragte ich, während ich weiterhin die nähere Umgebung nach einem Hinweis auf meine Eltern absuchte. »Er hat Ihnen erzählt, dass er gezwungen wurde, es zu tun.«
    Sie überlegte einen Moment, dann nickte sie. »Ich bin nach Rip Tide gekommen, um ihn persönlich zu treffen. Es war die einzige Möglichkeit, mit ihm zu reden.«
    »Deshalb haben Sie mich gestern aufgefordert, nach Hause zu gehen«, vermutete ich. »Weil Hadal dort war.«
    »Ja, und als du Rip Tide Stunden später endlich verlassen hast«, betonte sie, »war er schon fort, um sich in den Ruinen zu verstecken. Dann hat mir Gabion erzählt, dass du auf dem Weg dorthin

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