Die Flammen der Hölle
Diana Gabaldon
Die Flammen der Hölle
Historischer Kriminalroman
Kurzgeschichte: historische Kriminalgeschichte
Inhalt
Inhalt............................................................................................ 2
Teil I............................................................................................. 3
Teil II.......................................................................................... 15
Teil III......................................................................................... 30
Teil I
London, 1756. Die Gesellschaft zur Wertschätzung des englischen Beefsteaks, ein Herrenclub.
Lord John Grey riß seinen Blick von der Tür los. Nein, nein, er durfte sich nicht umdrehen, nicht dort hinstarren. Da er einen anderen Fixpunkt für seinen Blick brauchte, heftete er ihn statt dessen auf Quarrys Narbe.
"Trinkt Ihr ein Glas mit mir, Sir?"
Kaum hatte der Steward des Clubs seinem Begleiter eingeschenkt, als Harry Quarry seinen Becher Rotwein auch schon leerte und ihn zum Nachfüllen hinhielt.
"Und vielleicht noch eins, zur Feier Eurer Rückkehr aus dem frostigen Exil?"
Quarry grinste breit, wobei die Narbe seinen Augenwinkel zu einem anzüglichen Zwinkern verzog, und hob erneut sein Glas.
Lord John nahm den Prosit entgegen, indem er seinen eigenen Becher neigte, doch er schmeckte den Inhalt kaum. Mit Mühe hielt er seinen Blick auf Quarrys Gesicht gerichtet und zwang sich, sich nicht umzudrehen und dem feurigen Blitz nachzustarren, der ihm im Korridor ins Auge gefallen war.
Quarrys Narbe war verblichen, sie hatte sich zusammengezogen und war zu einem dünnen, weißen Schlitz geschrumpft, dessen wahren Ursprung man nur noch an seiner Position erkannte, denn er zog sich im spitzen Winkel über seine rote Wange. Unter anderen Umständen hätte er sich unter den Linien eines harten Lebens verlieren können, doch statt dessen blieb er als das Ehrenmal sichtbar, als das ihn sein Besitzer eindeutig betrachtete.
"Es ist ausgesprochen freundlich von Euch, von meiner Rückkehr Notiz zu nehmen, Sir." sagte Grey. Das Herz hämmerte ihm in den Ohren und dämpfte Quarrys Worte - kein großer Verlust für die Unterhaltung.
-3 -
Es ist nichts, erinnerte ihn sein Verstand. Es kann nicht sein.
Doch war nichts Verständiges an dem Aufruhr seiner Emotionen, diesem Gefühl, das über seinen ganzen Rücken brandete, als wollte es ihn hochheben und ihn mit Gewalt umdrehen, um den rothaarigen Mann zu folgen, den er nur so kurz erspäht hatte.
Quarry stieß ihn unsanft mit dem Ellbogen an, ein gar nicht so unwillkommener Ruf, der ihn in die Gegenwart zurückbrachte.
"... bei den Damen, was?"
"Häh?"
"Ich sage, Eure Rückkehr ist auch an anderer Stelle bemerkt worden. Meine Schwägerin bittet mich, Euch Grüße auszurichten und Euren gegenwärtigen Aufenthaltsort in Erfahrung zu bringen. Bewohnt Ihr ein Regimentsquartier?"
"Nein, im Augenblick wohne ich im Haus meiner Mutter auf der Jermyn Street."
Grey stellte fest, daß sein Becher immer noch voll war. Er hob ihn und trank in vollen Zügen. Der Rotwein im Beefsteak war exzellent, doch er nahm sein Bouquet kaum zur Kenntnis.
Draußen im Flur erklangen Stimmen, die sich im Disput erhoben hatten.
"Ah. Dann werde ich sie davon unterrichten; Ihr könnt davon ausgehen, daß Ihr in der Morgenpost eine Einladung vorfinden werdet. Lucinda hat Euch für eine ihrer Cousinen im Visier, fürchte ich - sie verfügt über eine ganze Horde armer, aber gut bestückter weiblicher Verwandter, für die sie gute Ehemänner zu finden beabsichtigt." Quarrys Zähne blitzten kurz auf. "Seid gewarnt."
Grey nickte höflich. Er war an solche Annäherungsversuche gewöhnt. Als jüngster von vier Brüdern konnte er nicht auf einen Titel hoffen, doch der Name seiner Familie war alt und ehrbar, seine Person und Erscheinung nicht unansprechend -
und er bedurfte keiner Erbin, da er selbst über hinlängliche Mittel verfügte.
-4 -
Die Tür flog auf, und es entstand ein Luftzug im Raum, der das Feuer im Kamin aufflackern ließ wie die Flammen des Hades, so daß die Funken nur so über den türkischen Teppich stoben.
Grey war dankbar für die Hitzewelle, denn sie entschuldigte die Farbe, die er in seinen Wangen aufsteigen fühlte.
Überhaupt nicht ähnlich. Natürlich ist er ihm nicht ähnlich. Wer könnte das schon? Und doch war das Gefühl, das ihm die Brust erfüllte, genauso sehr Enttäuschung wie Erleichterung.
Der Mann war groß, ja, aber nicht
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