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Die Finsternis

Die Finsternis

Titel: Die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Falls
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anzuschwimmen war schwierig, trotzdem strampelte ich tiefer, während ich zwischen den Trümmern nach Gemma suchte.
    Doch es gab kein Lebenszeichen von ihr. Nicht einmal, als ich meinen Sonar so breit gefächert wie möglich aussandte. Hatte sie sich wieder zu einer Kugel zusammengerollt? Wenigstens würde sie bei diesem Auftrieb nicht untergehen. Allerdings bestand dadurch auch die Möglichkeit, dass ich sie in diesem Strudel aus Unrat niemals wiederfinden würde. Der Gedanke machte mich so krank, dass ich mich einrollen und untergehen wollte.
    Ein weiterer grauer Schatten huschte an meiner Linken vorbei. Ich wirbelte herum, aber wieder war er verschwunden, bevor ich sagen konnte, was es war.
    Ich sandte eine Reihe Klicks in die Dunkelheit, aber noch bevor das Echo zurückkam, wusste ich – dort würde nichts sein. Und so war es auch. Ich hatte Bekanntschaft mit Gemmas Geistern gemacht. Genau wie sie es beschrieben hatte.
    Die Gewissheit, dass ich soeben eine physische Reaktion auf Infraschall erlebt hatte, ließ das überwältigende Gefühl der Verzweiflung und meine Sorge um Gemma auch nicht verschwinden. Wenn wir der Drift so nah waren, dass sogar ich die Schwingungen wahrnehmen konnte, wie schlimm musste es dann erst für Gemma sein?
    Ich kannte ihre Entschlossenheit und schlussfolgerte, dass sie dennoch auf die Quelle zusteuern und sich nicht davon wegbewegen würde. Also versuchte ich, meine rasenden Gedanken zu beruhigen und auf meinen Körper zu hören. Ich bewegte mich nach links und spürte keine Veränderung. Aber als ich gegen die Strömung ansteuerte und weiter in die Tiefe schwamm, begann meine Haut zu prickeln, als würden mir Tausende Geister ins Ohr säuseln. Ich konnte fast ihre Stimmen hören. Fast. Ich schob den gruseligen Gedanken beiseite und klickte in alle Richtungen, wobei ich mich auf die Bilder in meinem Kopf konzentrierte.
    Und dort war sie.
    Weit unter mir lag Gemma bewegungslos auf etwas Gewaltigem. Ich stieß mich so schnell und kräftig nach unten, wie ich konnte. Meine Helmlichter drangen durch die Dunkelheit und jetzt sah ich sie auch mit den Augen. Ihr Körper lag schlaff und seltsam ausgestreckt auf einer Kuppel aus blauem Plexiglas.
    Sie hatte die Drift gefunden.
    Innerhalb der Kuppel blinkten Lichter. Das mussten Taschenlampen sein. Die Menschen im Inneren hatten Gemmas Helmlichter entdeckt und versuchten nun ebenfalls, Signale zu geben. Doch Gemma war unfähig zu antworten. Ich landete neben ihr und war sofort alarmiert, als ich sah, dass sie sich in ihren Helm übergeben hatte. Zum Glück konnte ich durch das Plexiglas erkennen, dass ihre Augen unter den Lidern rollten – sie war also am Leben.
    Ich drückte auf ihren Computer am Handgelenk und schaltete ihre Helmlichter aus, sodass nur noch meine Lampen durch die Kuppel zu sehen waren. Dann knipste ich die Lichter an und aus. Ich hoffte, dass die Menschen auf der Drift die Morsezeichen verstanden. Ich komme wieder. Schaltet den Generator ab , signalisierte ich ihnen zweimal hintereinander.
    Dann nahm ich Gemma in die Arme und drückte mich ab, um nach oben zu tauchen. Zu schwimmen und sie gleichzeitig festzuhalten, war ziemlich anstrengend. Die starke Gegenströmung zog uns nach unten. Mit einem Mal wand sich Gemma in meinen Armen und schlug um sich, als würde sie aus einem schlechten Traum erwachen. Ich hielt sie noch fester und wünschte mir mehr als jemals zuvor, dass ich auch mit Liquigen in der Lunge sprechen könnte. Doch dann blinzelte sie, richtete die Augen auf mich und es waren keine Worte nötig. Sie schlang die Arme um meine Hüfte und begann, mit ihren Flossen mitzupaddeln. Gemeinsam schafften wir es zurück zum Skimmer.
    Sobald wir eingestiegen waren, raste ich in Richtung Wasseroberfläche. Wir brachen durch die Wellen und einen Moment lang war ich überrascht, dass es noch immer Nacht war, denn es kam mir vor, als seien Stunden vergangen.
    Gemma klappte das Aussichtsfenster nach oben und sprang ins Meer, um ihr Haar auszuspülen, während ich die rot-weiße Signalboje hervorholte.
    Nachdem ich ihre Funkbake aktiviert hatte, warf ich die lange, schwere Kette der Boje ins Wasser. »Heute Nacht geht kein Wind, sie sollte also diese Position halten.«
    »Ich glaube, sie haben den Generator ausgeschaltet«, sagte Gemma, während sie sich im Mondlicht auf den Wellen treiben ließ. »Ich spüre nichts mehr.«
    »Das ist gut. Aber ich erhalte keine Rückmeldung von der Meereswache. Die anderen Skimmer müssen zu

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