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Die Flamme erlischt

Die Flamme erlischt

Titel: Die Flamme erlischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Wache. Es war der Haut-und-Knochen-Jäger, dessen schwarzes, ungekämmtes Haar nach allen Seiten abstand und den Eindruck machte, als wäre es mit Kohlenstaub festgebacken. Dirk wußte, daß es sich um Pyrs teyn handelte, aber er kannte nicht seinen Namen. Der Mann saß an einem heruntergebrannten Lagerfeuer gleich neben den Braithhunden, das Lasergewehr neben sich. Beim ersten Geräusch der Hunde war er jedoch sofort auf den Beinen.
    Janacek entriegelte die massive Kabinentür, schwang sie kraftvoll nach oben und ließ die kalte Nachtluft hereinströmen. Er zog Dirk auf die Füße und stieß ihn unsanft nach draußen, wo er ihn in den kühlen Sand niederzwang.
    »Eisenjade«, sagte der Wächter verächtlich. Nun begannen sich seine kethi aus ihren Schlafsäcken zu schälen oder wurden von den Gleitern ausgespien.
    »Ich habe ein Geschenk für Euch«, sagte Janacek, die Hände in die Hüften gestemmt. »Ein Angebot Eisenjades an Braith.« Von seiner knienden Position aus sah Dirk, daß mittlerweile sechs Jäger zusammengekommen waren. Sie hatten sich alle auch an der Jagd in Challenge beteiligt. Der kahle, stämmige Pyr schien im Freien, nicht weit von seinem teyn entfernt, geschlafen zu haben. Er war als erster zur Stelle. Kurz danach gesellten sich Roseph Hoch-Braith und sein stiller muskulöser Begleiter dazu. Auch diese beiden hatten neben ihrem Gleiter auf dem Waldboden geschlafen. Zuletzt tauchte Lorimaar Hoch-Braith Arkellor auf. Seine linke Brustseite war stark bandagiert. Auf den Arm des dicken Mannes gestützt, der schon früher mit ihm zusammen gewesen war, kam er langsam aus dem wuchtig wirkenden roten Gleiter. Alle sechs erschienen so, wie sie geschlafen hatten – angezogen und bewaffnet.
    »Das Geschenk ist uns willkommen, Eisenjade«, sagte Pyr. Er trug die Handfeuerwaffe an seinem schwarzen, metallischen Gürtel, den Stock hatte er jedoch nicht bei sich, und ohne ihn sah er fast unvollständig aus.
    »Aber Eure Anwesenheit behagt uns gar nicht«, sagte Lorimaar und drängte sich in den Kreis. Den größten Teil seines Gewichtes schien er auf seinen teyn verlagert zu haben, der unter der Last niedergedrückt und bucklig aussah und nicht mehr der Riese zu sein schien, der er einst gewesen war. Und Dirk, der ihn sich genau ansah, glaubte trotz der Dunkelheit Runzeln zu erkennen, gezeichnete Haut – frisch eingegrabene Falten des Schmerzes.
    »Es liegt inzwischen klar auf der Hand, daß die Duelle, für die man mich zum Schiedsrichter bestimmte, niemals stattfinden werden«, verkündete Roseph ganz ohne den feindseligen Unterton, der Lorimaars Stimme so reichlich ausstattete. »Daher habe ich keine besondere Autorität mehr und kann folglich auch nicht mehr für Hoch Kavalaan oder Braith sprechen. Doch ich bin mir sicher, für uns alle sprechen zu können. Wir tolerieren Eure Störung nicht, Eisenjade, Blutgeschenk oder nicht.« »Richtig«, stimmte Lorimaar bei.
    »Ich will nicht stören«, sagte Janacek, »ich will mich Euch anschließen.«
    »Wir jagen Euren teyn«, warf Pyrs Begleiter ein. »Das weiß er«, fauchte Pyr.
    »Ich habe keinen teyn«, erwiderte Janacek. »Ein Tier, das mein Eisen-und-Feuer trägt, streift durch die Wälder. Ich will euch helfen, es zur Strecke zu bringen und ihm abnehmen, was mir gehört.« Seine Stimme klang sehr hart und sehr überzeugend.
    Einer der Hunde lief unaufhörlich auf und ab und riß an seiner Kette. Er knurrte, verzog sein Rattengesicht vor Janacek und zeigte ihm zwei gefährlich aussehende Reihen gelber Zähne. »Er ist ein Lügner«, schrie Lorimaar Hoch-Braith. »Selbst unsere Hunde können sein Lügen wittern. Sie mögen ihn nicht.« »Einen Spottmenschen«, fügte sein teyn hinzu.
    Garse Janacek drehte seinen Kopf nur ganz leicht. Das tanzende Licht des Feuers beleuchtete seinen Bart, während er sein dünnes, bedrohliches Lächeln lächelte. »Saanel Braith«, sagte er, »Euer teyn ist verwundet und beleidigt mich straffrei. Er weiß, daß ich ihn nicht zur Rechenschaft ziehen kann. Für Euch gelten diese Vergünstigungen nicht.« »Im Augenblick schon«, griff Roseph ein. »Das ist ein Trick, den wir Euch nicht durchgehen lassen, Eisenjade. Ihr werdet Euch nicht einzeln mit uns duellieren und auf diese Weise Euren aus dem Bund gefallenen teyn retten.«
    »Ich schwor, daß ich ihn nicht retten werde. Ich habe keinen teyn. Ihr könnt mir meine, dem Kodex unterliegenden Rechte nicht nehmen.« Der kleine, zusammengeschrumpfte Roseph – einen halben

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