Die Flamme erlischt
»Es ist in Wirklichkeit ein ganz einfacher Plan«, fuhr er fort und setzte die Waffe außer Reichweite vorsichtig ab. »Ich werde Sie Lorimaar übergeben.«
12
Dirk war kaum überrascht. Unter seinen Kleidern schmiegte sich das Flüsterjuwel kalt an seine Haut und erinnerte ihn an vergangene Versprechen und vergangene Treuebrüche. Nun waren sie ihm fast gleichgültig. Er verschränkte die Arme und wartete.
Janacek sah enttäuscht aus. »Es scheint Sie nicht schwer zu treffen«, sagte er.
»Es spielt keine Rolle, Garse«, antwortete Dirk. »Ich habe den Tod erwartet, als ich Kryne Lamiya verließ.« Er seufzte. Janacek antwortete nicht gleich, seine blauen Augen schätzten Dirk vorsichtig ab. »Sie verändern sich, t'Larien«, sagte er schließlich. Das Lächeln war aus seinem Gesicht verschwunden. »Kümmert Sie Jaan Vikarys Schicksal tatsächlich mehr als Ihr eigenes?« »Wie soll ich das wissen?« sagte Dirk. »Wie geht Ihr Plan weiter?« Janacek zog die Stirn in Falten. »Ursprünglich erwog ich, eine Landung mitten im Lager der Braiths, eine direkte Konfrontation. Das schien mir aber nicht gut genug zu sein. Meine Todessehnsucht ist noch nicht so weit gediehen wie die Ihre. Theoretisch hätte ich einen oder mehrere der Jäger zum Duell fordern können, aber das wäre als Unterstützung eines Kriminellen ausgelegt worden, der außerhalb aller Bünde steht. Sie hätten sich mir niemals zum Kampf gestellt. Im Augenblick ist mein eigener Status unbedeutend. Nach meinem Reden und Handeln in Challenge stufen mich die Braiths als menschlich, aber ehrlos ein. In ihren Augen würde ich mich selbst verdammen, wenn ich offen danach trachtete, Jaan zu helfen. Die Höflichkeiten des Kodexes hätten nicht länger Gültigkeit. Ich würde selbst zum Kriminellen, zum potentiellen Spottmenschen werden.
Als zweite Alternative kam ein plötzlicher Überfall auf sie in Betracht. Ohne Warnung zuzuschlagen und so viele wie möglich zu töten. Bis jetzt bin ich aber noch nicht so verdorben, diese Möglichkeit ernsthaft zu erwägen. Gegen ein solches Verbrechen würde selbst das, was Jaan mit Myrik gemacht hat, sauber aussehen.
Das beste wäre natürlich, wenn wir Jaan ausfindig machen und ihn heimlich und sicher abtransportieren könnten. Dafür sehe ich aber wenig Hoffnung. Die Braiths haben Hunde, wir haben keine. Sie sind erfahrene Jäger und Fährtenleser, besonders Pyr Braith Oryan und Lorimaar Hoch-Braith. Ich bin auf diesem Gebiet weniger geübt, und Sie sind nutzlos. Alles spricht dafür, daß sie Jaan vor uns finden würden.« »Also?« sagte Dirk.
»Indem ich Jaan überhaupt helfe, erweise ich mich schon als falscher Kavalare«, bemerkte Janacek in leicht besorgtem Tonfall. »Deshalb werde ich auch noch ein bißchen falscher sein. Darin liegt unsere beste Chance. Wir fliegen ganz unverblümt zu ihnen, und ich werde Sie ausliefern, wie ich gesagt habe. Dieser Akt sollte mich in ihrer Gunst wieder steigen lassen. Dann werde ich mich an der Jagd beteiligen und nach Kräften versuchen, dem Morden Einhalt zu gebieten. Vielleicht kann ich einen Streit provozieren oder auf eine andere Art und Weise einige Braiths zum Duell fordern, ohne daß sofort meine Absicht enthüllt wird, Jaan Vikary zu beschützen.« »Sie könnten den kürzeren ziehen«, warnte Dirk. Janacek nickte. »Das ist richtig. Ich könnte verlieren. Aber ich glaube nicht daran. Im Zweikampf stellt nur Bretan Braith Lantry einen gefährlichen Gegner dar. Er und sein teyn befinden sich jedoch nicht unter den Jägern, falls Sie alle Gleiter gesehen und richtig erkannt haben. Lorimaar ist ein fähiger Mann, aber Jaan hat ihn in Challenge verwundet. Pyr ist schnell und mit seinem kleinen Stock recht talentiert, aber Klingen oder Handfeuerwaffen liegen ihm nicht. Sonst gibt es nur noch alte Männer oder Schwächlinge. Ich würde nicht verlieren.« »Und falls Sie die Braiths nicht zu Duellen bewegen können?« »Dann kann ich in der Nähe sein, wenn sie Jaan hetzen.«
»Und dann?«
»Ich weiß nicht. Aber sie werden ihn nicht erwischen. Das kann ich Ihnen versprechen, t'Larien. Sie werden ihn nicht erwischen!« »Und was wird in der Zwischenzeit aus mir?«
Janacek sah zu ihm herüber, und wieder betrachteten ihn die blauen Augen gedankenvoll. »Sie werden in großer Gefahr sein«, sagte der Kavalare, »aber ich glaube nicht, daß Sie auf der Stelle umgebracht werden, ganz besonders dann nicht, wenn ich sie gebunden und hilflos abliefere. Sie wollen
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