Die Flamme erlischt
sprang Dirk auf die Beine und warf sich den Bäumen entgegen. Der Hund machte einen Satz, erwischte ihn am Arm und riß ihn daran zu Boden. Diesmal stand er nicht wieder auf. Der Hund ließ ihn los und stand wie versteinert über ihm. Blut und Geifer tropften von seinem Maul herab. Dirk versuchte sich mit dem unverletzten Arm hochzustemmen. Er kroch einen halben Meter. Der Hund knurrte wütend. Die anderen waren nahe. Er hörte das Bellen. Dann hörte er über sich etwas anderes. Er sah zu dem kleinen Stückchen Himmel hinauf, das die dunklen Wolken nicht verdeckten. Der Braithhund zog sich einen Meter zurück und starrte ebenfalls nach oben. Da war das Geräusch wieder. Es glich einem gellenden Kriegsruf, einem langanhaltenden, keifenden Kreischen, einem Todesschrei, der in seiner Intensität beinahe melodisch wirkte. Dirk fragte sich, ob er nun starb und dabei die Gesänge von Kryne Lamiya im Ohr hatte. Aber der Hund hörte es auch. Er setzte sich und starrte wie gebannt nach oben. Etwas Schwarzes verdunkelte das rötlichgrau schimmernde Fleckchen Himmel.
Dirk sah es fallen. Es war riesig, pechschwarz, und an der Unterseite gab es tausend kleine, rote Mäuler. Sie standen alle offen und sangen, stießen das nervenzerfetzende, schreckliche Geheul aus. Das Ding war dreieckig und besaß keinen Kopf, ein großes, dunkles Segel, ein windgetragener Mantarochen, ein Lederumhang, den jemand am Himmel verloren hatte. Ein Lederumhang mit Mäulern und einem langen, dünnen Schwanz.
Er sah, wie der Schwanz plötzlich herumpeitschte und dem Hund quer über die Schnauze schlug. Aufheulend zog er sich zurück. Aber schon schwebte die fliegende Kreatur über ihm, wobei sich ihre riesigen Flügel auf graziöse Weise wellenförmig bewegten. Dann senkte sie sich auf den Hund hinab und schloß die Schwingen um ihn. Beide Tiere gaben keinen Laut von sich. Der Hund, der riesige, kräftige Hund mit der Rattenschnauze, der aufgerichtet fast so groß war wie ein Mann – der Hund war verschwunden. Das andere Wesen hatte ihn gänzlich eingehüllt und lag nun wie eine schwarze Lederwurst von immenser Größe im Gras. Es herrschte tiefe Stille. Der Jagdruf des Raubtieres hatte den gesamten Wald zum Schweigen gebracht. Von den anderen Hunden hörte er nichts mehr.
Vorsichtig erhob sich Dirk auf die Beine und ging humpelnd um den erstarrten Mörder-Umhang herum. Er schien sich kaum zu bewegen. Im frühmorgendlichen Dämmerlicht hätte ihn mancher sicherlich für einen mißgestalteten Baumstamm gehalten.
In Gedanken sah ihn Dirk aber noch so, wie er am Himmel ausgesehen hatte: ein schwarzer, heulender, fallender Schatten, der ganz aus Schwingen und Mäulern bestand. Einen kurzen Augenblick lang hatte er nur die Silhouette gesehen und gedacht, Jaan Vikary sei gekommen, um ihn mit dem grauen Mantagleiter zu retten.
Die andere Seite der Lichtung wurde von dichtgedrängt stehenden, braungelben Würgerbäumen beherrscht. Hinter ihnen stieg Rauch auf. Müde wich Dirk dem wächsernen Geäst aus, quetschte sich hindurch oder brach Äste, wo es nötig war.
Das Wrack brannte nicht mehr, aber eine dünne Rauchfahne ringelte sich noch immer von ihm hoch. Beim Absturz mußte der Gleiter zuerst mit einem Flügel Bodenberührung bekommen haben, denn in die Erde war ein langer Graben gepflügt worden. Bevor sie schließlich brach, hatte die Schwinge noch mehrere Bäume gefällt. Der andere Flügel zeigte senkrecht in die Luft. Schmelzbahnen im Metall und viele Löcher, die von einer Laserkanone herrührten, hatten die Fledermausform fast unkenntlich gemacht.
Die Kabine war eingedrückt und geschwärzt, auf Dirks Seite klaffte ein großes gezacktes Loch.
Direkt daneben fand Dirk sein Lasergewehr. Er stieß auch auf Knochen. Zwei Skelette lagen in tödlicher Umarmung. Die dunklen, nassen Knochen, die noch braun vom Blut und anhaftenden kleinen Fleischstückchen waren, hatten sich ineinandergeschoben. Ein Skelett war menschlichen Ursprungs. Alle Extremitäten waren gebrochen, und die Mehrzahl der Rippen war zerschmettert oder fehlte ganz. Eines übersah Dirk jedoch nicht: ein zweifach gebrochener Unterarm endete in einer dreifingerigen Metallklaue. Vermischt damit und genauso tot waren die Überreste eines Wesens, das die Leiche aus dem brennenden Gleiter ins Freie gezogen hatte – ein Räuber oder Aasfresser, dessen gummiartig anmutenden, von schwarzen Adern umgebenen Knochen gekrümmt und sehr groß aussahen. Der Banshee hatte das Tier beim Fressen der
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