Die Flamme erlischt
»Ich sollte Gwen hier treffen. Wo ist sie?« »In der Wildnis, t'Larien. Ich wäre erfreut, wenn Sie sich daran erinnerten, daß sie Ökologin ist, die von den Hochleibeigenen Eisenjades hierhergeschickt wurde, um wichtige Arbeit zu erledigen. Volle zwei Tage vernachlässigte sie ihre Arbeit und führte Sie landauf und landab. Nun hat sie sich wieder hinter ihre Pflichten geklemmt, wie es sich gehört. Arkin Ruark und sie haben ihre Instrumente genommen und sind in die Wälder gegangen.«
»Davon hat sie in der letzten Nacht nichts erwähnt«, blieb Dirk hart. »Sie muß Sie doch wohl nicht in ihre Pläne einweihen«, sagte Janacek. »Und auch nicht Ihre Erlaubnis einholen. Zwischen Ihnen existiert kein Bund!«
Dirk erinnerte sich an den Streit, den er die Nacht zuvor belauscht hatte und wurde plötzlich argwöhnisch. »Kann ich hereinkommen?« fragte er. »Ich möchte Jaan das hier zurückgeben und mit ihm darüber diskutieren« fügte er hinzu und zeigte Garse die in Leder gebundene Abhandlung. In Wirklichkeit wollte er nach Gwen Ausschau halten und herausfinden, ob man sie vor ihm versteckte. Dies zuzugeben, wäre aber nicht sehr höflich gewesen. Janacek triefte förmlich vor Feindseligkeit, und ein Versuch, sich an ihm vorbeizudrängeln, war bestimmt sehr unklug. »Im Augenblick ist Jaan nicht zu Hause. Außer mir ist niemand hier, und ich gehe auch gleich.« Er nahm das Manuskript aus Dirks Händen. »Das behalte ich jedoch hier. Gwen hätte es Ihnen nicht geben sollen.« »Moment!« sagte Dirk, einer Eingebung folgend. »Der Text war sehr interessant. Kann ich hereinkommen und mit Ihnen darüber reden? Nur ein paar Minuten? Ich will Sie nicht aufhalten.« Janaceks Miene wandelte sich. Er lächelte, gab den Weg frei und bat Dirk in das Appartement.
Dirk sah sich unauffällig um. Der Wohnraum wirkte verlassen, im Kamin brannte kein Feuer. Nichts schien zu fehlen oder an anderer Stelle zu sein. Soviel er durch den Türbogen sehen konnte, war das Eßzimmer ebenfalls leer. Im ganzen Appartement war es sehr ruhig. Kein Zeichen einer Anwesenheit von Gwen oder Jaan. Offensichtlich hatte Janacek die Wahrheit gesagt. Unsicher ging Dirk durch den Raum und blieb vor dem Kamin und seinen Wasserspeiern stehen. Wortlos sah ihm Janacek zu, dann wandte er sich nach links und kam kurz darauf wieder zurück. Nun trug er seinen Webstahlgürtel mit dem umgeschnallten schweren Halfter und knöpfte ein schwarzes Hemd zu. »Wo gehen Sie hin?« fragte Dirk. »Ich gehe aus«, antwortete Janacek mit trockenem Grinsen. Er öffnete den Schnappverschluß an seinem Halfter, zog die Laserpistole und prüfte die Energieanzeige seitlich am Kolben. Dann steckte er sie weg und zog aufs neue, wobei seine rechte Hand eine fließende, elegante Bewegung vollführte. Er brachte die Waffe auf Dirk in Anschlag. »Beunruhige ich Sie?« wollte er wissen. »Ja«, sagte Dirk und trat vom Kamin zurück.
Janacek grinste wieder. Er ließ den Laser in das Halfter gleiten. »Mit dem Duell-Laser bin ich ganz gut«, sagte er, »obgleich mein teyn noch besser ist. Natürlich kann ich nur den rechten Arm gebrauchen. Der linke schmerzt zu sehr dabei. Das vernarbte Gewebe spannt sich, deshalb sind die Brustmuskeln auf dieser Seite nicht so beweglich wie auf der rechten. Dennoch macht es nicht viel aus. Ich bin in erster Linie Rechtshänder. Der rechte Arm ist immer mehr wert als der linke, wissen Sie.« Während er sprach, ruhte seine rechte Hand auf der Laserpistole, und die Glühsteine in ihrer Fassung aus schwarzem Eisen leuchteten wie trübrote Augen an seinem Unterarm. »Das mit Ihrer Verletzung ist wirklich Pech.«
»Ich machte einen Fehler, t'Larien. Vielleicht war ich zu jung, aber der Fehler war für mein Alter dennoch gravierend. Solche Fehler können fatale Auswirkungen haben.« Er wandte den Blick nicht von Dirk. »Man sollte immer darauf achtgeben, daß man keinen Fehler macht.« »Stimmt.« Dirk brachte ein unschuldiges Lächeln zustande. Eine ganze Zeit lang erwiderte Janacek nichts. Dann sagte er endlich: »Ich denke, Sie wissen, wovon ich spreche.« »So?«
»Ja. Sie sind kein unintelligenter Mann, t'Larien. Ich aber auch nicht. Über Ihre kindischen Listen kann ich nicht lachen. Beispielsweise gibt es zwischen uns beiden überhaupt nichts zu diskutieren. Sie wollten ganz einfach Zugang zu diesem Zimmer haben, aus Gründen, die nur Sie allein kennen.«
Dirks Lächeln verschwand. »Na gut. Da Sie ihn so leicht durchschauten, war es wirklich
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