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Die Flamme erlischt

Die Flamme erlischt

Titel: Die Flamme erlischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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der Sternenfahrer nur ungenügend oder überhaupt nicht wiedergegeben werden können. Realitäten, die schon bald verschwunden wären, wenn wir ihre Namen, die altkavalarischen Begriffe, aufgäben. Alles hat sich verändert, auch wir von Hoch Kavalaan haben uns verändert, und Jaan sagt, daß wir uns weiter verändern müssen, um unseren Beitrag für den Fortschritt der Menschheit zu liefern. Daher zerbrechen die alten Namensregeln, und selbst die Hochleibeigenen befleißigen sich einer laxen Sprache. Jaantony Hoch-Eisenjade nennt sich sogar nur noch Jaan Vikary.«
    »Und wie ist Ihr eigener Standpunkt, wenn ich fragen darf«, erkundigte sich Dirk.
    »Es ging nur um die Veranschaulichung, t'Larien, um eine einfache und saubere Erklärung, wieviel Ihrer eigenen Kultur Sie fälschlicherweise als Teil auch der unsrigen annehmen, und wie Sie Ihre Urteile und Wertvorstellungen mit jedem Wort und jeder Handlung auf uns anzuwenden versuchen. Allein darum ging es. Es stehen noch weitere wichtige Fragen an, das Muster bleibt jedoch dasselbe, Sie machen stets den gleichen Fehler, einen Fehler, den Sie nicht machen sollten. Der Preis kann höher sein, als Sie es sich leisten können. Denken Sie vielleicht, ich weiß nicht, worauf Sie aus sind?« »Worauf ich aus bin?«
    Janacek lächelte wieder. Seine Augen waren klein, und winzige Fältchen zerfurchten die Haut in ihren Winkeln. »Sie versuchen Gwen Delvano meinem teyn wegzunehmen. Stimmt's?« Dirk schwieg. »Es ist die Wahrheit«, antwortete Janacek schließlich für ihn. »Und es ist nicht richtig. Es wird niemals geschehen, merken Sie sich das. Ich werde es nicht erlauben. Ich bin durch Eisen-und-Feuer an Jaantony Hoch-Eisenjade gebunden, und ich vergesse das nicht. Wir beide sind teyn-und-teyn. Keine Verbindung, die Sie kennen, ist stärker.« Dirk ertappte sich bei einem Gedanken an Gwen und eine dunkelrote Träne voller Erinnerungen und Versprechen. Er fand es bedauerlich, daß er das Rüsterjuwel Janacek nicht einen Augenblick geben konnte, damit der arrogante Kavalare fühlte, wie stark die Verbindung zwischen Dirk und Jenny gewesen war. Aber eine solche Geste hätte nichts genützt. Janaceks Gehirn war kein Resonanzkörper für die in den Stein hineingeätzten Gefühle, er würde in ihm lediglich ein Schmuckstück sehen. »Ich liebte Gwen«, sagte er schneidend. »Und ich bezweifle, daß eine Ihrer Verbindungen mehr als das bedeutet.«
    »So, tun Sie das? Nun, Sie sind kein Kavalare, genausowenig wie Gwen. Sie verstehen das Eisen-und-Feuer nicht. Ich traf Jaantony zum ersten Mal, als wir beide noch sehr jung waren. In Wahrheit war ich noch erheblich jünger als er. Er spielte lieber mit jüngeren Kindern als mit gleichaltrigen und kam häufig in unseren Hort. Von Anfang an hielt ich so große Stücke auf ihn, wie es nur ein Junge kann. Weil er älter war als ich und daher den Hochleibeigenen näherstand, weil er mich auf Abenteuer in fremde Gänge und Höhlen führte und weil er spannende Geschichten erzählte. Als ich älter war, erfuhr ich, warum er so oft zu den jüngeren Kindern kam.
    Ich war schockiert und schämte mich. Er fürchtete sich vor den Gleichaltrigen, weil diese ihn aufzogen und oft verprügelten. Als ich das alles erfuhr, gab es jedoch schon einen Bund zwischen uns. Sie würden es Freundschaft nennen, aber damit hätten Sie unrecht, denn Sie würden wieder Ihre eigenen Konzepte auf unser Leben übertragen. Es war mehr als eure Außenweltlerfreundschaft, und obgleich wir noch nicht teyn -und- teyn waren, gab es schon Eisen zwischen uns.
    Als Jaan und ich das nächste Mal auf Erkundung gingen – wir befanden uns weit von unserem Festhalt entfernt, in einer Höhle, die er gut kannte –, griff ich ihn überraschend an und schlug ihn, bis er am ganzen Körper Abschürfungen und blaue Flecken hatte. Den ganzen Winter über besuchte er mich nicht in der Jugendbaracke, dann kam er endlich zurück. Es stand nichts zwischen uns. Wieder begannen wir, zusammen herumzustreifen und zu jagen, und er erzählte mir weitere Geschichten, Erzählungen aus Mythos und Geschichte. Ich für meinen Teil überfiel ihn von Zeit zu Zeit, traf ihn immer unvorbereitet und überwältigte ihn. Mit der Zeit begann er zurückzuschlagen. Er wurde immer besser. Dann kam der Tag, an dem ich ihn mit meinen Fäusten nicht mehr überwinden könnte. Einige Zeit später versteckte ich unter meinem Hemd ein Messer aus Eisenjade, zog vor Jaan blank und verletzte ihn. Von nun an trugen wir

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