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Die Flamme erlischt

Die Flamme erlischt

Titel: Die Flamme erlischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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ein lausiger Trick. Ich wollte nach Gwen sehen.« »Ich sagte Ihnen, sie sei draußen in der Wildnis bei der Arbeit.« »Das glaube ich Ihnen nicht«, sagte Dirk. »Davon hätte sie mir gestern etwas gesagt. Sie halten mich von ihr fern. Warum? Was ist los?« »Nichts von Bedeutung für Sie«, sagte Janacek. »Verstehen Sie mich richtig, t'Larien. Vielleicht bin ich für Sie, wie auch für Ruark, ein schlechter Mensch. Das können Sie ruhig denken. Es stört mich kaum. Ich bin kein schlechter Mensch, deshalb warne ich Sie auch davor, Fehler zu begehen. Deshalb habe ich Sie auch hereingelassen, obwohl ich ganz genau weiß, daß Sie mir nichts zu sagen haben. Aber ich habe Ihnen ein paar Dinge zu sagen.«
    Dirk lehnte sich in die Couch zurück und nickte. »In Ordnung, Janacek. Schießen Sie los.«
    Janacek zog die Augenbrauen hoch. »Ihr Problem, t'Larien, ist, daß Sie sehr wenig von Jaan und mir und unserer Zeit wissen und noch weniger verstehen.«
    »Ich weiß mehr, als Sie denken.« »Wirklich? Sie haben Jaans Schriften über die Dämonenlieder gelesen, und zweifellos haben verschiedene Leute Ihnen einiges erzählt. Na und? Was ist das schon? Sie sind kein Kavalare, und Sie verstehen die Kavalaren nicht, um es mal so auszudrücken. Und doch stehen Sie hier, und ich lese ein Urteil in Ihren Augen. Mit welchem Recht? Wer sind Sie, daß Sie sich ein Urteil anmaßen? Sie kennen uns kaum. Dafür will ich ein Beispiel anführen. Vor ein paar Augenblicken noch nannten Sie mich Janacek.«
    »Das ist doch Ihr Name, oder?« »Das ist ein Teil meines Namens, der letzte Teil, der geringste und kleinste Teil von dem, was ich bin. Es ist mein Wahlname, der Name eines alten Helden der Eisenjadeversammlung, der ein langes, verdienstvolles Leben lebte und im Hochkrieg viele Male ehrenhaft seinen Festhalt und seine kethi verteidigte. Ich weiß natürlich, warum Sie ihn benutzten. Auf Ihrer Welt, in Ihrem Namenssystem, ist es üblich, Personen, zu denen man Abstand hat oder denen man nicht sonderlich zugetan ist, mit ihrem letzten Namen anzusprechen – einen Freund würden Sie doch mit seinem vorderen Namen anreden, oder nicht?« Dirk nickte. »Mehr oder weniger. Ganz so einfach ist es nicht, aber es kommt in etwa hin.«
    Janacek lächelte dünn. Die blauen Augen schienen zu funkeln. »Sehen Sie, ich verstehe Ihr Volk nur zu gut. Ich gebe Ihnen den Vorzug Ihres eigenen Systems – ich nenne Sie t'Larien, weil ich Ihnen nicht freundlich gesinnt bin, und das ist korrekt. Sie übertragen diese Regel jedoch nicht auf mich. Ohne einen Augenblick nachzudenken, nennen Sie mich Janacek und drücken mir damit Ihr Namenssystem vorsätzlich auf!« »Wie soll ich Sie sonst nennen? Garse?«
    Janacek vollführte eine ungeduldige Handbewegung. »Garse ist mein echter Name, aber für Sie kommt er nicht in Frage. Nach kavalarischem Brauch zeigt dieser Name eine Verbindung an, die zwischen uns beiden nicht existiert. Garse ist ein Name für meinen teyn, meine crobetheyn und meine kethi, aber kein Name für Fremde. Die richtige Anrede für Sie wäre Garse Eisenjade, und mein teyn heißt für Sie Jaantony Hoch-Eisenjade. Das sind die traditionellen und korrekten Anredeformen für einen Gleichgestellten, einen Kavalaren aus anderem Hause, mit dem ich mich unterhalten will. Ihnen halte ich zugute, daß Sie das nicht wissen können.« Er lächelte. »Mißverstehen Sie mich nicht, t'Larien, ich erzähle Ihnen das nur, um die Sachlage anschaulicher zu machen. Mich kümmert es herzlich wenig, ob Sie mich Garse, Garse Eisenjade oder Herr Janacek nennen – sprechen Sie mich an, wie es Ihnen Spaß macht, ich sehe darin keine Beleidigung. Der Kimdissi Arkin Ruark ist bekannt dafür, daß er mich Garsey nennt – dennoch widerstehe ich dem Drang, ihn aufzuspießen, um zu sehen, ob er dann platzt. Dies ist eine Sache der Form und der Höflichkeit – aber auch ohne Jaan weiß ich, daß dies alles alte Hüte sind, das Erbe einer Zeit, die zugleich feinfühliger und primitiver als unsere heutige war. Heute bewegen sich die Schiffe der Kavalaren von Stern zu Stern, wir reden und handeln mit Wesen, die wir früher als Dämonen angesehen und ausgerottet hätten. Wir formen sogar ganze Planeten so, wie wir Worlorn formten. Altkavaler, über Tausende von Standardjahren hinweg die Sprache der Festhalte, wird heute kaum noch gesprochen, aber es gibt einige Begriffe, die sich gehalten haben und die sich halten werden, weil sie Realitäten bezeichnen, die in der Sprache

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