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Die Flammenfrau

Die Flammenfrau

Titel: Die Flammenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Held
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die Stute zu töten, und so hatte sie das Tier freigelassen. Aber das Pferd war nicht fortgelaufen, sondern nah bei den Höhlen des alten Volkes geblieben. Wann immer Arma Zeit fand, besuchte sie die Stute. Die roten Augen des Tieres waren hier, fernab des Feuers, dunkler geworden. Gelegentlich schimmerten sie fast bräunlich, doch sonst hatte das Tier sich nicht verändert.
    Als Arma den grünen Hügelkamm erreichte, sah sie Aysar schon von weitem friedlich grasen. Die Kriegerin atmete tief ein. Die Luft war hier nicht so brennend wie in den Feuerbergen. Sie war mild und roch nach frischen Kräutern. Fernab des Feuers war vieles leichter. Die dunkle Schwere, die oft über der Flammenburg gelegen hatte, gab es hier nicht. Hier plätscherte ein Bächlein, wo sich dort brennende Lava durch eine Schlucht fraß.
    Das Leben in dem Land der Gwenyar hatte andere Farben. Es war hellgelb wie die Frühlingsblumen, hellblau wie der Himmel, sanftrosa wie die Morgenröte und leuchtend grün wie die Wiesen ringsum. Nichts war blutrot und schwer. Nur die Steine am Wasserfall, über die weiter oben das klare kühle Naß in die Tiefe fiel, waren schwarz. Sie hatten diesem Land den Namen gegeben.
    Arma lächelte. Sie liebte diesen friedlichen Anblick der Hügel. Die Harmonie von Tier und Landschaft war ein Bild, das ihrem Herzen immer wieder Ruhe schenkte. Sie hatte Luovana nicht vergessen, aber die Schönheit des Lebens hier ließ sie die Trauer ertragen.
    Die Kriegerin schritt durch das hohe grüne Gras und achtete darauf, die Blumen nicht zu zertreten. Rund um den Wasserfall gab es in einiger Entfernung eine Grenzlinie, eine Art magischer Ring, der um das Land des alten Volkes lag. Er sorgte dafür, daß hier mitten im kalten Norden der ewige Frühling blühte. Alles war hier reich und fruchtbar. Das Land war groß genug, daß das alte Volk darin leben konnte, und obwohl es weder Sommer noch Winter gab, wurden alle satt. Mirka sagte, es läge an einem alten Zauberlied, das die Priesterinnen der Gwenyar abends, bei einbrechender Dämmerung im Mondscheintempel sangen. Dieser Zauber war so mächtig, daß selbst das Meer anderen Gesetzen zu gehorchen schien. Die offene See wurde nahe dem Wasserfall niemals rauh und zornig. Keine riesigen Wellen brachen sich an dem weißen Strand, und kein Sturm verirrte sich hierher. Die langen, schmalen Boote der Gwenyar, die häufig zwischen hier und dem Land jenseits des Meeres hin und her reisten, kamen unbeschadet zurück. Die Fischer brachten des Morgens volle Netze Heim, so daß man glauben konnte, das Meer selbst beschütze die aus dem alten Volk besonders.
    Arma ging langsam auf die Stute zu. Aysar wieherte leise und ließ sich den Hals geduldig tätscheln. Sie rieb ihre warme Nase in die Hand der Kriegerin und leckte mit der rauhen Zuge über die Innenflächen.
    »Du bist ein braves Mädchen«, murmelte Arma, während sie gedankenverloren mit der weißen Mähne des Pferdes spielte. Seit Luovanas Tod mochten jenseits der magischen Linie sechs oder sieben Winter vergangen sein. Seither hatte sie das Tier nicht mehr geritten. Sie hatte überhaupt nur selten Zeit gefunden, auf ein Pferd zu steigen. Die kleine Brunhild nahm sie voll und ganz in Anspruch. Seit sie laufen konnte, war sie ständig auf irgendeiner Entdeckungsreise rund um den Wasserfall, und Arma hatte gelegentlich Mühe, der kleinen flinken Person zu folgen.
    Die weiße Mähne der Stute glänzte im warmen Sonnenlicht. Arma fühlte, wie die Erinnerungen an Luovana sie wieder einholten. Brunhild hatte viel von ihrer Mutter. Nicht nur die wilde Lockenmähne, die zwar nicht ganz so rot, dafür aber genauso ungezähmt war. Auch in ihren Bewegungen glich sie Luovana. Aber am unheimlichsten waren Brunhilds Augen. Immer wieder war Arma versucht, in diesen dunklen Abgründen Luovanas Gedanken lesen zu wollen, und immer wieder mußte sie sich daran erinnern, daß nicht wirklich die Hüterin des Feuers vor ihr stand.
    Arma vergrub einen Augenblick lang das Gesicht in dem weichfließenden Haar. Sie wußte, daß alleine die Aufgabe, Brunhild zu erziehen, sie daran hinderte, zu den Gärten der Gwenyar zu reisen.
    Eine warme Hand legte sich mitfühlend auf ihre Schulter. »Du vermißt sie immer noch sehr, nicht wahr?«
    Die Kriegerin fuhr herum. Mirka stand hinter ihr und blickte ihr geradewegs in die Augen. Arma wunderte sich gelegentlich immer noch, wie leise die Gwenyar zu gehen vermochten. Man konnte leicht den Anschein haben, die Leute aus dem

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