Die Flammenfrau
an. »Hier trennen sich unsere Wege. Ihr könnt dort entlang den Weg hinunterreiten.« Sie deutete in Richtung Süden. »Wenn Ihr zum Hafen wollt, ist es von hier aus nicht mehr weit. Das nächste Schiff wird Euch wahrscheinlich mitnehmen. Dann könnt Ihr endlich in Eure Heimat zurückkehren.«
Faramund warf einen Blick auf Bruno, der stumm und regungslos auf seinem Pferd saß. Faramund schüttelte den Kopf. Es war unmöglich, nach Worms zurückzureiten. Wahrscheinlich würde der Ritter die Reise in seinem Zustand nicht überleben, und wenn er es doch schaffte, so wäre es um die Legende des Schwertmeisters Bruno von Falkenstein geschehen. Nein, lieber bliebe Faramund mit Bruno in der Fremde, und König Dankrat und die anderen mochten glauben, der edle Ritter sei in heldenhaftem Kampf gegen das Böse umgekommen, als daß er einen gebrochenen Mann zurückbrachte, der einen Hasen nicht von einem Schwert unterscheiden konnte.
»Vielleicht sollten wir uns mit der Rückkehr noch ein wenig Zeit lassen. Ich weiß nicht, ob mein Gefährte die Reise übersteht«, entgegnete Faramund vorsichtig.
»Wie Ihr wollt!« Arma drehte sich wieder um und trabte der Nacht entgegen. Sie wollte nur endlich fort von diesem Ort.
Mirka schaute Arma besorgt nach. »Wahrscheinlich wird es Jahre dauern, bis er wieder zu Verstand kommt«, flüsterte sie und nahm die Zügel wieder auf. Dann streichelte sie der kleinen Brunhild über die Wangen. Wenigstens das Kind schlief ruhig. Es wußte nichts von Tod und Trauer.
Mirka lächelte Faramund an. »Reitet mit uns zu den Gwenyar, Herr, vielleicht kann eine der Priesterinnen Eurem Freund helfen. Sie verstehen sich aufs Heilen.«
Der junge Ritter nickte erleichtert und beeilte sich, diese Einladung dankend anzunehmen. Er war froh, mit seinem Gefährten nicht alleine zu sein. Brunos Schweigen war schwer zu ertragen.
Mirkas Blick fiel wieder auf die Kriegerin, die ihnen vorausritt. Sie machte sich Sorgen um Arma. Die Folgen des Kampfes waren ihr noch deutlich anzusehen, aber viel schlimmer waren die Qualen, die ihr Herz litt. Hoffentlich würde Arma wenigstens beim Wasserfall Ruhe finden.
Antana fühlte sich wie zerrissen. Sie wollte nicht fort aus dieser warmen, tiefen Dunkelheit, die sie ganz umhüllte. Es erschien ihr so mühsam, den Weg zum Licht zurückzugehen. Aber je weiter sie sich von der Dunkelheit entfernte, um so stärker wurden die Schmerzen in ihrem Körper. Alles schien wund und verletzt zu sein. Ihre Glieder waren schwer wie Eisen. Sie wollte die Augen nicht öffnen, sie wollte wieder hinab in die Dunkelheit, doch der Weg war ihr versperrt. Irgend etwas ließ sie nicht fliehen. Die Schmerzen brannten grausam in ihr. Warum mußte sie das aushalten?
Erschöpft, wie nach einem endlosen Kampf, schlug sie die Augen auf und brauchte eine Weile, bis sie erkannte, daß sie in Lursas Höhle lag. Sie schaute auf das kleine Feuer, das neben ihr brannte. Wieso war sie hier? Nur allmählich kehrte die Erinnerung zurück. Lursa hatte einen kleinen Sohn, und – Antana versuchte ihren Füße zu bewegen. Erleichtert stellte sie fest, daß es funktionierte, aber es tat fürchterlich weh, so daß sie sich dabei fast auf die Lippen biß.
Das Kind hatte von ihrer Brust Blut getrunken. Ein grausiges Bild erschien in ihrem Innern. Der Abgrund, ihr wurde schwindelig. Lursa hatte sie von dem Felsvorsprung hinabgestoßen – ja, sie erinnerte sich genau. Sie war in die Tiefe gestürzt!
Antana überlegte eine Weile. Einen solchen Sturz von den Felsen konnte sie unmöglich überlebt haben. Sie biß die Zähne zusammen und hob ihre Hände hoch. Vorsichtig, mit Tränen in den Augen bewegte sie die einzelnen Finger vor und zurück und ließ sie dann stöhnend wieder fallen. Sie lebte tatsächlich.
Ein kurzer, hellflackernder Lichtschein fiel in die Höhle und verschwand sofort wieder. Jemand war gekommen. Antana erkannte Pyros, der neben ihr niederkniete und sie zärtlich anlächelte.
»Du bist wach? Du wirst es überleben, Schwester!« Voller Freude schaute er sie an.
Antana wollte ihm antworten, doch die Schmerzen in ihrem Körper ließen es nicht zu.
Der Magier strich ihr mit den Fingern über die Wange. »Sei ruhig, die Wunden werden bald verheilt sein. Ich habe mein Bestes getan, um dir zu helfen«, sagte er und legte ein kleines Bündel neben sie auf die Decken.
Antana betrachtete es und erkannte den kleinen Raban, dessen winziges Gesichtchen aus den Tüchern hervorlugte. Er schlief
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