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Die Fluesse von London - Roman

Die Fluesse von London - Roman

Titel: Die Fluesse von London - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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den verschiedenen Abteilungen und Direktoraten zu bewerben, in die die Metropolitan Police gegliedert ist. Die meisten Anwärter bleiben als uniformierte Constables in einem der Polizeireviere Londons. Die Met betont immer wieder, wie ausgesprochen positiv es zu bewerten sei, wenn sich die frischgebackenen Constables für den wichtigen Dienst als uniformierter Bobby in den Straßen Londons entschieden. Natürlich, es muss schließlich auch Leute geben, die bereit sind, sich beleidigen, bespucken und ankotzen zu lassen, und deshalb zolle ich jedem tapferen Kollegen meine höchste Anerkennung, der sich zu diesem wichtigen Dienst meldet.
    Genau dies war auch die noble Berufung, die mein Ausbildungsleiter, Inspector Francis Neblett, einst verspürt hatte. Neblett war im Zeitalter der Dinosaurier in die Met eingetreten, schnell zum Inspector aufgestiegen und hatte dann die nächsten dreißig Jahre in diesem Rang der Met glücklich und insgesamt zufrieden gedient. Er war ein stämmiger Mann mit strähnigem braunem Haar und einem Gesicht, das aussah, als habe jemand es einst mit der flachen Seite einer Schaufel platt geklopft. Neblett war so altmodisch, dass er ständig eine Uniformjacke über dem vorschriftsmäßigen weißen Hemd trug, sogar dann, wenn er mit »seinen Jungs« auf Patrouille ging.
    Heute war ich bei ihm zu einem Dienstgespräch angemeldet, bei dem er mit mir meine zukünftigen beruflichen Aussichten »diskutieren« wollte. Theoretisch war das Teil eines strukturierten Prozesses zur Karriereentwicklung, der sowohl für die Met als auch für mich selbst zu positiven Ergebnissen führen sollte. Nach diesem Gespräch würde eine endgültige Entscheidung über mein zukünftiges Einsatzfeld getroffen werden   – und wie ich stark vermutete, würden meine eigenen Wünsche dabei keine große Rolle spielen.
    Lesley wirkte unerhört frisch und aufgeweckt, als ich sie in der schmuddeligen Kleinküche antraf, die von allen Bewohnern des Stockwerks benutzt wurde. In einem der Küchenschränke wurde Aspirin aufbewahrt. Wenn es etwas gab, das in jedem Polizeiwohnheim immer vorhanden war, dann war es Aspirin. Ich nahm zwei Tabletten und spülte sie mit Leitungswasser hinunter.
    »Mister Kopflos hat einen Namen«, sagte sie, währendich Kaffeewasser aufsetzte. »William Skirmish, ein Medientyp, wohnt oben in Highgate.«
    »Was haben sie sonst noch herausgefunden?«
    »Das Übliche. Offenbar sinnloser Totschlag, bla bla bla. Zunehmende Gewalt in der Innenstadt, was soll aus London werden, bla bla.«
    »Bla«, nickte ich.
    »Was hast du heute vor?«, wollte sie wissen.
    »Hab um zwölf mein Karrieregespräch mit Neblett.«
    »Na, viel Glück«, sagte Lesley.
     
    Als mich Inspector Neblett mit dem Vornamen anredete, war mir sofort klar, dass die Sache voll danebengehen würde.
    »Nun erklären Sie mir mal, Peter«, begann er, »wie Sie sich Ihre weitere Laufbahn vorstellen.«
    Ich rutschte auf meinem Stuhl hin und her.
    »Nun ja, Sir, ich dachte an die Kriminalabteilung.«
    »Sie wollen ein Detective beim CID werden?« Neblett war ein eingefleischter Uniformträger und hielt von Kriminalbeamten in Zivil ungefähr so viel wie der Normalbürger von Steuerfahndern. Unter Druck würde man vielleicht eingestehen, dass sie ein notwendiges Übel sind, aber niemals würde man dem Töchterchen erlauben, so einen zu heiraten.
    »Jawohl, Sir.«
    »Warum wollen Sie sich mit dem CID zufriedengeben?«, fragte er. »Warum nicht gleich eine der Spezialabteilungen?«
    Weil es keine so gute Idee ist, wenn man als Anwärter überall verkündet, man wolle in der legendären EinheitSweeney oder in einer Mordkommission eingesetzt werden und in einem schicken Untersatz durch die Stadt brausen und handgemachte Schuhe tragen, aber das sagte ich natürlich nicht.
    »Ich dachte, ich starte erst mal von unten und arbeite mich hoch, Sir«, erklärte ich bescheiden.
    »Das ist eine sehr vernünftige Einstellung«, sagte Neblett.
    Mir kam plötzlich ein furchtbarer Verdacht: Wollten sie mich am Ende ins Trident stecken? Das war die Operative Einheit, die sich mit bewaffneten Gewaltverbrechen in der schwarzen Gemeinschaft befasste. Trident suchte ständig nach farbigen Beamten, die man für entsetzlich gefährliche verdeckte Ermittlungen einsetzen konnte. Ich mit meinem gemischten ethnischen Hintergrund kam dafür durchaus in Frage. Ich meine ja nicht, dass die Arbeit dort nicht wichtig wäre, aber es war eben eine Arbeit, für die ich, wie ich fand,

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