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Die Fluesse von London - Roman

Die Fluesse von London - Roman

Titel: Die Fluesse von London - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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nichts sehen, was nicht da ist.«
    »Dinge zu sehen, die nicht da sind, kann doch für einen Polizisten recht nützlich sein«, bemerkte ich.
    Lesley schnaubte verächtlich.
    »Stimmt aber«, sagte ich. »Gestern Nacht, während du dich von deiner Koffeinsucht hast ablenken lassen, traf ich einen Augenzeugen, der eigentlich nicht da war.«
    »Der eigentlich nicht da war«, echote Lesley.
    »Wie kannst du einen Augenzeugen vernehmen, der eigentlich nicht da ist, fragst du jetzt.«
    »Das frage ich allerdings«, sagte Lesley.
    »Das geht, wenn dein Augenzeuge ein Geist ist«, verkündete ich triumphierend.
    Lesley starrte mich einen ziemlich langen Moment sprachlos an. »Ich hätte eher auf den Kontrolleur einer Überwachungskamera getippt«, sagte sie schließlich.
    »Was?«
    »Der hätte den Mord auf dem Bildschirm beobachten können«, erklärte Lesley. »Dann wäre er Augenzeuge, obwohl er eigentlich nicht da war. Aber die Story mit dem Geist gefällt mir auch ganz gut.«
    »Ich hab einen Geist befragt!«, sagte ich.
    »Quatsch.«
    Also erzählte ich ihr von Nicholas Wallpenny und dem mörderischen Gentleman, der wieder umkehrte, die Klamotten wechselte und dann dem armen   … »Wie hieß er noch mal?«, unterbrach ich mich.
    »William Skirmish«, antwortete Lesley. »Kam schon in den Nachrichten.«
    »…   dem armen William Skirmish sauber den Kopf abschlug, direkt über den Schultern.«
    »Das kam nicht in den Nachrichten«, sagte Lesley.
    »Das will die Mordkommission wahrscheinlich zurückhalten«, meinte ich, »um die Glaubwürdigkeit des Zeugen zu überprüfen.«
    »Und der fragliche Zeuge wäre also ein   … Geist?«
    »Genau.«
    Lesley stand auf, schwankte ein wenig, schaffte es aber irgendwie, ihren Blick wieder auf mich zu fokussieren. »Meinst du, er ist noch da?«
    Die kalte Luft machte mich allmählich wieder nüchtern. »Wer?«
    »Dein Geist. Nicholas Nickleby, oder wie er heißt. Meinst du, er könnte noch am Tatort sein?«
    »Woher soll ich das wissen?«, fragte ich. »Ich glaube nicht mal an Geister.«
    »Komm, wir schauen nach«, befahl sie. »Wenn ich ihn auch sehe, ist das ein Inti… Indi… Beweis.«
    »Na gut.«
    Wir spazierten Arm in Arm die King Street entlang bis Covent Garden.
    Nicholas der Geist glänzte durch überwältigend klare Abwesenheit. Wir begannen unsere Suche am Kirchenportikus, wo ich ihm begegnet war, und weil Lesley selbst in besoffenem Zustand eine gründliche Ermittlerin war, führten wir eine methodische Suche rund um das gesamte Absperrgebiet durch.
    »Pommes«, forderte Lesley nach dem zweiten Rundgang, »oder ein Kebab.«
    »Vielleicht traut er sich nicht zu erscheinen, wenn ich jemand bei mir habe«, überlegte ich laut.
    »Vielleicht ist er Schichtarbeiter.«
    »Verdammt, was soll’s«, sagte ich. »Holen wir uns ein Kebab.«
    »Du bist super geeignet für die CPU«, meinte Lesley. »Und du wirst dort sicherlich   …«
    »Wenn du jetzt sagst, einen wertvollen Beitrag leisten, kann ich für die Folgen nicht garantieren.«
    »Ich wollte eigentlich sagen, dass du dort sicherlich etwas bewirken kannst«, sagte sie. »Außerdem kannst du jederzeit in die Staaten auswandern, ich wette, das FBI würde dich sofort nehmen.«
    »Warum sollte mich das FBI nehmen?«
    »Sie könnten dich als Obama-Double einsetzen.«
    »Dafür«, sagte ich, »musst du jetzt die Kebabs bezahlen.«
     
    Am Ende waren wir doch zu geschafft, um Kebabs zu kaufen, und schleppten uns stattdessen zum Wohnheim zurück, wo es Lesley vollkommen versäumte, mich in ihr Zimmer einzuladen. Ich hatte inzwischen jenen Zustand der Trunkenheit erreicht, in dem, sobald du im Bett liegst, das Zimmer um dich zu kreisen beginnt   – während du über die Beschaffenheit des Universums im Allgemeinen und über die Frage im Besonderen nachdenkst, ob du es noch bis zur Toilette schaffst, bevor sich dein Magen umdreht.
    Morgen war mein letzter freier Tag. Wenn es mir nicht sehr bald gelang zu beweisen, dass die Fähigkeit, Dinge zu sehen, die es nicht gab, zu den entscheidenden Fertigkeiten eines modernen Polizisten gehörte, würde ich mich wohl oder übel als neuer Mitarbeiter bei der CPU vorstellen müssen.
     
    »Tut mir leid wegen gestern Nacht«, sagte Lesley.
    An diesem Morgen hatten wir uns beide nicht dem Horror der Wohnheimküche stellen können und deshalb Zuflucht in der Polizeikantine gesucht. Obwohl das Kantinenpersonal aus einem Haufen kompakter Polinnen und magerer Somalis bestand, gab es in

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