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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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MULTIVERSUM
641
Emma Stoney:
    Kennst du mich noch? Weißt du, wo du bist? Ach, Malenfant …
    Ich kenne jedenfalls dich. Du bist immer noch derselbe, ein noto-rischer Raumkadett. Deshalb sind wir beide auch hier gestrandet, nicht wahr? Ich weiß noch, wie gern ich dir zugehört hatte, als wir beide Kinder waren. Während die anderen auf dem Autorücksitz miteinander fummelten, hast du mir Vorträge darüber gehalten, dass der Weltraum die neue Grenze sei, dass der Himmel eine Ressource der Menschheit sei und ausgebeutet werden müsse.
    Aber ist das schon alles? Ist der Himmel wirklich nicht mehr als eine leere Bühne, auf der die Menschheit sich präsentiert und ihre Händel austrägt?
    Und was, wenn wir uns selbst vernichteten, bevor wir überhaupt zu den Sternen aufbrechen? Würde das Universum sich einfach weiterentwickeln wie eine Uhr, die langsam abläuft, bar jeden Lebens und Bewusstseins?
    Wie – niederschmetternd.
    Aber so ist es sicher nicht. All die Sonnen und Welten, die durch die Leere wirbeln, die Schöpfung, die sich in ihrer ganzen Pracht aus dem Urknall entwickelt hat … Du hast immer gesagt, du könntest dir einfach nicht vorstellen, dass es dort draußen niemanden gibt, der auf uns hier unten herabschaut.
    Aber wenn das so ist, wo sind die dann alle?
    Das ist das Fermi-Paradoxon – stimmt's, Malenfant? Falls die Aliens existierten, wären sie hier. Du hast das sooft gesagt, dass ich es im Schlaf zu wiederholen vermag.
    Aber ich stimme dir zu. Es ist ein großes Rätsel. Ich bin sicher, dass Fermi uns damit etwas Grundlegendes über die Natur des Universums sagen wollte, in dem wir leben. Es ist, als ob wir alle 1
    in ein riesiges Koordinatensystem aus Möglichkeiten eingebettet wären, ein System mit einer Zeit-Achse – für unser zukünftiges Schicksal – und mit einer Raum-Achse – für die Möglichkeiten des Universums.
    Einen großen Teil deines Lebens hast du der Beschäftigung mit diesem kosmischen Koordinatensystem gewidmet. Dein Leben und folglich auch meins.
    Nun, in jedem Koordinatensystem gibt es einen bestimmten Punkt, den Ort, an dem die Achsen sich schneiden. Er wird auch als der Ursprung bezeichnet. Und dorthin sind wir zurückgekehrt, nicht wahr, Malenfant? Nun wissen wir auch, weshalb wir allein sind …
    Aber etwas hast du nie erwähnt: Den Subtext. Allein oder nicht allein – wieso ist das überhaupt ein Thema für uns?
    Ich habe es immer gewusst. Es ist ein Thema für uns, weil wir einsam sind.
    Ich wusste es, weil ich einsam war. Ich war schon einsam, bevor du mich hier an diesem schrecklichen Ort ausgesetzt hast, diesem Roten Mond. Ich habe dich vor langer Zeit an den Himmel verloren. Nun hast du mich hier gefunden – aber du wirst mich wieder verlassen, nicht wahr, Malenfant?
    … Malenfant? Hörst du mich? Erkennst du mich? Weißt du, wer du bist? Oh!
    Schau die Erde, Malenfant. Schau die Erde …
    Manekatopokanemahedo:
    So ist es, so war es, so geschah es.
    Es begann im Nachglühen des Urknalls, dieser kurzen Phase, als die Sterne noch brannten.
2
    Menschen kamen auf eine Erde. Emma, vielleicht war es deine Erde. Bald waren sie allein.
    Menschen breiteten sich über ihre Welt aus. Sie breiteten sich in Wellen durchs Universum aus, trugen ihre Händel aus, waren fruchtbar und mehrten sich, vergingen und entwickelten sich weiter. Es gab Kriege und Liebe, es gab Leben und Tod. Bewusstseine vereinigten sich zu Strömen des Bewusstseins oder lösten sich in glitzernden Tropfen auf. In gewissem Sinn erlangten sie sogar Un-sterblichkeit, eine Kontinuität der Identität durch Fortpflanzung und Verschmelzung über Milliarden Jahre hinweg.
    Überall stießen Menschen auf Leben: Primitive Replikatoren aus Kohlenstoff, Silizium und Metall, die dumpf im Dunklen vor sich hin existierten.
    Nirgends stießen sie auf Bewusstsein – außer dem, das sie selbst besaßen oder erschufen –, keine anderen, an denen Menschen sich zu messen vermochten.
    Schließlich begriffen sie, dass sie für immer allein bleiben würden.
    Mit der Zeit erloschen die Sterne wie Kerzen. Aber die Menschen zehrten vom Fett der Gravitation und erlangten eine Macht, die sie sich in früheren Zeiten nicht hätten träumen lassen. Es gibt keinerlei Anhaltspunkte, wie die Intelligenz jener Ära mental strukturiert war, das Bewusstsein am Unterlauf der Zeit. Sie schien nach nichts zu streben, sich nicht zu vermehren, nicht einmal zu lernen. Sie bedurften nichts. Sie hatten nichts mit uns gemeinsam, die Nachfahren

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