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Die Fluesse von London - Roman

Die Fluesse von London - Roman

Titel: Die Fluesse von London - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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da, Punkt. Trotzdem hatten die Kollegen im Labor ihr Bestes getan, und obwohl alle drei Gesichter ziemlich unscharf waren, konnte man doch klar sehen, dass es sich um drei verschiedene Personen handelte.
    »Er trägt eine Maske«, sagte ich.
    »Jetzt wirst du aber wirklich absurd«, meinte Lesley.
    »Schau dir doch mal seine Nase an!«, sagte ich. »Niemand hat so ein Gesicht.«
    Lesley deutete auf eine Anmerkung neben dem Foto.»Sieht so aus, als wäre das Ermittlungsteam derselben Meinung.« Die Indiziendatei enthielt auch eine Liste von »Weiteren Maßnahmen«, dazu gehörte unter anderem, in nahe gelegenen Kostümverleihen und Theatern nachzufragen, ob dort Masken verkauft oder verliehen wurden. Das hatte allerdings sehr geringe Priorität.
    »Aha!«, sagte ich. »Es könnte also dieselbe Person sein.«
    »Die ihre Klamotten in zwei Sekunden wechseln kann?«, erwiderte Lesley. »Wohl kaum.«
    Alle Dateien der Ermittlungsakte sind miteinander verknüpft; deshalb schaute ich noch schnell nach, ob es dem Ermittlungsteam gelungen war, Zeuge A weiter zu verfolgen, als er vom Tatort wegging. Das war nicht der Fall, und auf der Maßnahmenliste hatte die Fahndung nach ihm hohe Priorität. Vermutlich würde es eine Pressekonferenz geben, bei der man erklären würde, dass die Polizei sehr daran interessiert sei, mit diesem speziellen Zeugen zu sprechen.
    Die Schlumpfmütze war weiter unten in der New Row verschwunden, genau so, wie Nicholas behauptet hatte; ein Stück weiter in der St. Martin’s Lane war sie aus dem Überwachungsraster verschwunden. Der »Maßnahmenliste« zufolge war derzeit das halbe Ermittlungsteam damit beschäftigt, die Straßen in der Umgebung des Tatorts nach potentiellen Zeugen und Hinweisen abzusuchen.
    »Nein«, sagte Lesley, die meine Gedanken erraten hatte.
    »Nicholas   …«
    »Nicholas der
Geist
«, sagte sie.
    »Nicholas mit der fragwürdigen Gestalt«, sagte ich, »hat in allen Punkten recht behalten: wie sich der Mördernähert, die Angriffsmethode, die Todesursache. Außerdem hat er den Rückzugsweg richtig beschrieben. Wir haben nicht eine einzige Sekunde, in der Zeuge A gleichzeitig mit Schlumpfmütze zu sehen ist.«
    »Schlumpfmütze?«
    »Der Tatverdächtige«, sagte ich. »Das muss ich unbedingt dem Ermittlungsteam erzählen.«
    »Ach ja? Und was genau erzählst du denen? Hört mal zu, Leute, ich hab da zufällig einen Geist getroffen, der behauptet, Zeuge A hätte eine Maske aufgesetzt und dann das Opfer kaltgemacht.«
    »Nein, ich werde sagen, dass ich von einem potentiellen Zeugen angesprochen worden sei, der potentiell sehr interessante Hinweise habe, die für die weitere Ermittlungsarbeit von potentiell größtem Interesse sein könnten.«
    Wenigstens darüber dachte Lesley kurz nach. »Und damit willst du dich aus der CPU herausreden?«
    »Ist jedenfalls einen Versuch wert.«
    »Aber das reicht nicht. Erstens: Sie gehen bereits allen möglichen Hinweisen auf Zeuge A nach, dazu gehört auch die Möglichkeit, dass er eine Maske getragen haben könnte. Zweitens: Deine sämtlichen Informationen hättest du dir auch vom Video beschaffen können.«
    »Sie wissen doch gar nicht, dass ich Zugang zum Video hatte.«
    »Peter«, seufzte Lesley, »es zeigt, wie jemandem der Kopf abgeschlagen wird. Spätestens heute Abend steht das Video im Internet, wenn es nicht schon in den Abendnachrichten ausgestrahlt wird.«
    »Dann muss ich eben noch mehr Hinweise beischaffen.«
    »Heißt das, du willst wieder nach deinem Geist suchen?«
    »Kommst du mit?«
    »Nein«, antwortete Lesley, »denn morgen ist der wichtigste Tag meiner ganzen restlichen Laufbahn, deshalb gehe ich früh ins Bett, mit einer Tasse Kakao und Blackstones
Lehrbuch der Polizeilichen Ermittlungsarbeit

    »Auch gut«, sagte ich. »Ich denke sowieso, dass du ihn gestern verscheucht hast.«
     
    Feldausrüstung für Gespensterjäger: warme Jacke; Thermounterwäsche (extrem wichtig); Thermosflasche; Geduld; Gespenst.
    Schon nach kurzer Zeit wurde mir klar, dass das so ziemlich das Absurdeste war, was ich je getan hatte. Zuerst bezog ich ungefähr um zehn Uhr abends an einem Tisch eines Straßencafés Stellung und wartete darauf, dass sich die Menge allmählich verlief. Als das Café schloss, schlenderte ich zu den Säulen vor dem Kirchenportal hinüber und wartete dort auf den Geist.
    Es war wieder mal einer dieser eiskalten Abende. Selbst den Betrunkenen, die aus den Pubs torkelten, war es für halbwegs ordentliche Prügeleien

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