Die Flusswelt Der Zeit
muß, die an ein Weiterleben nach dem Tode glaubten, nicht sonderlich. Nun, ich muß wohl einsehen, daß ich einem Irrtum unterlegen war. Aber das kommt ja auch nicht zum ersten Mal vor.«
Er kicherte und sagte zu Monat: »Ich habe Sie sofort erkannt. Sie können von Glück sagen, daß man Sie innerhalb einer Gruppe von Menschen, die hauptsächlich dem neunzehnten Jahrhundert entstammen, hat aufwachen lassen.
Ansonsten hätte man sie bestimmt gelyncht.«
»Was meinen Sie damit?« fragte Burton.
»Er hat die Erde vernichtet«, erwiderte Frigate. »Zumindest glaube ich, daß er das tat.«
Monat sagte betrübt: »Der Taster war darauf abgestimmt, nur menschliche Wesen zu töten. Er hätte nie die gesamte Menschheit ausgerottet.
Normalerweise hätte er – nach der Vernichtung einer gewissen Anzahl von Leben, auch wenn diese Zahl sehr hoch war – aufgehört zu arbeiten. Glaubt mir, meine Freunde, ich hätte es nie weiter kommen lassen. Ihr habt keine Ahnung, was es mich gekostet hat, mich zu der Entscheidung durchzuringen, den Knopf überhaupt zu drücken. Aber ich mußte meine Leute beschützen. Ihr habt mich praktisch dazu gezwungen.«
»Alles fing damit an, daß Monat in einer direkt ausgestrahlten Fernsehsendung auftrat«, sagte Frigate. »Er machte dabei eine Bemerkung, die er besser hätte unterlassen sollen. Er sprach davon, daß die Wissenschaftler seines Volkes die Fähigkeit besäßen, zu verhindern, daß die Leute älter würden. Theoretisch gäbe es für die Taucetianer keinen Tod mehr. Dennoch setze man diese Techniken nicht ein; sie seien auf Tau Ceti verboten.
Daraufhin fragte der Interviewer ihn, ob es möglich sei, diese Technik auch auf Erdbewohner anzuwenden, und Monat erwiderte, er sehe keine Gründe, die dagegensprächen, aber da diese Verjüngungskur seinem Volk verboten sei, würden auch die Menschen darauf verzichten müssen. In diesem Moment setzte der Regierungszensor sich in Bewegung und ließ die Direktübertragung unterbrechen. Aber es war bereits zu spät.«
»Die amerikanische Regierung«, fuhr Lev Ruach fort, »ließ anschließend verbreiten, daß Monat die Frage falsch verstanden habe, weil er die englische Sprache noch nicht gut genug verstünde, aber niemand glaubte ihr.
Nicht nur die Bevölkerung der USA, praktisch die ganze Welt verlangte, daß Monat mit dem Geheimnis des ewigen Lebens herausrücken sollte.«
»Was ich natürlich nicht tat«, sagte Monat. »Von den Mitgliedern unserer Expedition wußte überhaupt niemand etwas Genaues über diese Lebensverlängerungstechnik. Selbst auf unserem Heimatplaneten waren nur sehr wenige damit vertraut. Aber als ich das den Leuten sagte, hatte das keinerlei Wirkung auf sie. Sie hielten mich für einen Lügner. Es gab einen Aufruhr, und dann stürmte der Mob den Platz, auf dem unser Raumschiff stand, durchbrach den Kordon der Wachen und drang auf uns ein. Ich mußte mit ansehen, wie meine Freunde, während sie versuchten, mit den Leuten zu reden, förmlich in Stücke gerissen wurden. Und so tat ich das, was ich tun mußte – nicht aus Rachegefühlen heraus, sondern aus einem ganz anderen Motiv. Mir war klar, daß, nachdem man uns umgebracht hätte – oder auch nicht –, die amerikanische Regierung in ihrem Verhalten umschwenken würde. Wenn sie sich erst einmal unseres Schiffes bemächtigt hätte, würden ihre Wissenschaftler es auseinandernehmen und recht bald duplizieren können. Anschließend würden sie eine Invasionsflotte gegen meinen Planeten aussenden. Mit diesem Wissen vor Augen blieb mir keine andere Wahl, als dafür zu sorgen, daß die Erde in ihrer Entwicklung um einige Jahrtausende zurückgeworfen wurde. Ich mußte, um meine eigene Welt zu retten, dem in der Umlaufbahn kreisenden Taster ein Signal zusenden. Hätte ich die Gelegenheit gehabt, die Selbstvernichtungsanlage meines Schiffes zu erreichen, wäre es sicher nicht so weit gekommen, aber es war mir unmöglich, den Kontrollraum zu betreten.
Also aktivierte ich den Taster. Kurz darauf durchbrach der Mob die Tür des Raumes, in dem ich mich aufhielt. Was dann geschah, weiß ich nicht mehr.«
Frigate sagte: »Ich befand mich in einem Hospital auf West-Samoa und war dabei, an Krebs zu sterben. Ich fragte mich, ob man mich neben Robert Louis Stevenson beerdigen würde. Aber die Chance war nicht sehr groß, das war mir klar. Auch wenn ich die Ilias und die Odyssee ins Samoanische übersetzt hatte… Und dann drangen die Nachrichten zu mir durch. Überall auf der
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