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Die Frau aus Alexandria

Die Frau aus Alexandria

Titel: Die Frau aus Alexandria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Anrufer hat keinen Namen genannt und außerdem mit heiserer Stimme gesprochen, wahrscheinlich vor Aufregung. Die Telefonistin konnte nicht einmal mit Sicherheit sagen, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelte.«
    »Die betreffende Person war also nahe genug am Tatort, um zweifelsfrei sagen zu können, dass es sich um Schüsse und nicht
um irgendwelche anderen Geräusche handelte«, schloss Pitt sogleich. »Wie viele Häuser im Umkreis von hundert Metern um Eden Lodge haben Telefon?«
    Talbot verzog den Mund. »Ziemlich viele. Im Umkreis von hundertfünfzig Metern dürften es fünfzehn oder zwanzig sein. In der Gegend wohnen eine ganze Reihe betuchter Leute. Natürlich werden wir herumfragen, aber dass der Anrufer keinen Namen genannt hat, lässt auf die Absicht schließen, nicht in die Sache verwickelt zu werden.« Er zuckte die Achseln. »Wirklich schade. Vielleicht hat er ja etwas beobachtet, aber ich nehme an, eher nicht. Der Tote war im Garten ziemlich gut von Gesträuch verdeckt. Da stehen lauter immergrüne Pflanzen, Lorbeerbüsche und dergleichen.«
    »Aber Ihre Leute haben ihn sofort gefunden«, nahm Pitt den Faden wieder auf.
    »Das ließ sich kaum vermeiden«, sagte Talbot mit trübseliger Miene. »Die Frau stand in einem langen weißen Kleid da, die Leiche auf einer Schubkarre vor sich, als hätte sie die Griffe in dem Augenblick losgelassen, als sie meine Männer kommen hörte.«
    Pitt versuchte sich das Bild vorzustellen: die undurchdringliche Schwärze des Gartens mitten in der Nacht, das Blättergewirr, die feuchte Erde, eine Frau im Abendkleid mit einer Leiche auf einer Schubkarre.
    »Wie Sie sehen, gibt es hier für Sie nichts zu tun«, unterbrach Talbot seine Gedanken.
    »Möglich.« Pitt war nicht bereit, sich ohne weiteres fortschicken zu lassen. »Sagten Sie nicht, dass da eine Pistole lag?«
    »Ja. Schönes Stück, mit ziselierten Griffschalen. Der Lauf war noch warm und roch deutlich nach Pulver. Zweifellos ist er damit getötet worden. Vernünftigerweise hat die Frau erst gar nicht abzustreiten versucht, dass die Waffe ihr gehört.«
    »Und ein Unfall ist ausgeschlossen?«, fragte Pitt, ohne selbst so recht an eine solche Möglichkeit zu glauben.
    Talbot gab ein leises Knurren von sich. »Bei einem Abstand von zwanzig Schritt wäre das unter Umständen möglich – aber es
waren nur drei oder vier. Außerdem läuft so eine Frau nachts um drei ja wohl nicht ohne Grund mit einer Pistole im Garten herum.«
    »Hat man ihn denn draußen erschossen?«, fragte Pitt rasch. Fabrizierte der Inspektor da womöglich Hypothesen, die nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmten?
    Talbot lächelte kaum wahrnehmbar. Es war lediglich ein leichtes Zucken der Lippen. »Entweder das, oder er hat eine Weile draußen gelegen, denn man hat auf dem Erdboden Blutspuren gefunden – im Haus übrigens keine.« Sein Gesichtsausdruck verhärtete sich, seine blassen Augen leuchteten. »Da gibt es doch eine Menge zu erklären, oder nicht?«
    Pitt schwieg. Was erwartete Narraway eigentlich von ihm? Wenn Ryersons Geliebte diesen Mann erschossen hatte, gab es für den Sicherheitsdienst nicht den geringsten Grund, sie zu decken oder gar zu ihrem Schutz die Wahrheit zu verdrehen.
    »Wer ist der Tote?«, fragte er.
    Talbot lehnte sich an die Wand. »Auf diese Frage warte ich schon die ganze Zeit. Edwin Lovat, ehemaliger Offizier, nach seiner Entlassung aus dem Heer in untergeordneter Position im diplomatischen Dienst tätig. Er kommt aus einem erstklassigen Stall und hatte, soweit wir bisher feststellen konnten, weder Feinde noch Schulden. Alles deutet auf eine untadelige Vergangenheit hin, und bis heute Nacht sah auch seine Zukunft vielversprechend aus.« Er hielt inne. Offenkundig wartete er auf die nächste Frage.
    Pitt ließ sich seine Verärgerung nicht anmerken. »Und welchen Grund hatte die Frau, ihn zu erschießen, ganz gleich, ob drinnen oder draußen? Ich nehme an, dass er nicht versucht hat, bei ihr einzubrechen?«
    Talbot zog die Brauen hoch, sodass sich seine Stirn in Falten legte. »Warum zum Kuckuck hätte er das tun sollen?«
    »Was weiß ich?«, gab Pitt knapp zurück. »Und warum sollte sie mit einer Pistole im Garten herumspazieren? Nichts von all dem ergibt einen Sinn.«
    »O doch!«, gab Talbot zurück, beugte sich eifrig vor und stützte die Ellbogen auf den Schreibtisch. »Dieser Lovat war in seiner aktiven Zeit in Ägypten stationiert. Genau gesagt in Alexandria, woher die Frau stammt. Wer weiß

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