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Die Frau aus Alexandria

Die Frau aus Alexandria

Titel: Die Frau aus Alexandria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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hätte sie sich mit einer geladenen Schusswaffe im Garten aufhalten sollen?
    Eine andere Möglichkeit bestand darin, dass Lovat nach einem Streit gerade hatte gehen wollen und sie ihm mit der Waffe gefolgt war.
    Wann Ryerson wohl tatsächlich eingetroffen war? Bevor geschossen wurde – oder danach? Hatte die Frau den Toten eigenhändig auf die Schubkarre gehoben? Man müsste feststellen, wie groß und schwer sie und Lovat waren. Sofern sie den Toten hochgehoben hatte, müsste man an ihrem weißen Kleid Blutspuren und vielleicht auch Erde finden. Danach konnte er Talbot fragen oder besser noch den Beamten, der als Erster am Tatort gewesen war.
    Er machte kehrt und ging durch das Tor zum Pferdestall zurück. Dort sah er den Wachtmeister, der vor Langeweile von einem Fuß auf den anderen trat. Er wandte sich um, als er hörte, wie das Tor geschlossen wurde.
    »Hatten Sie heute Nacht hier Dienst?«, fragte Pitt. Der Mann sah so müde aus, als wäre er schon seit vielen Stunden auf.
    »Ja, Sir.«
    »Waren Sie bei der Festnahme von Miss Sachari anwesend?«
    »Ja, Sir.« Seine Stimme hob sich ein wenig, klang interessierter.
    »Können Sie mir die Frau beschreiben?«
    Einen Augenblick sah der Beamte verwundert drein, dann überlegte er, wobei sich sein Gesicht vor Anstrengung verzog. »Ziemlich groß, Sir, und sehr schlank. Dass sie Ausländerin is, is auf’n ersten Blick zu erkennen – se sieht richtig fremdländisch aus. Auf mich hat se ... na ja, ’n sehr damenhaften Eindruck gemacht, jedenfalls mehr wie unsre Damen meistens – ich mein, die sind ...«
    »Nur zu«, ermunterte ihn Pitt. »Ich will offene Antworten, Sie brauchen also keine Rücksichten zu nehmen. Was ist mit dem Toten? Wie groß war er?«
    »Größer wie der Durchschnitt, Sir, und breitschultrig. Was Genaueres kann ich schwer sagen – ich hab ’n ja nie stehen sehen. Aber ich denk, ’n bisschen größer wie ich un nich ganz so groß wie Sie.«
    »Hat man ihn ins Leichenschauhaus gebracht?«
    »Ja, Sir.«
    »Wie viele Männer haben ihn aufgehoben?«
    »Zwei, Sir.« Der Ausdruck von Verstehen trat auf seine Züge. »Sie meinen wohl, dass se ’n nich alleine auf die Schubkarre gekriegt hat?«
    »Ja.« Pitt presste die Lippen zusammen. »Aber es dürfte besser sein, zu niemandem darüber zu sprechen, jedenfalls fürs Erste. Man hat mir gesagt, dass die Frau ein weißes Kleid trug. Stimmt das?«
    »Ja, Sir. Es hat ganz eng angelegen, nich so wie sonst bei den Damen, soweit ich welche gesehen hab. Sehr schön ...« Er errötete leicht, wohl weil er der Ansicht war, dass es sich nicht mit seiner Tätigkeit vertrug, eine Mörderin schön zu finden, noch dazu eine fremdländische. Dennoch fuhr er fort: »Irgendwie natürlicher. Ich mein ...« Er fuhr sich mit einer Hand über die Schulter. »Keine Puffärmel, mehr so, wie Frauen von Natur aus aussehen.«
    Pitt unterdrückte ein Lächeln. »Ich verstehe. Und gab es auf diesem weißen Kleid Erd- oder Blutflecken?«
    »’n bisschen Erde, aber das war wohl eher Blätterdreck«, sagte der Beamte.
    »Wo?«
    »So auf Kniehöhe. Als hätt se am Boden gekniet.«
    »Aber kein Blut?«
    »Nein, Sir, jedenfalls hab ich keins gesehen.« Er riss die Augen weit auf. »Sie mein’, se hat’n nich auf die Schubkarre gelegt?«
    »Nein, ich glaube, das haben Sie gesagt, Wachtmeister. Übrigens wäre es mir sehr recht, wenn Sie das nicht wiederholten, es sei denn, man fordert Sie in einer Situation dazu auf, in der es eine Lüge wäre, etwas anderes zu sagen. Lügen sollen Sie auf keinen Fall.«
    »Nein, Sir! Hoffentlich fragt mich keiner.«
    »Ja, das wäre auf jeden Fall das Beste«, stimmte Pitt mit Nachdruck zu. »Danke, Wachtmeister. Wie heißen Sie?«
    »Cotter, Sir.«
    »Ist der Diener noch im Hause?«
    »Ja, Sir. Niemand is da rausgekommen, seit man se weggebracht hat.«
    »Dann werde ich hineingehen und mit ihm sprechen. Wissen Sie, wie er heißt?«
    »Nein, Sir. Er sieht aber aus wie ’n Ausländer.«
    Pitt dankte ihm erneut und ging zum Dienstboteneingang. Er klopfte und musste mehrere Minuten warten, bis ein dunkelhäutiger schlanker Mann in blassen steinfarbenen Gewändern öffnete. Den größten Teil seines Kopfes bedeckte ein Turban. Seine Augen waren nahezu schwarz.
    »Ja, Sir?«, sagte er zurückhaltend.
    »Guten Morgen«, begrüßte ihn Pitt. »Sind Sie Miss Sacharis Diener?«
    »Ja, Sir. Aber Miss Sachari ist nicht anwesend.« Er sagte das mit solcher Endgültigkeit, als wäre damit jede mögliche

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